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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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hatte die Angst zwar gut unter Kontrolle, doch die Körperfunktionen ließen sich nicht unterdrücken.
    Und dann vernahm er es doch noch, das Geräusch, das er vorhinschon einmal gehört hatte, den dumpfen Aufschlag von Holz auf Holz. Als sie weiter warteten, wurden bald auch die anderen Geräusche laut, die Menschen im Unterholz verursachten, das knackende Bersten von Ästen, das Rascheln von Zweigen. Der Zauber machte sein Gehör so fein, dass er hören konnte, dass es drei Mann waren, die da durch den nächtlichen Wald streiften. Sie waren die Jäger, denen Mickey entgehen musste. Er wartete mit gespitzten Ohren, lauschte so angestrengt er nur konnte. Sein Puls wurde schneller, nicht nur von der Anspannung, sondern auch von der Erschöpfung, die der noch immer aktiv gehaltene Zauber in ihm erzeugte. Er dachte unwillkürlich an die Packung Würfelzucker in seiner Bergener Bude, auf dem Regal über seinem Schreibtisch, die da neben dem Wasserkocher und der Dose mit Instant-Kaffee stand. Er hatte mittlerweile zu zittern begonnen, was er erst bemerkte, als Tanya seine Hand plötzlich fester griff. Er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht zusammenzuzucken. Er hatte nicht einmal bewusst wahrgenommen, dass sie noch immer ihre Hände gehalten hatten.
    Die Fremden kamen langsam näher, und da war auch dieses Geräusch wieder, das er zuerst gehört hatte, ein kurzes Schlagen, vielleicht von der hölzernen Schulterstütze eines Sturmgewehres gegen einen Baum. Die Männer kamen von der Seite, Mickey vermutete, dass sie die Gegend mehr oder weniger systematisch durchkämmten. Zumindest hoffte er das. Wenn sie stur einem Suchraster folgten, wären sie deutlich weniger aufmerksam und angespannt, als wenn sie einer heißen Fährte hinterherjagten.
    Als die Geräusche noch lauter wurden, ließ er den Zauber fallen. Die magischen Auren von Tanya und ihm selbst waren groß genug. Er musste sie nicht noch künstlich vergrößern, indem er Zauber aktiv hielt. Wenn die drei Männer jemanden dabeihatten, der Magie wahrnehmen konnte, würde es ohnehin knapp werden. Und Mickey hatte noch nie viel davon gehalten, sein Glück überzustrapazieren.
    Den Zauber zu deaktivieren fühlte sich in etwa so an, wie wennjemand das Licht abgeschaltet hätte oder der Verstärker einer Stereoanlage plötzlich ausfiel. Schlagartig machte sich das Gefühl von Unwirklichkeit breit, von Distanz, plötzlich nicht mehr dazuzugehören. Vorher war man mittendrin im Geschehen, hatte seine Fühler in alle Richtungen ausgestreckt; danach war man abgeschnitten und isoliert. Es war finster (wie in einem Bärenarsch, würde Armstrong sagen), mit Ausnahme von Wind und Regen war es totenstill.
    Doch bald darauf waren die Männer auch so zu hören. Tanya hielt plötzlich erschrocken die Luft an, als auch sie sie bemerkte. Diesmal war er es, der ihre Hand etwas fester drückte.
Keine Angst
, dachte er dabei und fragte sich, ob sie seine Gedanken durch ihre latenten Queen-Fähigkeiten nicht vielleicht sogar hören konnte.
Keine Angst.
    Die Männer kamen noch näher. Und natürlich hatte Tanya trotzdem Angst. Sie war in dieser Nacht einem norwegischen Schleuser in die Finsternis des Waldes gefolgt, der sie vor den Gefahren gewarnt und ihren Begleitern Sturmgewehre in die Hand gedrückt hatte. Sie war mit ihren illegalen Einwanderer-Gefährten in einen Hinterhalt geraten, einen Hinterhalt mit Leuchtkugeln und Sturmgewehren, mit echtem Blut, mit Verletzten und Toten. Sie war gefangen und abgesondert worden, von Leuten, die vielleicht beruhigend auf sie eingeredet hatten und vielleicht auch nicht, bis diese dann plötzlich von irgendwelchen Rattenmonstern angegriffen und in Stücke gerissen worden waren. Sie war geflohen, ein junges Mädchen allein im Wald, der Wirklichkeit gewordene Alptraum hinter ihr. Doch statt der Rattenmonster hatte sie nur ein einzelner Mann eingeholt, der ihr erzählt hatte, dass er ihr helfen würde, der sie durch die Dunkelheit geführt hatte, der sich nun gemeinsam mit ihr in der Finsternis vor ihren Jägern versteckte.
    Keine Angst … Wie lächerlich!
, dachte er und schlug sich in Gedanken gegen den Kopf.
Und der Preis für dämliche Ratschläge geht an – Mickey Mouse!
    Als die drei noch näher kamen, bemerkte er, wie viel Krach siedabei machten. Es klang fast so, als ob sie sich blind vorarbeiteten. Hatten sie etwa keine Nachtsichtgeräte? Keine Wahrnehmungsmagie? Aber wie kamen sie dann überhaupt vom Fleck in diesem von

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