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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Hütte zu verstecken, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Stattdessen hastete er zu dem Kornspeicher des Weilers, der auf Stelzen errichtet war, um die Ratten vom Getreide fernzuhalten. Derrienkroch darunter und versteckte sich zwischen leeren Kisten und aufgeschichtetem Brennholz.
    Es dauerte nicht lange, bis die Reiter hier waren, elf Stück, zehn davon bewaffnet und gerüstet, der elfte scheinbar ein Gefangener, dessen beide Wächter ihre Pferde dicht bei ihm hielten. Derrien sah Kettenhemden und Schwerter, Helme und Armbrüste und Bögen. Er spannte sich an. Das war keine gewöhnliche Patrouille. Das waren Schatten und Hauptmänner und Veteranen. Sie waren seinetwegen hier.
    Am Dorfrand teilten sie sich auf. Zwei von ihnen ritten weiter zu den Wachleuten am Feuer, während die anderen ihre Pferde im Zentrum des Weilers hielten und abstiegen. Derrien duckte sich flacher auf den Boden. Seine Müdigkeit war von seiner plötzlichen Angst wie weggefegt.
    Einer der Männer, hager und großgewachsen, mit einem Umhang aus Bärenfell über einem langen Kettenhemd, rief ein paar laute Worte, die nach Norwegisch klangen, ohne Norwegisch zu sein.
Norrøn
, schätzte Derrien. Zielstrebig steuerte der Mann auf das größte der Gebäude zu, auf die Halle, in der mit Sicherheit der Dorfvorsteher Gouelanig Mors wohnte – entweder ein Nain oder ein Kollaborateur. Die Tür öffnete sich, ein verschlafen aussehender Mann, ebenso dürr, ebenso groß wie der mit dem Bärenfell, erschien darin. Ein paar Worte wurden gewechselt, dann wurde die Nain-Patrouille hineingewinkt.
    »Lasst ihn ein bisschen herumschnuppern«, meinte Bärenfell in perfektem Englisch zu den beiden Wächtern, »vielleicht findet er ja die Spur, nach der wir suchen.« Dann verschwand er mit dem Rest seiner Leute in der Halle.
    Derrien bemerkte die verstohlen geöffneten Türen der angrenzenden Hütten. Natürlich waren mittlerweile auch die anderen Bewohner des Weilers aufgewacht und versuchten herauszufinden, was passiert war, ohne dabei die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Mit Nain am Romsdalsfjord musste die Angst vor Mord und Vergewaltigung überwältigend sein.
    Eine der Wachen stieß den Gefangenen an der Schulter. »Du! Schau dich hier um. Finde frische Spuren.« Er sprach Keltisch, das hässliche, fremdartige Keltisch der gallischen Stämme. Der Mann war ein Helvetier oder war es zumindest gewesen, bevor ihn die Schatten zu einem ihrer Fomorer gemacht hatten.
    »Ihr seid Euch bewusst, dass ich hier Dutzende von Spuren finden werde?«, erwiderte der Gefangene. Er trug einen zerschlissenen Großkilt, dessen Farben Derrien in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, ein dürrer, schlaksiger Kerl mit einer Fellmütze mit Ohrenschützern, deren Riemen er unter dem Kinn verknotet hatte. Sein Keltisch war das eines Schotten.
    »Wir suchen frische Spuren. Spuren, die von oben gekommen sind. Los. Such.«
    Der Schotte ließ die Schultern hängen und glitt von seinem Pferd. »Es ist nicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt«, murmelte er und handelte sich dafür einen Tritt ein. Hastig ging er in Richtung Osten davon. Seine beiden Wächter blieben aufgesessen und folgten ihm langsam.
    Derrien sah ihnen verwundert hinterher. Obwohl es viel zu dunkel war, um mehr als die Umrisse der Leute zu sehen, sagte ihm etwas, dass er den Spurensucher kannte. Zugleich fragte er sich, warum die Nain einen Gefangenen für diese Aufgabe einsetzten. Sie mussten doch selbst Fährtensucher haben! Rushais Männer waren hervorragend ausgebildete Pfadfinder, bestimmt nicht schlechter als Derriens Waldläufer …
    Er zwinkerte. Natürlich. Er war so übermüdet, dass er die so offensichtliche Antwort erst fand, als er geradezu darüber stolperte. Der Gefangene war ein Waldläufer. Es war Calder, Derriens Fährtensucher-Talent 29 . Calder MacRoberts musste irgendwie Cintorix’ Verrat auf der Festung überlebt haben und war in die Dienste der Schatten gepresst worden. Wahrscheinlich besaß auch Rushai nicht allzu viele Leute, die ihre Spurenlesefähigkeitenauf magische Art und Weise unterstützten. Ein Gefangener wie Calder war ihm da wahrscheinlich wie gerufen gekommen.
    Als die drei hinter dem Schuppen verschwunden waren, ging Derriens Blick zurück zu den Pferden, die die Männer der Patrouille an einer Stange vor der Halle festgebunden hatten. Sie wirkten müde und erschöpft und dampften in der kalten Nachtluft. Jetzt, wo Derrien alleine war,

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