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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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GLOTZZZZZT DU SSSSSSO?!«, zischte die Frau.
    »Ich … Was … Ich verstehe nicht …« Das Schwert zitterte in seiner Hand wie Espenlaub, doch noch immer wagte er es nicht, es fallen zu lassen oder gar in die Scheide zurückzustecken. Er rechnete jeden Moment damit, dass die Tote –
die Untote oder vielleicht das Phantom
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oder was auch immer das ist!
– jederzeit aus ihrem Sack hervorschnellen und ihn angreifen würde.
    Geshier hielt plötzlich mit dem Lachen inne und bellte: »Runter mit der Waffe!«
    Das Kommando war so hart, so durchdringend, dass sich Baturix’ Hand wie von selbst öffnete. Die Klinge fiel geräuschlos in den Schnee. Für einen Moment stand er da, zur Salzsäule erstarrt, dann sank er auf ein Knie, verbeugte sich so tief, dass sein langes Haar über seinen Kopf herabfiel und seine Stirn fast den Boden berührte. »Verzeiht«, flüsterte er, das Blut in seinen Ohren rauschend, »mein törichtes Verhalten, Herren!«
    »Wir verzeihen dir«, brummte der mit den Locken. »Geshier, zeig ihm den Kopf.«
    Der Geschminkte nickte kurz. »Los!«, befahl er mürrisch. »Steh auf und hör auf, meine Zeit zu vergeuden.«
    Baturix rappelte sich hastig auf. Schnell steckte er sein Schwert zurück in die Scheide und eilte dem Geschminkten hinterher, der mit großen Schritten auf den Torturm zuging. Dort angelangt, folgte er ihm eine Leiter hinauf auf den Südwall des Wehrganges. Geshier betrat von dort aus den Torturm und verschwand die schmale Wendeltreppe hinauf.
    Oben auf dem Turm angekommen, warf Baturix einen Blick den Pass entlang. Das gesamte Vorfeld der Burg war ausgefüllt von einem gigantischen Feldlager, in dem noch Tausende von Nain darauf warteten, weiter nach Süden marschieren zu können. Baturix versuchte abzuschätzen, wie viele Lagerfeuer es wohl waren, scheiterte aber kläglich. Es waren
zu
viele. Viel zu viele.
    »Kommst du nun endlich?«, knurrte der Geschminkte. Nachdem Baturix zu ihm geeilt war, deutete Geshier auf vier abgeschlagene Köpfe, die auf dort aufgestellte Speerspitzen gepflanzt waren. Zwei davon waren klar als Männerköpfe zu erkennen – einer davon trug noch deutlich die verschmierten Reste einer Rune auf der Stirn –, doch die anderen beiden waren völlig verkohlt.
    »Das hier«, meinte der Geschminkte und deutete auf einen der beiden verbrannten Schädel, »ist Gudruns Kopf. Ist leider in das Feuer dort unten gefallen.« Er zeigte dabei mit angewidertem Blick auf die verkohlten Überreste der Hütte im Burghof. »Deshalb ist nicht mehr davon übrig geblieben. Aber wir haben bei dem Leichnam ein gutes Schwert gefunden. Ein
sehr
gutes Schwert. Hervorragend. Exzellent. Utmerket.«
    Baturix nickte und griff nach dem Schädel, um ihn auf seinem Pfahl herumzudrehen. Er hatte zu einem kleinen Kopf gehört, was zu Gudrun passen würde, die kaum größer als eins sechzig gewesen war. Der Schädel grinste ihn mit rußgeschwärzten Zähnen an, die Augenhöhlen waren dunkel und leer. Er könnte sonst wem gehören, so gründlich waren Fleisch und Haare von dem verkohlten Knochen gebrannt. Baturix war sich nicht einmal sicher, es mit einem Frauenschädel zu tun zu haben. Er wusste zwar nicht,weshalb die Schatten lügen sollten, doch wer wusste schon, was in einem Schattengehirn vorging. Falls überhaupt noch jemand in der Lage war, den Schädel zu identifizieren, war dies Derrien.
    Doch als er den Schädel von der Speerspitze ziehen wollte, um ihn mitzunehmen, schlug Geshier seine Hand zur Seite. »Nimm die Finger weg! Den brauchen wir noch!« Der Schatten zwinkerte ihm spöttisch zu. »Für unsere Rituale …«
    »Derrien wird den Kopf als Beweis haben wollen«, wagte Baturix hervorzubringen.
    Der Spott verschwand aus der Miene des Schattens, als ob er nie dagewesen wäre. »Fühlst du dich hier tatsächlich so sicher, dass du glaubst, aufmüpfig werden zu können? Bloß weil Rushai sein Wort gegeben hat, euch nichts zu tun?«
    Baturix spürte Schweiß auf seine Stirn treten.
Vorsicht!
, beschwor er sich. Bloß weil diese Schatten so aussahen wie Menschen, bedeutete das nicht, dass sie auch nur einen
Hauch
von Menschlichkeit in sich trugen. Wer wusste schon, wie viel Provokation es bedurfte, damit sich einer von ihnen über Rushais Wort hinwegsetzte …
Nicht viel
, vermutete er mit bangem Herzen. »Nein, Herr!«, flüsterte er mit gesenktem Blick. »Entschuldigt!«
    Der Schatten schwieg. Schweiß rann von Baturix’ Schläfe die Wange hinab und schmeckte salzig auf seinen

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