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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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wehte vom Pass herab über den mit frischem Neuschnee bedeckten Hang. Der festgefrorene, harsche Altschnee darunter knackte und knirschte mit jedem Schritt.
    Baturix stand abseits der großen Treppe, eingehüllt in seinen Umhang aus dickem Leder, den Schal über die Nase gewickelt, die Mütze bis über die Augenbrauen gezogen. Immer noch ungläubig beobachtete er die nicht enden wollende Kette von Kriegern, die die Treppe hinabstiegen in das Tal des Romsdalsfjords. Viele von ihnen trugen Fackeln, und so konnte er den Verlauf der Treppe in der Tiefe anhand ihrer flackernden Lichter erahnen, ein riesiger Wurm, der sich daranmachte, die Bewohner des Fjordes zu verschlingen.
    Baturix hatte seinen Teil dazu beigetragen. Derrien Schattenfeind, der Anführer der Waldläufer, hatte ihn damit beauftragt, den Schutzzauber der Festung außer Kraft zu setzen. Die Festung, am nördlichen Ende des Trollstigenpasses gelegen, bewachte die große Treppe, die vom Pass hinabführte in das Isterdal, von wo man direkt nach Kêr Bagbeg und zum Romsdalsfjord gelangte. Wer die Festung kontrollierte, kontrollierte den Pass.
    Vor dieser Nacht waren die Germanen die Herren von Festung und Fjord gewesen, eine Herrschaft, die sie vom Keltenvolk der Bretonen errungen hatten. Der Schattenfeind war selbst Bretone, insofern hatte es Baturix nicht verwundert, dass Derrien versuchen würde, die Germanen von dort zu vertreiben. Ohne denSchutzzauber war die Festung für einen Angriff aus dem Pass anfällig, weshalb sich niemand gewundert hatte, tags darauf – heute – Kampfeslärm zu hören. Derrien versuchte, sich die Festung zurückzuholen.
    Doch sie hatten sich getäuscht. Es waren keine Kelten gewesen, die Trollstigen attackiert hatten und nun in geballter Macht ins Tal marschierten. Es waren weder Druiden noch Waldläufer. Es waren Nain, der schlimmste Feind der Kelten, schlimmer noch als ihre germanischen Rivalen. Es waren Schatten und Fomorer, die sich nun wie ein Sturzbach die Treppe hinab in das Isterdal ergossen. Der Romsdalsfjord gehörte praktisch schon ihnen – Trollstigen war seit Jahrhunderten die letzte Verteidigungslinie des Fjordes vor Übergriffen aus dem Süden. Weder die norðmenn noch ihre kriegsgefangenen Leibeigenen hatten auch nur den Hauch einer Chance.
    Baturix fühlte sich schuldig. Zwar lagen die Kelten im Krieg mit den norðmenn, doch der Stamm der Helvetier war – obwohl ebenfalls keltisch – neutral geblieben in diesem Konflikt. Somit empfand auch der Helvetier Baturix kein großes Bedürfnis, den norðmenn Schaden zuzufügen, insbesondere da er nicht immer ein Kelte gewesen war. Er war in der Außenwelt geboren, ein Norweger und damit schon beinahe selbst ein norðmaðr, der erst durch das Ritual der Entwurzelung 11 zu einem Kelten, einem Helvetier geworden war. Doch nun hatte er – wenn auch unwissentlich – dazu beigetragen, dass die Nain eine wichtige Schlacht gewonnen hatten, die ihnen den gesamten Romsdalsfjord bringen würde. Hunderte, wenn nicht Tausende von Germanen würden ihnen in die Hände fallen.
    Warum?
, fragte sich Baturix einmal mehr. Warum hatte Derrien Schattenfeind einen solchen Verrat begangen? Wie konnte der Anführer der Waldläufer, der schon seit Jahrzehnten Krieggegen die Nain führte, so plötzlich gemeinsame Sache mit ihnen machen? Sein Verrat würde nicht nur Germanen, sondern auch Tausende bretonische Leibeigene den Schatten ausliefern. Baturix’ Hände ballten sich zu Fäusten. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seine Rechte, dort, wo er einmal in einem Kampf gegen einen Schatten zwei Finger verloren hatte.
Morrigan und Dagda!
, betete er inbrünstig zu seinen Göttern,
Morrigan, blutige Göttin des Krieges! Dagda, Herr der Toten! Bitte macht, dass ein Plan hinter all dem steht! Ein Plan, kein Verrat!
    Ein Frösteln lief durch seinen Körper, von dem er genau wusste, dass es nicht der Außentemperatur geschuldet war. Die Kälte kam aus seinem tiefsten Inneren heraus. Das Schuldgefühl, für all das mitverantwortlich zu sein, hatte sein Herz zu einem einzigen, großen Klumpen Eis verwandelt.
    Frierend wandte er sich um und stapfte den Hang entlang zurück zu den Schneeverwehungen, hinter denen die Sieben warteten, die ihm folgten. Vier davon waren Schotten, die er von Derrien erhalten hatte, doch die anderen drei waren Bretonen, die sich ihm angeschlossen hatten, um nicht in die Kriegsgefangenschaft der Germanen zu geraten. Er konnte sich vorstellen, was sie empfinden würden, sobald

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