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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Derriens Verrat gegeben hatte. Vielleicht konnte die magische Waffe die Männer ein wenig einschüchtern. »Dann zieh deine Klinge, Robert«, knurrte Baturix. »Und bete darum, dass dieses Schwert nicht so gut ist, wie die Legenden behaupten.« Es war zu dunkel, um eine Reaktion im Gesicht des Schotten zu erkennen, aber Baturix hoffte, ihn damit verunsichert zu haben. »Aber vorher erzähl mir noch eines. Was wirst du tun, falls es dir gelingt, mich zu töten? Wirst du dich weiterhin wie geplant mit den Waldläufern treffen? Derrien wirdnicht begeistert sein, wenn er erfährt, was du getan hast. Und er
wird
es erfahren, oder hast du vor, einen Druiden zu belügen? Oder wirst du die Treppen hinabsteigen, dorthin, wo bald die Nain herrschen werden? Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten, Robert! Hast du wirklich vor, zu den Schatten überzulaufen?«
    Er sah, wie seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten: Duncan zog langsam seine Hände aus den Ärmeln, Kenzie nickte kurz. Nur Robert wirkte noch kampfeslustig – doch Baturix kannte Typen wie ihn zu gut, ein Großmaul, das die Gruppe brauchte, um stark zu sein. »Das dachte ich mir«, meinte er deshalb, mit dem Spott in der Stimme seine Erleichterung kaschierend. »Dann halte das nächste Mal dein Schandmaul zurück, wenn du mit deinem Hauptmann sprichst! Kommt, Männer. Wir haben noch einen langen Weg vor uns!«
    Baturix wandte sich um und stapfte, ohne einen Blick zurückzuwerfen, auf die Treppe zu.
     
    Der Strom an Fomorern, der ihnen auf der Treppe entgegenkam, schien nicht abreißen zu wollen. Baturix hatte längst seine erste Vermutung korrigiert – es waren nicht Hunderte, sondern Tausende von Nain, die hinab nach Kêr Bagbeg marschierten. Entgegen der Schlacht von Espeland, wo der Feind auch Frauen in den Kampf geschickt hatte, begegneten sie hier nur Männern. Die Krieger waren dick in Wolle und Leder gehüllt, steckten in Fellen und Pelzen, die die Kälte abhalten sollten. Sie trugen Äxte und Beile, Schwerter und Speere, Schilde und Bögen, Rüstungen aus Leder und Eisen. Es waren die Truppen, mit denen Rushai im Süden Krieg gegen den Rat von Dachaigh na Làmthuigh geführt hatte. Ihre gute Ausrüstung war ein deutliches Zeichen dafür, wie erfolgreich dieser Feldzug verlaufen war.
    Es war schwierig, sich gegen den Strom nach oben zu arbeiten, insbesondere auf der vereisten Treppe, deren Schneedecke längst von den Stiefeln der Krieger davongetrampelt war. Die meisten trugen flackernde Fackeln, die gerade ausreichten, die Gesichter der Krieger zu beleuchten – grimmige Männer mit verkniffenenMienen und harten Zügen, die Augen auf die tückische Treppe gerichtet. Baturix fragte sich, wie viele dieser Fomorer den Schatten bereitwillig folgten und wie viele nicht mehr als Leibeigene waren, von ihren Herrn in einen Krieg getrieben, den sie nicht wollten – und wie viele von den Schatten in die Irre geführt wurden und gar nicht wussten, was sie taten.
    So wie Baturix nicht gewusst hatte, was er tat, als er den Nain geholfen hatte, die Festung Trollstigen zu erobern.
    Die Treppe wand sich weiter den steilen Hang hinauf, bis sie schließlich unter den grauen Nordmauern der Festung ankamen. Nur ein wenige Meter breiter Felsensims befand sich zwischen dem Abgrund und dem Burgtor, über dem ein mächtiger Turm errichtet war.
    Der Glockenturm
, erinnerte sich Baturix, benannt nach der magischen Glocke
Andraste
im Stockwerk oberhalb des Wehrganges. Wurde
Andraste
geschlagen, war ihr Klang im gesamten Gebiet des Romsdalsfjordes zu hören. Das Alarmsignal konnte das ganze dort lebende Volk zur Verstärkung in die Burg rufen, weshalb Trollstigen nur äußerst schwer einzunehmen war. In der gestrigen Nacht war Baturix mit seinen Männern aus dem Isterdal die Treppe hinaufgestiegen, um die Magie der Glocke zu stören. Für diese Aufgabe hatte Derrien ihm einen mit Zaubern belegten Pfahl gegeben, den Baturix im Schutze der Nacht unter dem Turm an die Burgmauern gelehnt hatte. Anschließend war er mit seinen Männern den Hang hinabgestiegen, um eventuelle Boten abzufangen. Die Germanen hatten zwei davon geschickt, sobald sie gemerkt hatten, dass die Magie der Glocke aus irgendeinem Grund versagte und die Verstärkung ausblieb, zwei junge Männer, beide gewiss nicht älter als zwanzig. Baturix hatte beide getötet, mit Bolzen aus seiner Armbrust. Er hatte seine Aufgabe erfolgreich ausgeführt. Er hatte es den Schatten ermöglicht, Trollstigen zu erobern. Er fühlte sich

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