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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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absoluter Macht und unbesiegbarer Wut dar, dem sich jeder Junge hingab und von dem sich manche Männer auch als Erwachsene nicht ganz trennen konnten. Eric wußte, daß er sich diesen angenehmen Empfindungen nicht zu sehr hingeben durfte, wenn er einen neuerlichen Beginn der animalischen Phase vermeiden wollte.
    Das sonderbare und nicht unbedingt schmerzhafte Feuer in seinem Körper, die Flammen, die in Muskeln, Blut und Knochen loderten -sie waren längst zu ständigen Begleitern geworden. Vor einer Weile hatte er sich als eine Person gesehen, deren Leib schmolz und dabei neue Gestalten annahm, doch jetzt gewann er den Eindruck, zu brennen. Er gab dem Brodeln in ihm einen Namen, nannte es Veränderungsfeuer.
    Glücklicherweise kam es nicht mehr zu den schwächenden Peinkrämpfen, an denen er während einer früheren Phase der Metamorphose gelitten hatte. Ab und zu spürte er dump fen Schmerz, manchmal auch ein kurzes Stechen irgendwo in seinem physischen Kosmos -aber diese Gefühle waren nur von kurzer Dauer und nicht annähernd so belastend wie die anfänglichen Agonien. Während der letzten zehn Stunden hatte sein Körper ganz offensichtlich eine neue Eigenschaft gewonnen: die Amorphie.
    Allerdings erfolgten nach wie vor jähe Anfälle der Freßgier. In einem rasenden Rhythmus zerstörte sein Körper alte Zellen und schuf neues Gewebe, und dieser Vorgang verbrauchte eine Menge Energie. Außerdem stellte Eric fest, daß er weitaus häufiger urinieren mußte als vorher. Und jedesmal dann, wenn er auf dem Seitenstreifen anhielt und seine Blase am Straßenrand entleerte, stank der Urin noch mehr nach Ammoniak und anderen Chemikalien.
    Als er weiterfuhr, kurz darauf eine Anhöhe erreichte und den glänzenden Lichterteppich von Las Vegas vor sich liegen sah, verspürte er erneut plötzlichen Hunger, empfand dieses Gefühl wie einen überraschenden Schlag in die Magengrube. Eric begann zu schwitzen und bebte am ganzen Leib.
    Einmal mehr lenkte er den roten Kleinlieferwagen auf den Seitenstreifen und hielt an.
    Er wimmerte, als seine Gier zunahm, und nur wenige Sekunden später gab er ein kehliges Knurren von sich. Ganz deutlich fühlte er, wie animalische Bedürfnisse die Struktur menschlicher Selbstbeherrschung erschütterten.
    Er fürchtete sich vor den Konsequenzen, davor, das Fahrzeug zu verlassen und in der Wüste zu jagen. Vielleicht verirrte er sich in der weiten Öde, nur wenige Kilometer von Las Vegas entfernt. Schlimmer noch: Wenn sich sein Intellekt endgültig verflüchtigte und reinem Instinkt wich, ließ er sich möglicherweise dazu hinreißen, auf die Straße zu treten, einen Wagen anzuhalten, den Fahrer hinterm Lenkrad hervorzuzerren und ihn in Stücke zu reißen. Das mußte Aufmerksamkeit erregen - was bedeutete, daß er in einem solchen Fall nicht damit rechnen konnte, die Reise ungehindert zu dem Motel fortzusetzen, in dem sich Rachael versteckte.
    Allein der Gedanke an Rachael gab den Konturen seiner Umgebung einen rötlichen Schimmer, und bei der Vorstellung, endlich Rache an ihr zu nehmen, stieß Eric unwillkürlich einen zornigen Schrei aus, der von den regennassen Scheiben des Wagens widerhallte. Die wilde Entschlossenheit, an Rachael Vergeltung zu üben -nur diesem mächtigen Wunsch hatte er es zu verdanken, daß es ihm während der langen Fahrt durch die Mohavewüste gelungen war, sich der psychischen Regression zu widersetzen.
    Verzweifelt versuchte Eric, das primordiale Bewußtsein zu unterdrücken, das bohrende Hungergefühl, die Leere in seinem Innern, die nun unbedingt gefüllt werden wollte. Gierig wandte er sich der Kühltasche hinter dem Fahrersitz des roten Kleinlieferwagens zu, riß sie auf und stellte zufrieden fest, daß sie alle notwendigen Dinge für ein Picknick enthielt: ein halbes Dutzend Sandwiches, zwei Äpfel und einen Sechserpack Bier.
    Mit seinen Klauenpranken packte Eric die belegten Brote, stopfte sie sich in den Mund und schlang sie fast in einem Stück herunter. Mehrmals verschluckte er sich und hustete, zwang sich dazu, gründlicher zu kauen.
    Anschließend trank er das Bier - und wußte, daß er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen brauchte: Der Alkohol würde seine Sinne nicht benebeln, denn der wesentlich leistungsstärker gewordene Motor seines Metabolis mus verbrannte die in ihm gespeicherte Energie, bevor es zu irgendwelchen unerwünschten Nebenwirkungen kommen konnte.
    Einige Minuten später ließ sich Eric auf dem Fahrersitz zurücksinken und keuchte.

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