Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Trollstigenschlacht vor zehn Jahren gehabt, doch wer sollte sie hier verstärken? Salerix war seinen letzten Informationen nach noch mindestens einen Tag entfernt! Nein. Derrien vermutete eher, dass Rushai eine neue Schweinerei plante. Vielleicht kam der Dämon persönlich die Treppe hochgekrochen …
Am Eingang der Halle hielt er inne. Von drinnen hörte er das wütende Grunzen des Phantoms, seine stampfenden Schritte. Sie wurden lauter, kamen zum Eingang, gingen vorüber. Derrien fiel ein Stein vom Herzen, offenbar war der Minotaurus noch nichtfertig mit den beiden Waldläufern. Er packte
Waldsegen
fester und trat ein.
Das Phantom hatte Niall bereits erschlagen und war nun hinter Baturix her. Der Helvetier taumelte, sein ausgemergeltes Gesicht war blass, totenfahl gar. Das Schwert in seiner Hand hing nach unten, Schritt für Schritt wich er vor dem Minotaurus zurück. Derrien zog die Hand mit der Klinge zurück, überwand die Entfernung mit zwei schnellen Schritten und trieb
Waldsegen
mit aller Kraft in die Flanke des Geists. Er spürte den Widerstand, den die zähe Haut, die harten Muskeln der Kreatur boten, doch gegen die Magie einer Druidenklinge kamen sie nicht an. Mit einem Ruck fuhr das Schwert in den Körper.
Der Minotaurus bäumte sich brüllend auf. »ABSCHAUM!«, schrie Derrien und zog das Schwert zurück. Dunkles Blut schoss aus der Wunde, viel Blut. Dieses Mal würde sie sich nicht wieder schließen.
Aber das Phantom war noch lange nicht geschlagen. Sein Streithammer wirbelte herum, Derrien gelang es nur im letzten Augenblick, sich darunter hinwegzuducken. Der Minotaurus schlug mit der anderen Hand zu, in der zu Derriens Überraschung ein Schwert aufblitzte.
Der Hieb traf ihn voll in der Brust, doch sein Kettenhemd hielt und verwandelte den tödlichen Klingenschnitt in einen brutalen Keulenschlag, der ihn von den Beinen warf. Er rappelte sich auf und japste nach Luft, während der Minotaurus mit großen Schritten auf ihn zukam. Als das Phantom zu einem weiteren Schlag ausholte, übernahm Derriens Instinkt die Kontrolle. Noch bevor der Minotaurus zuschlagen konnte, sprang er nach vorne, hinein in die offene Deckung, und stach ein weiteres Mal zu.
Waldsegen
glitt durch die Bauchmuskeln des Phantoms tief in seinen Körper. Der Geist brüllte erneut, taumelte, ließ seine Waffen fallen. Derrien drehte seine Klinge in der Wunde und riss sie zurück, als ihn ein Schlag traf wie eine Dampfwalze.
Im nächsten Moment fand er sich auf dem Boden liegend wieder. Der Minotaurus stand schwankend über ihm. Blut quoll ausden beiden Wunden, dunkles aus der einen, helles aus der anderen. Es hatte
Waldsegen
in der Hand und wirkte unschlüssig, was es damit tun sollte. Schließlich holte es aus.
Dann brach es zusammen.
Derrien zwinkerte, wagte kaum, seinen Augen zu trauen. Der Minotaurus, das Monsterphantom, lag nicht mehr als zwei Meter von ihm entfernt auf dem Boden, mit zitternden Beinen und zuckenden Armen. Seine klauenbewehrten Hände rissen den festgestampften Lehmboden der Halle auf, während weiter Blut aus seinen Wunden quoll, schwächer und schwächer werdend, bis es schließlich ganz versiegte. Der Minotaurus entließ einen Seufzer aus seiner Brust und blieb dann still und regungslos liegen.
In dem Moment, in dem sich Derrien schließlich sicher war, dass es tatsächlich tot war, begann sich der Körper des Minotaurus aufzulösen. Binnen weniger Sekunden war nichts mehr übrig von ihm, sogar sein Blut war von Derriens Klinge verschwunden.
Mühsam rappelte sich der Druide auf. Draußen ertönte ein lauter Hornstoß. Derrien wankte zu Baturix und reichte ihm eine Hand. »Bist du in Ordnung?«, fragte er ihn und zog ihn auf die Beine.
Der Helvetier sah aus wie der Totenfürst höchstpersönlich. »Ist es tot?«
»Gebannt«, gab Derrien zurück. Müde und erschöpft ging er zur Tür, um nach draußen zu sehen.
Das Tor des Torturms stand weit offen. Mit offenem Mund beobachtete Derrien, wie darunter Krieger auf den Hof einmarschierten, keltische Krieger, gerüstet und kampfbereit. Als Kleidung trugen sie größtenteils Felle und Leder, doch die einfachen Streifenmuster auf den Mützen und Schals waren ein deutlicher Hinweis auf ihren gallischen Ursprung.
»Helvetier«, flüsterte er fassungslos, als er einige Männer mit roten Wämsern sah, auf denen eine weiße Spinne prangte.
Baturix tauchte neben ihm in der Tür auf. »Das kann nicht sein«, murmelte er mit großen Augen. »Das kann nicht sein!
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