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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spät, und außer ihrem roten 560 SL standen nur noch zwei andere Wagen in dieser Etage, abseits des Mercedes, den Rachael etwa dreißig Meter vom Aufzug entfernt geparkt hatte. Wachsam machte sie eine Runde um das glänzende Auto. Niemand versteckte sich dahinter, und durch die Fenster sah sie nichts weiter als leere Sitze. Sie öffnete die Tür und stieg rasch ein. Kaum hatte Benny neben ihr Platz genommen, betätigte sie die Zentralverriegelung, ließ den Motor an, legte ruckartig den ersten Gang ein und gab Gas.
    Während sie den Wagen über die Rampe lenkte, sicherte sie die Waffe und schob sie in die Handtasche zurück. Als der Mercedes auf die Straße rollte, sagte Benny: »Okay, und jetzt erzähl mir bitte, was eigentlich los ist.«
    Rachael zögerte und bedauerte es, ihn bereits so tief in die Sache verwickelt zu haben. Sie hatte kein Recht, ihn in Ge fahr zu bringen.
    »Rachael?«
    Die Ampel an der Kreuzung Main Street und vierte Straße zeigte auf Rot, und Rachael hielt an. Der warme Sommerwind blies einige Papierfetzen übers Pflaster und ließ sie hin und her wirbeln, bevor er sie fortwehte.
    »Rachael?« wiederholte Benny.
    Ein in schäbige Lumpen gekleideter und heruntergekommen wirkender Mann stand nur wenige Meter entfernt am Straßenrand. Er war schmutzig, unrasiert und betrunken. In der linken Hand hielt er eine Weinflasche, nur zum Teil in einer braunen Tüte verborgen. Die rechte Hand umklammerte eine alte Taschenuhr. Die Glasabdeckung fehlte, und der Minutenzeiger war abgebrochen. Trotzdem schien der Mann eine Kostbarkeit darin zu sehen. Er bückte sich und starrte aus fiebrig glänzenden und blutunterlaufenen Augen in den Mercedes.
    Benny ignorierte ihn und wandte sich erneut an die junge Frau. »Verschließ dich nicht vor mir, Rachael. Was ist los? Sag's mir. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Ich möchte dich nicht hineinziehen.«
    »Ich stecke bereits mit drin.«
    »Nein. Du weißt überhaupt nichts, und ich halte es für besser, es bleibt dabei.« »Du hast mir versprochen...« Die Ampel sprang um, und Rachael trat so jäh aufs Gas,
    daß Benny an die Rückenlehne des Beifahrersitzes gepreßt wurde. »Hör mal, Benny«, sagte sie, »ich fahre dich zu mir nach Hause zurück, so daß du deinen Wagen holen kannst.«
    »Von wegen.«
    »Ich komme auch allein zurecht.«
    »Womit? Was wird hier eigentlich gespielt?«
    »Setz mich nicht unter Druck, Benny. Bitte nicht. Ich muß über vieles nachdenken und einige Dinge erledigen...« »Klingt ganz so, als hättest du für heute abend noch etwas vor.«
    »Es betrifft dich nicht«, sagte Rachael.
    »Wohin willst du?«
    »Ich möchte etwas... überprüfen.«
    Benny sah sie besorgt an. »Hast du etwa vor, jemanden zu erschießen?« »Natürlich nicht.«
    »Warum dann die Pistole?«
Rachael gab keine Antwort.
»Hast du einen Waffenschein?« fragte Benny.
Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Nein, nur eine be-
    schränkte Erlaubnis.« Der Mann an ihrer Seite nickte. »Mit anderen Worten: Du
    müßtest die Pistole zu Hause lassen.« Rachael schwieg. Benny blickte nach hinten, um festzustellen, ob ihnen ein
    anderes Fahrzeug folgte, und dann beugte er sich rasch zu r Seite und riß das Steuer nach rechts.
    Reifen quietschten, und Rachael trat so fest auf die Bremse, daß die Räder blockierten und der Mercedes sieben oder acht Meter weit rutschte. Als sie Benny zurief, er solle das Steuer loslassen, zog er die Hände zurück. Das Lenkrad drehte sich mit einem Ruck, aber Rachael hielt es fest, brachte den Wagen wieder unter Kontrolle und lenkte ihn an den Straßenrand. »Bist du übergeschnappt?« fragte sie Benny entgeistert.
    »Nein, nur sauer.« Er holte tief Luft. »Ich mö chte dir hel
    fen.« »Das ist unmöglich.« »Stell mich auf die Probe. Was möchtst du überprüfen?« Rachael seufzte. »Erics Haus.« »In Villa Park? Warum?« »Das kann ich dir nicht sagen.« »Und anschließend?« »Geneplan. Sein Büro.« »Warum?« »Das kann ich dir ebenfalls nicht sagen.« »Warum nicht?« »Es ist gefährlich, Benny. Es könnte drunter und drüber
    gehen.«
    »Bin ich etwa aus Porzellan, verdammt? Oder aus Glas? Was hältst du eigentlich von mir, Rachael? Glaubst du etwa, ich zerbräche einfach, wenn mich jemand mit dem Zeigefinger berührt?«
    Sie sah ihn an. Der bernsteinfarbene Glanz der Straßenlampen fiel nur durch ihre Hälfte der Windschutzscheibe und ließ Benny im Dunkeln. Doch sie konnte deutlich das Blitzen in seinen Augen erkennen. »Du

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