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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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weiter den Hang hinauf in Richtung des Sattels zwischen den beiden Gipfeln.
    »Sieht ganz so aus, als ob wir ihm folgen sollten«, meinte Gwezhenneg.
    Seog nickte.
    Von hier an wurde der Marsch zu einer Qual. Seog war mit seiner Körpergröße von knapp eins neunzig und einem doch eher muskulösen Körperbau gewiss kein leichter Mensch. Zusammen mit seiner Ausrüstung und dem Rucksack mochte er gut und gerne drei Zentner wiegen, was bedeutete, dass er mit jedem Schritt tief in die Schneedecke einsank. Schließlich gab er es auf, mit seinen Füßen bei jedem Schritt
über
die Schneedecke zu steigen, sondern wühlte sich mit seiner ganzen Masse
durch
den Schnee. Die Anstrengung war gigantisch, doch Seog redete sich ein, damit seinen Hintermännern mehr helfen zu können als mit seinen tiefen Fußstapfen. Der Schweiß, der sich bisher größtenteils auf seine Stirn und seine Achselhöhlen konzentriert hatte, rann ihm bald brennend in die Augen und durchfeuchtete seine Kleider.
    Doch der Schnee war längst nicht sein größtes Problem. Viel unangenehmer, ja, gefährlicher war der eisige Wind, der über das Schneefeld pfiff. Einmal mehr sah er sich vor das Problem gestellt, keinen Kriegstrupp anzuführen, sondern eine Schar Flüchtlinge. Er gab seinen Umhang weg, als er sah, dass auch Gwezhenneg einen Teil seiner Kleider davongab, und befahl den Kriegern, das Gleiche zu tun. Dennoch kam es bald so weit, dass die Kinder, zu Tode erschöpft, nicht mehr weitergehen konnten.
    Doch Umkehren war keine Option. Auf dem Schneefeld war mittlerweile längst klar geworden, dass sich auch hinter ihnen Wölfe befanden, die jedes Stocken, jedes Zögern des Flüchtlingszuges mit wütendem Knurren bedachten. Schweren Herzens entschied sich Seog dazu, weitere Ausrüstung zurückzulassen, um stattdessen die Kinder auf den Rücken zu nehmen.
    Aller Widrigkeiten zum Trotz erreichten sie schließlich den Sattel, wo sich Seog ein schier atemberaubender Blick auf die andere Seite bot: Vor ihnen lag ein enges, tief eingeschnittenes Tal, dicht bewaldet und urtümlich. Jenseits davon erhoben sich majestätische Bergflanken zu weiteren Tausendern, deren Namen er nicht kannte. In den Bergwäldern hingen graue Nebelschleier, über denen Adler kreisten und nach Beute spähten.
    Gwezhenneg blieb neben ihm stehen und ließ den Jungen auf seinem Rücken zu Boden gleiten. Er sagte nichts, sah nur gebannt in das Tal. Geistesabwesend strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die aus seinem Pferdeschwanz gerutscht war, während sich der Junge tief in seinen Mantel zurückzog. Seog stellte besorgt fest, wie blass er war. Nach und nach kamen auch die restlichen keltischen Flüchtlinge auf dem Sattel an. Ein paar von ihnen gaben erschöpfte Seufzer von sich, andere freuten sich leise darüber, endlich den Anstieg überwunden zu haben. Die meisten schwiegen jedoch, teils vor Erschöpfung, teils vor Verbitterung. Sie hatten gewiss nicht erwartet, dass dieser Marsch so anstrengend, ja gar gefährlich werden konnte. Seog konnte es ihnen nicht verübeln. Er hatte es selbst nicht erwartet.
    Gautrek ging mittlerweile an der Spitze der Germanen. Auch er war blass, nur die gezackte Narbe an seiner Schläfe leuchtete rot. Der norðmaðr sah kurz in das Tal hinab, lächelte zynisch und murmelte: »Das wird die Hölle, da runterzukommen.«
    »Wieso?«, fragte Seog.
    Gautrek sah ihn an. »Weil das verdammt steil hinuntergeht, weil wir Kinder und Alte bei uns haben und weil wir dort unten mit Lawinen rechnen müssen.«
    Seog zögerte. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass Gautrek als ehemaliger Außenweltler mit solchen Dingen vielleicht Erfahrung hatte. Seog selbst hatte jedenfalls keine Ahnung von Bergen und Hängen und Lawinen, er war in erster Linie Kriegerdruide und in zweiter Linie Fischer. »Du kennst dich in den Bergen aus?«, fragte er vorsichtig.
    Gautrek nickte. »Ich bin in Tomra aufgewachsen, das ist einkleines Nest ein paar Kilometer westlich von hier. In der Außenwelt kann man nicht lange so abgeschieden leben und nichts über die Berge wissen.«
    Seog sah zurück zu der Wolfsfährte, die eindeutig hinab in das Tal zeigte. Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Und die Silbernen Regeln verboten ihm, einen Nicht-Druiden um Rat zu fragen, außer in außergewöhnlichen Notfällen. War dies ein Notfall?
    In der Zwischenzeit sammelten sich auch die übrigen Germanen auf dem Sattel. Auch hier gab es keine großen Freudenbekundungen oder gar Jubel

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