Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
sich jedoch nicht, dabei an eine solche Geschwindigkeit gedacht zu haben. Klaffende Wunden, die sich innerhalb von Stunden schlössen? Fleisch, Arterien und Venen, bei deren Neubildung man fast zusehen konnte? Extensives Knochenwachstum in weniger als einem Tag? Lieber Himmel -nicht einmal unkontrolliert wuchernde Krebszellen konnten damit Schritt halten!
    Eine Zeitlang gab er sich der triumphierenden Vorstellung hin, bei seinen Experimenten einen noch wesentlich größeren Erfolg erzielt zu haben, als er zu hoffen gewagt hatte. Dann fiel ihm ein, daß er noch immer nicht klar denken konnte und sein Erinnerungsvermögen nach wie vor zu wünschen übrigließ - obgleich das verletzte Hirngewebe inzwischen bestimmt ebenso gründlich verheilt war wie die Schädelknochen. Mußte er damit rechnen, selbst nach dem Abschluß der Rekonvaleszenz nicht sein ganzes rationales und emotionales Potential zurückzuerhalten? Dieser Ge danke erschreckte ihn. Und als er den Kopf drehte, sah er wieder seinen vor vielen Jahren verstorbenen Onkel Barry Hampstead, der in der einen Ecke des Zimmers stand, dicht neben einem prasselnden Schattenfeuer.
    Zwar war ihm die Rückkehr aus dem Jenseits gelungen, aber vielleicht würde er für immer ein Toter bleiben, zumindest teilweise - trotz der veränderten Genstruktur.
    Nein. Eric wehrte sich gegen diese Vorstellung. Sie hätte bedeutet, daß seine ganze Arbeit umsonst gewesen war.
    Onkel Barry lächelte und sagte: »Komm und küß mich, Eric. Zeig mir, wie sehr du mich liebst.«
    Vielleicht handelte es sich beim Tod um mehr als nur das Ende körperlicher und geistiger Aktivität. Möglicherweise ging beim Sterben eine andere Qualität verloren - ein mentaler Aspekt, der nicht so leicht restimuliert werden konnte wie die Körper- und Hirnfunktionen.
    Wie ein eigenständiges Wesen setzte sich die noch immer erhobene Hand erneut in Bewegung, tastete an der einen Kopfseite entlang zur Braue, zum Zentrum der Schmerzexplosion, die er vor einigen Minuten erlebt hatte. Er spürte etwas Seltsames. Die Stirn schien nicht mehr glatt zu sein, sondern wies einige kleine Buckel auf.
    Eric vernahm ein entsetzes Ächzen -und er brauchte eine Weile, bis er begriff, daß dieser Laut von ihm selbst stammte.
    Die Knochenwülste über den Augen waren weitaus breiter, als es eigentlich der Fall sein sollte.
    Und an der rechten Schläfe hatte sich ein dicker, fast zweieinhalb Zentimeter hoher Knorpelknoten gebildet.
    Wie? Mein Gott, wie?
    Während Eric die obere Hälfte seines Gesichts betastete, in der Art und Weise eines Blinden, der sich ein Bild vom Aussehen eines Fremden zu machen versuchte, formten sich tief in seinem Innern imaginäre Kristalle aus kaltem Grauen.
    In der Mitte der Stirn berührte er einen schmalen, knorrigen Auswuchs, der bis zum Nasenrücken reichte.
    Er fühlte dicke und pulsierende Adern an seinem Haaransatz, dort, wo sich bei einem normalen Menschen gar keine Arterien befanden.
    Eric wimmerte, und heiße Tränen quollen ihm aus den Augen.
    Trotz seiner Benommenheit wurde ihm sofort die schreckliche Wahrheit klar. In rein technischer Hinsicht war sein genetisch veränderter Körper durch den Zusammenprall mit dem Müllwagen getötet worden. Doch auf zellularer Ebene verblieb ein Rest von Aktivität, und die modifizierten Gene, denen nur noch ein Bruchteil der Lebenskraft zur Verfügung stand, schickten Dringlichkeitsimpulse durch das abkühlende Gewebe, um so schnell wie möglich die Produktion der Substanzen zu veranlassen, die für eine Regenerierung und Verjüngung gebraucht wurden. Doch nach der erfolgten Heilung sorgten die Gene nicht für eine Beendigung des enorm beschleunigten Zellteilungsrhythmus. Irgend etwas stimmte nicht. Erics Körper stellte noch immer weiteres Fleisch und neue Knochen her. Zwar war das entsprechende Gewebe sicher völlig gesund, aber der Prozeß ließ sich mit einer Krebswucherung vergleichen.
    Der Leib nahm eine neue Gestalt an.
    Was für eine?
    Erics Herz klopfte wie rasend, und kalter Schweiß brach ihm aus.
    Mit einem Ruck stand er auf. Ein Spiegel, dachte er. Ich muß mein Gesicht sehen.
    Er fürchtete sich davor, sein Ebenbild zu betrachten. Neuerliches Entsetzen entstand in ihm, als er daran dachte, was für ein Anblick ihn erwarten mochte. Doch gleichzeitig verspürte er den unwiderstehlichen Drang herauszufinden, in welche Art von Ungeheuer er sich verwandelte.
    Im Sportartikelgeschäft am See entschied sich Ben für ein halbautomatisches

Weitere Kostenlose Bücher