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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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übervorsichtig und brauchte deshalb noch länger als die Alten vor ihm, doch schließlich war auch er sicher und wohlbehalten drüben und winkte seinem Gefährten zu. Während dieser ihm folgte, knobelten Seog und Gwezhenneg die weitere Reihenfolge aus. Als Nächstes schickten sie die drei Jungen, die zu alt waren, um als Kinder zu gelten, aber eigentlich noch zu jung für die Bezeichnung Krieger, gefolgt von den eigentlichen Kriegern und Winoc, dem dritten Bogenschützen. Gwezhenneg und Seog blieben bis zum Schluss.
    »Geht, Herr«, erklärte der Bretonenhauptmann schließlich, als der letzte Krieger auf der anderen Seite war.
    Seog schüttelte den Kopf. »Du bist an der Reihe.«
    »Herr, Ihr seid viel wichtiger als ich. Und ich wiege mindestens zehn Pfund mehr als Erik! Wenn der Pfad nach mir bricht …« Er sprach nicht weiter.
    Doch Seog schüttelte erneut den Kopf. »Geh.« Nicht nur, dass Seog mit seinem Kettenhemd und den deutlich breiteren Schultern sicherlich mehr wog als Gwezhenneg, dies war eine Situation, für die seine Silbernen Regeln klare Richtlinien vorgaben. Einen Gefolgsmann der Gefahr überlassen, um sich selbst zu retten? Niemals!
    Der Hauptmann sah aus, als ob er noch einmal argumentieren wollte, doch Seog schnitt ihn mit einer Geste ab. »Es ist ein Befehl. Du gehst zuerst.«
    Gwezhenneg nickte schließlich unglücklich. Er packte sich seinen Rucksack auf die Schultern und stieg auf das Schneefeld.Währenddessen sah sich Seog noch einmal nach den Wölfen um, die ihnen so lange gefolgt waren. Ja, dort waren sie, etwa zwanzig Meter über ihnen am Ufer des Baches! Die Umrisse ihrer Köpfe mit den spitzen Ohren zeichneten sich deutlich vor einem dahinterliegenden Schneefeld ab. Sie hatten sich jetzt lange nicht mehr blicken lassen – hatten sie etwa die Flüchtlinge während der Überquerung nicht nervös machen wollen? Seog schüttelte den Kopf.
Zu viele Annahmen
, schimpfte er sich. Dafür war er besonders anfällig: Dinge anzunehmen, auf die er kaum mehr als vage Hinweise hatte. Vorschnell, hatte Ronan ihn häufig getadelt.
    Gwezhenneg erreichte problemlos die Stelle, an der sich die Wege aufteilten, und stieg den nach oben führenden Spuren hinterher. Seog wunderte sich einmal mehr, warum dort alle zögerten. Schließlich wusste doch jeder, dass der obere der richtige war. Gab es dort etwas Besonderes zu sehen? Vielleicht machte ihnen auch einfach der Riss in der Schneedecke zu schaffen. Seog würde es jedenfalls bald herausfinden, schließlich war er als Nächstes an der Reihe.
    Als der keltische Hauptmann etwa zwei Drittel des Weges hinter sich gebracht hatte, gab es erneut dieses tiefe, grollende Rumpeln. Dieses Mal jedoch hörte es nicht wieder auf, sondern wurde im Gegenteil noch stärker. Seog wollte seinen Augen nicht trauen, als sich exakt entlang der Risslinie knapp unterhalb der oberen Spur der halbe Hang in Bewegung setzte. Wie ein einziges, großes Stück glitt die Schneedecke davon, nur um sich gleich darauf in Tausende kleinere Brocken aufzulösen und in die Tiefe zu stürzen. Gwezhenneg darüber hatte sich seitlich gegen den Hang gekauert und war erstarrt – doch ihm war nichts passiert!
    Im nächsten Moment riss ein weiteres Schneebrett ab, drei oder vier Meter über dem Hauptmann. Er verschwand so schnell in der Tiefe, dass Seog ihn nicht einmal mehr schreien hörte.
    Fassungslos und mit offenem Mund starrte Seog nach unten, wo sich die Lawine in einer großen Schneewolke in das Tal ergoss.Er schüttelte den Kopf, konnte noch gar nicht begreifen, dass sich irgendwo in dieser riesigen Masse aus Schnee und Eis Gwezhenneg befinden sollte – oder vielmehr sein Körper. Der Mann war tot, so viel stand fest. Einen solchen Absturz konnte man nicht überleben. Eine eisige Hand griff nach Seogs Herzen und ließ ihn frösteln. Tränen stiegen in seine Augen. Ausgelaugt und verzweifelt ließ er sich auf einen Felsen sinken und begann zu weinen.

KEELIN (3)
     
     
    Harburg bei Hamburg, Deutschland
    Donnerstag, 04. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Keelin saß wieder in ihrem Gefängnis. Wieder war es absolut finster um sie herum, die Lampe, die ihr Herwarth bei seinem letzten Besuch dagelassen hatte, hatte man ihr wieder weggenommen. Wieder wusste sie nicht, was ihr bevorstand. Immerhin konnte sie sich dieses Mal sicher sein, es sich selbst eingebrockt zu haben.
    Dabei hatte sie sogar noch Glück gehabt. Wenn es nach Æthelbert gegangen wäre, hätte man sie auf der Stelle

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