Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
mit einem Ruck aus der Wunde. Ein Schwall schwarzen Blutes folgte.
Mühsam rappelte sich Baturix hoch, doch er war viel zu langsam. Es war der Schock, der ihn bremste, der von den heftigen Schmerzen ausgelöste Schock. Er trieb ihm kalten Schweiß aus den Poren, der in seinen Augen brannte wie Feuer, er ließ sein Herz rasen, er machte ihn schwindelig und unsicher.
Währenddessen ging das Phantom weiter auf Niall los. Das Schwert des Iren in der Linken, den Streithammer in der Rechten stampfte es hinter dem Heiler her, der sich von dem Faustschlag noch nicht wieder erholt hatte. Taumelnd lief Niall vor ihm davon, stieß immer wieder »Du Bastard!« aus.
LOS, du schwachbrüstiger Waschlappen!
, fluchte Baturix über sich selbst, doch sein Körper ließ ihn im Stich. Er konnte nicht mehr tun, als zusehen, wie der Minotaurus Niall erschlug.
Es ging schnell, dafür wenigstens konnte Baturix den Göttern dankbar sein. Das Schwert blitzte durch die Luft, schnitt durch einen Stützbalken wie durch Butter und erwischte Nialls Beine. Der Ire landete hart auf dem Bauch. »Du Bastard«, knurrte er undversuchte hochzukommen, als der Streithammer auf ihn herabfuhr und ihm mit einem lauten Knacken das Rückgrat brach. Niall stöhnte gequält auf, während das Phantom erneut ausholte. »Verdammter Bastard!«, kreischte der Ire. Dann war es vorbei.
Baturix beugte sich nach seinem Schwert, langsam und vorsichtig, um die Übelkeit in seinem Magen nicht zu provozieren. Als der Minotaurus auf ihn zustampfte, ertappte er sich dabei, wie er
Du Bastard!
dachte.
»Gebt mir Deckung!«, befahl Rushai seinen Hintermännern, die mit ihren Schilden versuchten, den Beschuss vom Glockenturm aufzuhalten. Die Glocke darin schlug noch immer und fing an, Rushai auf die Nerven zu gehen. Die Echos in seinem Innersten waren längst wieder verstummt, entgegen seinen Hoffnungen konnte er sich hier nicht so gehen lassen, wie es eine gute Sinfonie erforderte. Die Situation erforderte all seinen Verstand und seine Aufmerksamkeit.
Er trat auf die beiden Waldläufer zu, die unter dem Ostturm warteten. Ihre beiden Rundschilde überlappten sich, ihre Kurzschwerter waren besser für den Kampf auf engem Raum geeignet als Rushais Langschwert. Dennoch vertraute der Schattenlord voll und ganz auf die Magie seiner Klinge.
Angurvadel
schnurrte in seiner Hand wie eine zufriedene Katze.
»Seid ihr bereit zu sterben?«, fragte er. Sein Keltisch war das der Helvetier, das sich von dem Inselkeltischen deutlich unterschied, doch seinen Erfahrungen nach hatten die meisten Waldläufer damit keine Probleme.
»Ihr seid Rushai, nicht wahr?«, murmelte der Größere der beiden, ein Hauptmann mit Kettenhemd und Eisenhelm, schlaksig und mit jugendlich wirkendem Gesicht. Rushai musste ein zweites Mal hinsehen, um in ihm einen der Zwillinge zu erkennen. Er war ihnen noch nie in der Innenwelt begegnet und kannte sie nur in Jeans und Kapuzenpulli.
Er nickte. »Und du bist einer der Zwillinge. Wie geht es deinem Bruder?«
»Wir sind Vettern«, antwortete der Mann widerwillig.
Rushai zog die Augenbrauen nach oben. Die beiden sahen sich so verdammt ähnlich, dass er sicher gewesen war, es mit Zwillingen zu tun zu haben. Doch es tat nichts zur Sache. »Nun. Willst du deine Waffe niederlegen? Ich verspreche dir einen schnellen, sauberen Tod!«
Der Zwilling –
halt, nein, der Vetter
– schüttelte mutig den Kopf. Doch Rushai wusste, dass die beiden dem Pfad des Kundschafters folgten, nicht dem des Kriegers. Die Angst stand dem Hexer deutlich ins Gesicht geschrieben und war Balsam auf Rushais vibrierenden Nerven.
»So soll es denn sein.« Er hob sein Schwert und trat nach vorne.
Derrien hatte Zeit verloren, wertvolle Zeit. Das Fenster war nicht so groß gewesen, wie er geglaubt hatte, beinahe wäre er steckengeblieben. Jetzt rannte er die Wand der Halle entlang, als wäre ein Dämon hinter ihm her.
Im Rest der Festung herrschte noch immer Chaos. Murdoch schien den Nordwall für den Moment unter Kontrolle zu haben, doch auf dem Ostwall sah es finster aus. Ein Nain mit Helm und Kettenhemd hielt, unbehelligt von den Pfeilen, die dort weiter durch die Luft surrten, einen blutigen Kopf in die Luft, was die Männer dahinter zu einem triumphalen Jubel veranlasste. Die Glocke läutete noch immer, hektisch und überstürzt, Derrien konnte sich keinen Reim darauf machen.
Verstärkungen!
, flehte er zu den Göttern. Diese Bedeutung hatte ihr wütendes Gebimmel in der
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