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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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an, machte dann aber wortlos weiter. Offenbar hatte sie nicht verstanden, was er gesagt hatte. Die Schmerzen ließen Sigward leise fluchen, doch als sie besorgt zu ihm aufblickte, schüttelte er nur den Kopf. »Alles gut«, meinte er in stark akzentuiertem Bretonisch. »Alles gut.«
    Gautrek saß wortlos etwas abseits, sein Gesicht ausdruckslos,seine Kiefer zusammengepresst. Ebenso abseits saß Tekla. Sie hatte sich den Abend über damit beschäftigt, ein Inventar ihrer Vorräte und Ausrüstung zu erstellen, doch nun schien sie von den Ereignissen des Tages wieder eingeholt worden zu sein. Der Schrecken über Gwezhennegs so plötzlichen Tod stand ihr ganz deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Unter den Decken keuchte ein Mann, ein feuchtes, brodelndes Husten, das ganz und gar nicht gesund klang. Es raschelte, als sich jemand umdrehte. Ein paar Schritte weiter summte eine Frauenstimme die Melodie eines alten Wiegenliedes. Seog schloss die Augen und lauschte und dachte an die Zeiten, in denen seine eigene Mutter ihm dieses Lied vorgesungen hatte.
     
    Der alte König Koll,
    trank sehr viel, war immer voll.
    Er rief nach seinen Tröten.
    Er rief nach seinem Horn.
    Da kam’n die Spielleut’ an mit Flöten
    Und spielten ganz von vorn.
    Dibldidi, dibldidi, diblidi.
     
     
    Ein merkwürdiger Text für ein Wiegenlied, bemerkte Seog. War ihm das damals als kleiner Junge auch schon so vorgekommen? Er erinnerte sich nicht mehr. Die junge Frau summte das Lied mehrere Male, bis sich Seog fragte, ob es wohl auch eine zweite Strophe gegeben hatte. Er kannte nur die erste. Ob dieser König Koll wohl tatsächlich einmal existiert hatte?
    Mit einem Fauchen fingen Geirlaugs trockene Fichtennadeln endlich Feuer. Die Germanin hustete kurz, als sie den Qualm einatmete, und fächelte schnell Luft hinzu, um den Keim ihres Lagerfeuers am Leben zu erhalten. Die ersten hellen Flammen züngelten aus dem Feuerloch und beschienen Geirlaugs blondes Haar. Gautrek erhob sich und trat hinter sie. »Gut gemacht«, murmelte er und klopfte ihr sanft auf die Schulter, bevor er sich wieder zurück auf seinen Platz sinken ließ. Sie sah nicht auf, diegroßen Augen ganz auf das Feuer konzentriert, das ihnen für diese unwirtliche Nacht zumindest etwas Licht und Wärme versprach.
    Widerwillig stand Seog auf und setzte sich zu Tekla. »Habt Ihr eine Ahnung davon, wie lange unsere Vorräte noch halten?«, fragte er sie. Er hasste es, sie nach diesem Tag auf solch banale Probleme anzusprechen, doch er musste es wissen. Und er befürchtete, dass sie die Einzige war, die seine Frage beantworten konnte.
    »Viel haben wir nicht«, meinte Tekla mit ausdrucksloser Stimme. »Wir hatten schon zu Hause in Ilan Keoded zu wenig. Davon haben wir noch einiges während der Flucht zurückgelassen. Ich schätze, es reicht für eine Woche. Höchstens.«
    Seog nickte. Nervös leckte er sich über die Lippen, während er in Gedanken nach aufbauenden Worten suchte, die er ihr sagen konnte. Ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Schließlich gab er es auf und erhob sich, auf der Suche nach dem Bogenschützen Winoc und dem zweiten Schwarzen. Sie mussten jagen gehen, vielleicht konnte das ihre Vorräte ein wenig strecken. Nachdem er sie gefunden hatte, warnte er sie davor, sich zu weit vom Lager zu entfernen, und erklärte ihnen eindringlich, die Wölfe und damit den Wald nicht zu provozieren, falls es zu einer Begegnung kam. Insgeheim verfluchte er sich dafür, nicht selbst mit dem Bogen umgehen zu können.
    Schließlich teilte er noch ein paar Wachen ein, die auf das Feuer aufpassten, bevor er es sich auf dem feuchten Boden so gut es ging gemütlich machte und auf den Schlaf wartete. Er hegte keine großen Hoffnungen, ihn bald zu finden, während der Sturm immer stärker durch den Wald pfiff.
     
    Freitag, 05. November 1999
     
    Bei Morgengrauen brachen sie auf, nachdem sie ein karges Mahl aus kalter Mehlsuppe und hartem Brot zu sich genommen und von einem nahen Bach getrunken hatten. Die Wolfsfährte führtesie das Tal entlang nach Westen und damit weg vom Fjord. Der Anstieg war sanft und wenig anstrengend, doch sie kamen trotzdem nur sehr schleppend voran. Kaum jemand hatte viel geschlafen in der letzten Nacht, Gwezhennegs Schicksal war ein herber Schlag für die Stimmung unter den Flüchtlingen.
    Das Wetter war trocken, aber den Himmel bedeckte eine tiefhängende Wolkenschicht, die bereits die Gipfel der umliegenden Berge verschluckt hatte und langsam weiter herabsank. Vom

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