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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Ohrs führte. »Messerstecherei in der Außenwelt.«
    »Ah.« Seog hätte gern weiter gefragt, doch er hielt sich zurück. Die meisten Männer mit solch auffälligen Narben nutzten sie, um damit anzugeben. Dass der Germane so kurz antwortete, ließ darauf schließen, dass er nicht gerne darüber sprach.
    Sie warteten noch eine Weile, während nach und nach die Flüchtlinge bei ihnen eintrafen. Sie waren
noch
stiller als vorher,falls dies überhaupt möglich war, doch Seog sah zu seiner Erleichterung auch den Hoffnungsfunken in ihren Augen. Ronan hatte ihm einmal erklärt, dass zu viel Angst und Erschöpfung einen Menschen krank machen konnten und dass ein erster Hinweis darauf eine gewisse Trägheit und Gleichgültigkeit war. Doch die Flüchtlinge sahen nicht gleichgültig aus, nur kalt, verängstigt und zu Tode erschöpft.
    »Herr?«
    Seog wandte sich zurück zu Gautrek. »Ja?«
    Der Germane deutete nach rechts, über ein Schneefeld hinweg zu einem weiteren felsigen Bachabfluss. »Wir müssen dort hinüber.«
    »Warum? Die Wolfsspuren führen doch hier weiter hinab!«
    »Ja. Ein Wolf kann diesen Hang schaffen. Ein Mensch nicht.«
    »Aha.« Seog besah sich das Schneefeld, das Gautrek gemeint hatte. Es war etwa fünfzig Meter breit, ein steiles Stück Hang, das es zu queren galt. Hier abzurutschen bedeutete, etwa dreihundert Meter in die Tiefe zu stürzen. »Lawinen?«, fragte er vorsichtig.
    Gautrek nickte mit grimmiger Miene. »Wir müssen einzeln gehen. Das wird lange dauern, aber das ist das Sicherste. Immer nur ein Mann auf dem Schneefeld, sonst ist das Risiko zu groß. Ich gehe vor, danach die Frauen und Kinder, danach die Männer. Langsam und vorsichtig, jeder meinen Spuren hinterher.«
    Der Germane schlüpfte mühsam aus seinem Kettenhemd, das er wie Seog seit ihrer Flucht aus Ilan Keoded bisher am Körper getragen hatte, und vertraute es einer zierlichen Germanin namens Geirlaug an. Dann wandte er sich um und stapfte los. Mit jedem seiner Schritte stützte sich Gautrek mit der hangwärtigen Hand ab, um sein Gewicht möglichst nah am Berg zu halten, langsam, ein Fuß nach dem anderen. Sehr behutsam belastete er jeden neu gesetzten Tritt, um zu testen, ob dieser auch seinem Gewicht standhielt.
    Gwezhenneg trat wortlos neben Seog und beobachtete den norðmaðr. Sein schwerer Atem sprach dafür, dass der Bretonenhauptmannerst jetzt auf den Vorsprung getreten war. Er hatte wohl als Schlussmann des Flüchtlingszuges darauf aufgepasst, dass niemand zurückblieb.
    Guter Mann
, beschloss Seog einmal mehr und sah zurück auf den Hang, wo Gautrek die Querung mittlerweile bereits zur Hälfte hinter sich gebracht hatte.
    Just in diesem Moment hörte er ein kurzes, dumpfes Grollen, etwa eine Sekunde lang, dann war es auch schon wieder vorbei. Gautrek ließ sich sofort gegen den Hang sinken und erstarrte dort. Ein dünner, zackiger Riss war in der Schneedecke entstanden, quer über den Hang hinweg, etwas oberhalb der Stelle, an der sich der Germane befand. Doch es hatte sich nichts gelöst, weder unter ihm noch darüber, sein Halt sah nicht mehr und nicht weniger wackelig aus als zuvor. Dennoch lag der Germane so regungslos gegen den verschneiten Hang gelehnt, dass man glauben konnte, dass er tot war.
    »Gautrek?«, rief Seog vorsichtig.
    Der Germane rührte sich nicht.
    »Gautrek?«
    Seog hatte keine Ahnung, was mit dem Germanen los war. Verstört warf er einen Blick zu Gwezhenneg, der jedoch nur mit den Schultern zucken konnte. Er spürte die Blicke der Flüchtlinge auf sich lasten, fühlte, wie sein Gesicht zu brennen begann, weil er wusste, dass sie eine Entscheidung von ihm erwarteten. Sollte er Gautrek nachsteigen? Aber der Germane hatte doch ausdrücklich gesagt, dass nur immer ein Einzelner auf dem Schneefeld sein sollte! Sollte er einen anderen Weg suchen? Doch Gautrek hatte vielmals mehr Bergerfahrung als er selbst! Umkehren? Dieses steile Stück Bergwand hinauf? Aber er hatte doch nicht die leiseste Ahnung!
    Ruhig
, mahnte er sich. Die Silberne Regel besagte, im Zweifel nach zusätzlichen Informationen zu suchen. Aber woher sollte er die kriegen? Gab es unter den norðmen noch mehr Bergsteiger? Hätte Gautrek das denn nicht gewusst? Seog spürte, dass ihm diese Regel nicht weiterhelfen würde. Langsam kroch Panik inihm empor. Er ballte die Hand zu Fäusten und biss sich auf die Zunge, um sich zu beruhigen.
    In diesem Moment bewegte sich Gautrek plötzlich wieder. In unendlicher Langsamkeit hob er den vorderen

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