Schattenfeuer
kraftvollen Hieben in eine neue Form gepreßt wurde. Eric biß die Zähne zusammen, dazu entschlossen, diesem neuen Gegner nicht nachzugeben.
Vielleicht verschlimmerte sich das Pochen hinter seiner Stirn deshalb, weil er sich sehr konzentrieren mußte, um die schattige Straße im Auge zu behalten. Wenn der Schmerz unerträglich wurde, blieb ihm keine andere Wahl, als sich eine Zeitlang hinzulegen - obwohl er die Vorstellung verabscheute, seinen Posten zu verlassen. Die Aura einer drohenden Gefahr verdichtete sich immer mehr.
Sowohl die Axt als auch die beiden Messer lagen griffbereit neben dem Sessel. Jedesmal dann, wenn Eric den Kopf zur Seite neigte und die Klingen betrachtete, fühlte er sich nicht nur beruhigt, sondern spürte auch, wie so etwas wie freudige Aufregung in ihm entstand. Sollten die Verfolger nur kommen.
Zwar wußte er noch immer nicht genau, wer es auf ihn abgesehen haben mochte, doch aus irgendeinem Grund zweifelte er nicht daran, daß seine Besorgnis begründet war. Nach einer Weile fielen ihm einige Namen ein: Baresco, Seitz, Geffels, Knowls, Lewis. Ja, natürlich - seine Geneplan-Part-ner. Ihnen mußte klar sein, was er getan hatte. Bestimmt beabsichtigten sie, ihn so rasch wie möglich aufzustöbern und unschädlich zu machen, um das Geheimnis von Wildcard zu wahren. Doch Erics Furcht bezog sich nicht nur auf sie. Es gab noch andere Personen... schattenhafte Gestalten, die vor seinem inneren Auge keine klaren Konturen gewannen, die über weitaus mehr Macht verfügten als die Männer von Geneplan.
Einige Sekunden lang hatte Eric das Gefühl, als gelinge es ihm endlich, die Barriere des mentalen Dunstes zu durchstoßen und eine geistige Lichtung zu erreichen. Er spürte, wie sich seine Gedanken klärten, wie sich in allen Einzelbereichen seiner intellektuellen und memorialen Kapazität Aktivität zu regen begann. Unwillkürlich hielt er den Atem an und beugte sich erwartungsvoll vor. Er stand unmittelbar davor, alles zu verstehen: die Identität der anderen Verfolger, die Bedeutung der Mäuse und des schrecklichen Bildes der an die Wand genagelten Frau...
Dann schleuderte ihn das gnadenlose Pochen in seinem Schädel in die Zone der Benommenheit zurück. Der helle Schein in seinem gedanklichen Universum trübte sich, als schiebe sich eine gewaltige Dunkelwolke aus interstellarem Staub vor die Galaxis seiner Überlegungen. Eric gab ein enttäuschtes Krächzen von sich.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung im Wald. Eric zwinkerte einige Male, schob sich noch näher an das große Fenster heran und ließ seinen Blick wachsam über den Hang und den Weg gleiten, auf dem die Schatten komplexe Muster bildeten. Weit und breit war niemand zu sehen. Die Bewegung stammte von einer lauen Brise, die über Äste und Zweige hinwegstrich, die die sommerliche Stille beendete und in Büschen und Zweigen raschelte.
Eric wollte sich gerade zurücklehnen, als ein Blitz aus sengendheißer Pein durch sein Bewußtsein zuckte. Der Schmerz ließ ihn einige Sekunden lang erstarren, lahmte ihn geradezu, so daß er weder schreien noch atmen konnte. Schließlich schaffte er es, tief Luft zu holen, und ein heiseres Kreischen entrang sich seiner Kehle.
Er fürchtete, der immer intensiver werdende Schmerz könne auf eine plötzliche Umkehrung des Heilungsprozesses hinweisen, und zitternd hob er die eine Hand und betastete seinen Kopf. Er berührte das rechte Ohr, das inzwischen wieder ganz angewachsen war. Einige Borken, hier und dort ein wenig Schorf, weiter nichts.
Warum machte die Genesung so enorme Fortschritte? Er hatte erwartet, daß sie einige Wochen dauerte, nicht nur ein paar Stunden.
Eric brachte die Hand weiter in die Höhe und fühlte die lange Delle an der rechten Seite seines Schädels. Sie war noch immer dort, aber nicht mehr ganz so tief wie zuvor. Außerdem wirkten die Knochen an der betreffenden Stelle nicht mehr weich und gummiartig, sondern fest und stabil. Verwundert verstärkte er den Druck, den seine Finger auf die Wunde ausübten, vergewisserte sich, daß es keine offenen Risse mehr gab. Überall frisches Gewebe auf einer restrukturierten Knochenbasis. Keine Spur mehr von Splittern. Die schweren Schädelverletzungen waren innerhalb eines knappen Tages verheilt -eine ebenso unmögliche wie absurde Feststellung.
Verblüfft beugte sich Eric zurück. Er erinnerte sich daran, daß die Veränderung seiner Gene beschleunigte Heilung und eine Verjüngung der Zellen bewirken sollte, entsann
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