Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
bunten Schein, und Tausende von farbigen Neonleuchten bildeten lange Schlangen. Der Wasserfilm auf den Scheiben des roten Kleinlieferwagens und der tief in die Stirn gezogene Stetson genügten nicht, um das alptraumhafte Gesicht Erics vor den neugierigen Blicken der Passanten zu verbergen. Aus diesem Grund bog er vom Strip ab, bevor er die ersten Hotels erreichte, wählte eine Seitenstraße und fuhr nach Osten weiter, vorbei am rückwärtigen Bereich des McCarran International Airport.
    Eric erinnerte sich an die Blockhütte am Lake Arrowhead, an das Gespräch, das Shadway und Rachael in der Garage geführt hatten, an die Erwähnung eines Motels namens Golden Sand Inn. Es fiel ihm nicht weiter schwer, das Haus zu finden: ein U-förmiges Gebäude mit Swimmingpool, das offene Ende der Straße zugewandt. In der Sonne gebleichtes Holz, das dringend einen neuen Anstrich benötigte. Fleckiges und ris siges Mauerwerk. Ein schiefes Dach, das neu abgedichtet werden mußte. Einige Fenster mit gesplitterten Scheiben, hier und dort mit Brettern vernagelt. Im Garten hüfthohes Unkraut. Vor einer Wand bildeten welke Blätter und Papierfetzen einen großen Haufen. Ein großes und defektes Neonschild hing zwischen zwei sechs Meter hohen Stahlpfosten nahe der Zufahrt, schwang im Rhythmus der Sturmböen langsam hin und her.
    Rechts und links des Golden Sand Inn erstreckten sich jeweils zweihundert Meter breite Flächen aus unbebautem Land, bewachsen von niedrigem Gestrüpp. Auf der anderen Straßenseite wurde gerade ein neuer Gebäudekomplex errichtet, und die Stahl-und Betongerüste sahen aus wie die fleischlosen Gerippe eines exotischen Dinosauriers. Das Motel erhob sich am Rande der Stadt, und es herrschte nur wenig Verkehr.
    Hinter keinem Fenster brannte Licht, und daraus schloß Eric, daß Rachael noch nicht eingetroffen war. Wo hielt sie sich auf? Er erinnerte sich daran, ziemlich schnell gefahren zu sein, doch er hielt es für ausgeschlossen, sie auf der Interstate überholt zu haben.
    Beim Gedanken an Rachael begann sein Herz schneller zu pochen, und einmal mehr regte sich die kalte, reptilienartige Wut in ihm. Nahrung kam ihm in den Sinn, und daraufhin wurde ihm der Mund wäßrig. Er bebte am ganzen Leib, versuchte aber, sich zu beherrschen, biß die spitzen Zähne zusammen und bemühte sich, wenigstens teilweise rational zu bleiben.
    Eric parkte den roten Wagen am kiesigen Straßenrand, rnehr als hundert Meter vom Golden Sand entfernt, ließ die beiden Vorderreifen in den seichten Sand rollen -um den Anschein zu erwecken, das Auto sei ins Schleudern geraten und der Fahrer nach Hause gegangen, um sich am nächsten Morgen um seinen Lieferwagen zu kümmern. Als das Brummen des Motors verklang, schien das Trommeln des Regens lauter zu werden. Eric wartete, bis weit und breit keine anderen Wagen zu sehen waren, bevor er die Beifahrertür öffnete und ausstieg.
    Er stapfte durch den Abwassergraben, in dem schäumendes Schmutzwasser floß, hielt auf das Motel zu und sah sich immer wieder um. Nach einigen wenigen Metern wurde er schneller, lief schließlich, als er begriff, daß er sich nur hinter einigen Büschen und Sträuchern verstecken konnte, wenn sich ein anderes Fahrzeug näherte.
    Als er sich dem Sturm ausgesetzt fühlte, verspürte er erneut die Versuchung, sich die Kleidung vom Leib zu reißen und nackt durch Nacht und Regen zu stürmen, fort von den Lichtern der Stadt, durch die Wüste. Doch das Verlangen nach Rache war stärker, und deshalb setzte er den Weg fort.
    Das kleine Büro des Motels befand sich in der nordöstlichen Ecke des U-förmigen Gebäudes. Durch die dicken Scheiben des Fensters sah Eric nur einen Teil des unbeleuchteten Zimmers: die trüben Konturen eines Sofas, einen Ses sel, einen Tisch, eine Lampe, den Empfangstresen. Das Apartment des Verwalters, das Shadway Rachael als Unterkunft angeboten hatte, ließ sich vermutlich durch das Büro erreichen. Eric streckte eine Klauenhand nach dem Knauf aus, der in seiner großen Pranke verschwand. Die Tür abgeschlossen.
    Plötzlich sah er sein undeutliches Spiegelbild im feuchten Glas: eine gehörnte Dämonenfratze mit scharfen Zähnen und seltsamen Knochenbuckeln. Rasch wandte er den Blick davon ab und versuchte, ganz still zu bleiben, nicht zu wimmern.
    Er schlich auf den Hof und beobachtete die Türen, die auf drei Seiten zu den Motelzimmern führten. Nirgends schimmerte Licht, und dennoch fiel es Eric nicht schwer, sich zu orientieren. Er konnte genügend

Weitere Kostenlose Bücher