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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sehr, dass er sich nicht die Mühe machte, die passenden schwedischen Wörter zu suchen. Doch als er daran dachte, was der Pensionswirt wohl sagen würde, wenn er dort aufkreuzte, blutüberströmt, mit den Einschusslöchern noch in den Klamotten, schüttelte er den Kopf.
    Tanya ignorierte ihn. »Und was heißt ›Hier ist das Geld, nehmen Sie, was ich Ihnen schulde‹?«
    Mickey seufzte. Er war zu müde für Widerstand. »Her er penger, ta hva jeg må betale.«
    »›Entschuldigung, ich spreche kein Schwedisch‹?«
    »Beklager, jeg snakker ingen Svensk.«
    »Danke!«
    »Tusen takk«, murmelte Mickey und bemerkte verspätet, dass sie das nicht übersetzt haben wollte, sondern so zu ihm gesagt hatte.
    Sie beugte sich über ihn, durchsuchte ohne Zurückhaltungseine Taschen und fand schließlich die Scheine, die ihm Cannon vor ein paar Tagen zugesteckt hatte. »Warte hier!«, befahl sie ihm, stieg aus und verschwand um das Häusereck, wo sich wohl der Eingang befand.
    Er wartete. Kurze Zeit später ging im Erdgeschoss der Pension ein Licht an. Irgendwann döste er wieder ein. Er wachte erst wieder auf, als die Fahrertür aufging. »Komm!«, forderte ihn Tanya auf.
    Mickey zwinkerte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Der kleine Zeiger stand auf der Eins, doch das Nickerchen schien ihm ganz gutgetan zu haben. »Frisch« war definitiv der falsche Ausdruck, aber jedenfalls fühlte er sich besser. Er zog den Schlüssel ab und rollte sich vom Fahrersitz auf die Beine. Der Regen hatte aufgehört. Das Licht im Erdgeschoss war erloschen, dafür brannte nun eines im ersten Stock.
    »Der Wirt ist schon im Bett«, erklärte Tanya.
    Mickey nickte ihr anerkennend zu. Sich noch einmal aus dem Zimmer zu stehlen, um ihn hereinzuholen, war wohl die beste Idee gewesen, um ihn in seinem Zustand vor den Augen des Pensionswirtes zu verbergen. Er folgte ihr durch den Hauseingang eine Treppe nach oben. Eine der Zimmertüren stand offen. Tanya schlüpfte hinein und schloss hinter Mickey die Tür.
    Dahinter verbarg sich ein schmuckloses Zimmer. Ein Bett, ein Schrank, ein kleiner Tisch und ein Stuhl, das war alles. Es gab keine Gardinen, dafür aber schwere Vorhänge, um im Sommer das Licht der langen Tage ausschließen zu können. Mickey durchquerte den Raum und zog sie zu. Er fühlte sich sogleich besser. Nichts hasste er mehr, als sich auf dem Präsentierteller zu fühlen.
    Tanya stand noch immer hinter der Tür und sah ihn mit großen Augen an. »Was ist?«, fragte er verwundert. Dann fiel ihm ein, dass es das erste Mal war, dass sie ihn im richtigen Licht sah, nicht nur im Schein einer Taschenlampe oder der Innenraumleuchte des Golfs.
    »Du solltest dich duschen«, murmelte er. »Sonst frierst du dich noch zu Tode.«
    Sie nickte. Ihr Gesicht war blass, die dunklen Haare, die sie irgendwann im Laufe ihrer Flucht zusammengebunden hatte, wirkten dank der Nässe fast schwarz. Sie hatte große Augen, blau. Das war ihm bisher noch nicht aufgefallen. Sie war tatsächlich größer als er.
    Er zwang sich dazu, sich umzudrehen. Er fand einen Elektroheizer und drehte ihn auf. Hinter sich hörte er die Tür zum Badezimmer. Mit einem Seufzer atmete er aus, einen Atem, von dem er nicht bemerkt hatte, dass er ihn angehalten hatte. Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl sinken, so dass er die Zimmertür im Auge behalten konnte.
    Klamotten!
Tanya brauchte etwas Trockenes zum Anziehen. Und ihm schadete es wahrscheinlich auch nicht, eine saubere Hose und eine andere Jacke für morgen bereitzuhaben. Mühsam stand er wieder auf. Er warf einen Blick auf die Tür und stellte erleichtert fest, dass das Schloss ein gutes, altes Buntbartschloss war, eines von der Sorte, durch dessen Schlüsselloch man durchgucken konnte. Jetzt brauchte er nur noch ein Werkzeug. Dummerweise war Spider der designierte Schlösserknacker des Rudels und trug als solcher die Dietriche. Mickey hatte nichts Geeignetes bei sich. Er hätte nicht gedacht, von seinen Leuten getrennt zu werden.
    Er öffnete den Schrank. Gähnende Leere bis auf zwei Plastikbügel. Mit einem Grummeln schloss er ihn wieder und sah sich weiter um. Doch da war nichts, was sich irgendwie zum Türenöffnen hätte missbrauchen lassen. Seine Piercings waren ebenfalls nicht dietrichtauglich. In Globetrotters Rudel gab es eine begnadete junge Ratte, die anstelle von Ringen Dietriche in den Ohren trug, doch so große Piercings hatte Mickey stets als zu gefährlich abgetan. Was gab es noch …
    Er ergriff die Lampe,

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