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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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mit Flecken einer dunklen und fauligen Substanz bekleckert, was die Aufschrift »Bleckton & Mitcham, Herrenausstatter – die Maßschneiderei für vornehme Gentlemen« in »leckt…Mi…cham…a…r…sch …vornehme Gentlemen« verwandelte. Um Mirandas Mundwinkel zuckte es. Diese kleinen Teufel konnten ziemlich gut zielen.
    Sie ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, den Passanten, die langsamer wurden, um sich über den Anblick zu amüsieren, die Taschen zu leeren. Später würde sie zurückkommen und dem armen Plakatträger einen Schilling geben, als kleine Belohnung dafür, täglich solche Folter erdulden zu müssen.
    Trotz der Wärme, die in der Luft lag, fröstelte sie, als sie den Schauplatz verließ. Ein unbehaglicher Schauer kroch ihr über den Rücken. Eisern widerstand sie dem Drang, sich umzudrehen. Stattdessen verschmolz sie tiefer mit der Menge und beschleunigte ihren Schritt stärker, als schicklich war. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet, ja, verfolgt zu werden.
    Ein schneller Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass ein Mann hastig zur Seite trat, sodass er nicht mehr als eine Gestalt zwischen vielen auf dem überfüllten Bürgersteig war.
    Schweiß lief ihr den Nacken hinunter und in ihren Kragen. Wer war das? Ihr Instinkt sagte ihr, dass es ein Fremder war, jemand, der ihr schaden wollte. Und sie führte dieses abstoßende Leben schon lange genug, um gehörigen Respekt vor ihren Instinkten entwickelt zu haben.
    Die Gesichter um sie herum verschwammen, der vielstimmige Lärm Londons wurde in Kombination mit dem Hämmern ihres Herzens beinahe ohrenbetäubend. Er trieb sie vor sich her, kam immer näher. Sie sollte irgendwo Schutz suchen, vielleicht in einem Laden, doch das würde ihn nicht aufhalten, dessen war sie sich sicher. Bis nach Hause war es viel zu weit. Sie würde kämpfen müssen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie einen Anfall von Panik unterdrückte.
    Die Finger fest zu Fäusten geballt, bog Miranda unvermittelt in eine dunkle Gasse. Wie vorausgesehen tat ihr Verfolger es ihr gleich, mit der selbstsicheren Autorität von jemandem, der es gewohnt ist, Angst einzuflößen, anstatt ihr zum Opfer zu fallen. Sein Fehler. Als er einen Schritt nähertrat, konnte sie seine Züge erkennen.
    Sie kannte diesen Mann. Ihr Verstand raste bei dem Versuch, ihn einzuordnen, während er sprach.
    »Wann hast du mich denn bemerkt?«, fragte er, während er auf sie zugeschlendert kam. Seine Aufmachung grenzte ans Lächerliche: zitronengelb und limettengrün karierte Hosen gepaart mit einer himbeerroten Weste. Ein Sakko in dunklem Orange und ein grüner Bowler vervollständigten die Scheußlichkeit.
    »Vor drei Blocks.« Langsam wich Miranda zurück und lockte ihn dadurch tiefer in die Gasse hinein, fort von eventuellen Augenzeugen. Sie konnte es schaffen. Sie konnte kämpfen.
    Ein Lächeln teilte sein unscheinbares Gesicht und enthüllte dabei eine Lücke zwischen den Schneidezähnen. Dieses Lächeln. Ein Schauer durchlief sie. Er war einer der jungen Strolche, die sie vor ein paar Monaten in der Gasse hinter ihrem Haus belästigt hatten. Bei der Erkenntnis durchzuckte sie überraschende Erregung. Würde der dunkle Fremde, der damals zu ihrer Rettung gekommen war, auch diesmal wieder erscheinen? Sie verdrängte den Gedanken. Ein Zufall würde keinen weiteren herbeiführen.
    Mit schief geneigtem Kopf musterte sie der Mann. »Dich kenn ich doch.« Nachdenklich legte er einen langen Finger an sein vorstehendes Kinn. »Nein, verrat’s mir nicht, gleich klingelt’s in meinem Oberstübchen …
    Haben wir mal miteinander …?« Buschige Brauen wackelten anzüglich.
    »Gütiger Gott, nein!«, schnauzte Miranda, worauf er ein finsteres Gesicht zog.
    »Na, brauchst nicht gleich so heftig zu werden, wa?«
    Darauf entfuhr Miranda ein kleines Lachen, obwohl sie fürchtete, sich womöglich übergeben zu müssen. »Mir leuchtet nicht ein, warum hier Höflichkeit angebracht sein sollte, wo du mich doch mit nichts Gutem im Schilde in eine dunkle Gasse verfolgst.«
    Zwischen seinen Brauen bildete sich kurz eine kleine Falte. »Auch wieder wahr.«
    »Warum verfolgst du mich überhaupt?« Zumindest das wollte sie aus ihm herausbekommen, bevor sie ihn bereuen ließ, dass er heute Morgen aufgestanden war. Schon jetzt pochte ihr vor unterdrücktem Verlangen das Blut in den Adern, als ihre Macht sich in ihr regte.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Hab dich beobachtet, wie du lange

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