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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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hatte. »Ich hatte dich gewarnt.« Es war beunruhigend, wie gleichgültig ihre Stimme klang, und etwas tief in ihrem Herzen gefror und wurde schwarz und erbarmungslos.
    Der Schurke antwortete nicht, da er viel zu beschäftigt mit dem Versuch war, das Feuer auszuschlagen, das sich auf seinem Mantel ausbreitete und ihm das Haar versengte.
    Miranda kehrte ihm den Rücken und wollte die Gasse gerade verlassen, als sie ihn schreien hörte. Dieser Schrei. Wie scharfe Nägel grub er sich in ihre Seele. Taumelnd drehte sie sich wieder zu ihm um und streckte Halt suchend die Hand nach den rauen Holzwänden des windschiefen Gebäudes aus. Er sprang wild herum, während das Feuer sich ausbreitete und ihn in eine lebende Fackel verwandelte. Höllenqualen verzerrten sein Gesicht, als seine Haut Blasen schlug und aufplatzte. Der Geruch nach verbrannter Wolle und verkohltem Fleisch ließ sie würgen.
    Gütiger Gott, was hatte sie getan?
    Ohne auf die Flammen zu achten, warf sie sich auf ihn, riss ihn zu Boden, und rollte sich mit ihm herum, um die Flammen zu ersticken. Er heulte auf, das Gesicht eine blasse, verschwitzte Maske.
    »Sei ruhig«, schrie sie. »Ich hab dich. Ich hab dich.« Tränen verschleierten ihr die Sicht. Sie war ein Monster. Sie hatte das hier getan.
    Er schluchzte jetzt, kindlich und eingeschüchtert, während er sich vor Schmerz zusammenkrümmte. Mirandas Hände zitterten, als sie ihm aufhalf. »Komm mit mir. Ich bringe dich in Sicherheit.«
    »Geh weg von mir!« Spucke sprühte aus seinem Mund, als er die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß. »Du verdammte, elende Hexe!«
    Oh ja, das war sie, und noch mehr. Sie holte tief Luft, dann legte sie ihm einen Arm um die Taille. Er war zu schwach, um sie daran zu hindern.
    Vorsichtig tat er einen Schritt, dann hielt er mit einem unheiligen Stöhnen inne. Das Feuer hatte den größten Teil seines Mantels und des Hemds verzehrt. Rohes, rotes Fleisch zeigte sich aufgeplatzt und nässend an Arm und Oberkörper.
    Bei dem Anblick schüttelte es sie. »Komm, komm« war alles, was sie sagen konnte.
    Irgendwie gelang es ihr, ihn zur Hauptstraße zu bringen. Die Menschen machten eine breite Gasse für sie frei. Keiner half ihnen. Das taten sie nie.
    Er schwankte, und hilfloses Stöhnen und Wimmern entschlüpfte seinen zusammengebissenen Kiefern. Er würde nicht mehr lange durchhalten.
    Verzweifelt winkte sie eine Mietkutsche herbei. Der Kutscher warf nur einen einzigen Blick auf sie, und seine wettergegerbte Miene verschloss sich. »Oh nein, damit will ich nichts zu tun haben.« Er machte Anstalten, weiterzufahren, doch Miranda packte sein Pferd am Zaumzeug. Das würde zwar nicht viel nützen, denn höchstwahrscheinlich würde der Mann sie ohne einen weiteren Gedanken einfach mit der Kutsche überrollen, doch es verblüffte ihn genug, um sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen.
    »Ich habe Geld!«
    »Ist mir egal, wenn ich dafür am Ende einen Toten in meiner Kutsche habe.«
    »Ich bezahle Ihnen einen Sovereign.« Mühsam balancierte sie ihre Last, während sie in die Tasche griff und ein Goldstück herausholte. Eine kostbare Münze, aber das war es ihr wert. »Vier Blocks für einen Sovereign.«
    Die Augen des Kutschers verengten sich. »Abgemacht. Aber Sie sehen zu, dass Sie ihn selbst reinbringen.«
    »Für einen Sovereign werden Sie mir helfen und immer noch ein gutes Geschäft gemacht haben«, gab sie zurück. Der Strolch war bereits ohnmächtig geworden, und sein Gewicht ließ sie beinahe vornüberkippen.
    Der Blick des Mannes wanderte von der Münze zu ihr und wieder zurück. Dann murmelte er einen unterdrückten Fluch, half ihr mit angewidert gespitzten Lippen, den Kerl in die Kutsche zu befördern, und gab dem Pferd die Peitsche. Ihr Opfer stöhnte beim Gerüttel der Kutsche, wachte aber nicht auf. Unbehaglich tätschelte sie ihm die Schulter, während ihr das Herz wild in der Brust hämmerte. Was war nur aus ihr geworden?
    »Keine Angst«, murmelte sie, ohne ein Wort davon zu glauben, was sie sagte. »Ich sorge dafür, dass du wieder gesund wirst.«

5
    London, 1. Mai 1879
    Es war die Hölle gewesen. Erschöpft tappte Miranda die Hintertreppe herunter. Die Muskeln entlang ihres Oberkörpers zitterten so stark, dass es wehtat, und ihre Finger, die über den Handlauf glitten, waren eiskalt.
    Ihr Gast hatte geschrien. Einen Mann vor Schmerz schreien zu hören hatte etwas an sich, das sie bis ins Mark erschütterte. Die Qual, die darin lag, reichte

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