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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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unschlüssig – die »Stimme« in seinem Kopf klang ganz anders als die des Wolfsgeistes, irgendwie … freundlicher. Der Wolfsgeist gab ein kehliges Knurren von sich, als Seog langsam wieder aufstand und auf den Baum zustapfte, bis er schließlich das Ufer des sich aufspaltenden Baches erreicht hatte. Erneut ließ er sich auf ein Knie sinken und erklärte: »Herr, ich bin Seog von Åndalsnes vom Keltenstamm der Bretonen. Ich ersuche Euch um Schutz und Unterschlupf für mich und mein Gefolge.« Es war ein Satz, den er tagsüber ungefähr tausendmal im Kopf aufgesagt hatte.
    Noch nie wurde ein Kelte unter den Blättern meiner Brüder geduldet.
    »Herr, noch nie war die Situation so düster. Die Schatten sind machtvoller denn je. Vor einem halben Jahr haben sie sich von Bergen aus nach Stavanger ausgebreitet, und nun haben sie auch Åndalsnes und den Romsdalsfjord genommen.« Er benutzte absichtlich die norwegischen Ortsnamen, um sicherzugehen, dass der Geist ihn verstand. »Der Angriff kam so überraschend, so überwältigend, dass Bretonen und norðmenn gemeinsam fliehen mussten und mir nun folgen, ohne Unterscheidung nach Herkunft und Abstammung. Deshalb erbitte ich Euch um Hilfe im Kampf gegen die Schatten im Romsdalsfjord.«
    Mir wurde von einem Baumfrevler berichtet.
    Ganz kurz war sich Seog unschlüssig, wovon der Geist sprach. »Ihr meint sicherlich Lord Rushai«, sagte er dann, als ihm wiedereingefallen war, dass er darüber mit dem Wolfsgeist gesprochen hatte. »Er ist der Anführer der Schattenarmee, die Åndalsnes erobert hat. Er ist dafür berüchtigt, Bäume mit unheiligem Leben zu erfüllen und diese seinem Willen zu unterwerfen. Man nennt ihn den Schwarzen Baum.«
    Der Baumgeist antwortete nicht. Zwar rasten tausend Gedanken durch Seogs Schädel, doch er erkannte jeden einzelnen von ihnen als seinen eigenen. Jetzt, da die Sonne hinter die Berge gesunken war, wurde es schnell dunkel. Noch immer schwirrten einzelne Schneeflocken durch die Luft, verwirbelt vom Wind, der in einer sanften Brise über die Lichtung blies. Der Wolfsgeist sprang auf und trabte in sicherer Entfernung zum Ufer, wo er über zwei aus dem Bachlauf ragende Felsblöcke hinüber zur Insel sprang. Der Geist rieb kurz seinen Rücken an dem Stamm der großen Buche, dann warf er Seog einen Blick aus seinen bunten Geisteraugen zu und knurrte kurz.
    Wie habt Ihr vor, mit Eurer Handvoll Flüchtlingen gegen eine Armee zu kämpfen?
    »Euer Wald ist groß, Herr, und hat viele Ausgänge. Wenn Ihr mir freie Bewegung innerhalb seiner Grenzen erlaubt, kann ich mit meinen Männern überraschend zuschlagen. Ich hoffe, dass wir bei unseren Angriffen weitere Mitstreiter gewinnen können. Die Schatten werden eine Weile brauchen, bis sie alle ihre Gefangenen dem Schwarzen Ritual unterzogen haben werden.« Zumindest war es das, was er hoffte. Falls inzwischen tatsächlich der gesamte Fjord zu Fomorern gemacht war, sah die Zukunft ohnehin sehr düster aus.
    Eine erneute Pause entstand. Dachte der Geist nach?, wunderte sich Seog, während die Kälte durch seine Glieder kroch. Nervös leckte er sich über die Lippen. Ob ihn der Wolf wohl sogleich angreifen würde, wenn sich der Baumherr gegen eine Hilfe entschied? Oder ob die Geister ihm und seinen Leuten ausreichend Zeit geben würden, den Wald zu verlassen?
    Ich kann nicht riskieren, Euch zu trauen, Druide
, kam schließlich eine Antwort.
Aber ich kann auch nicht riskieren, Euch nicht zu trauen.
Aus diesem Grund erlaube ich Euch und Euren Gefolgsleuten, im Schutze meiner Brüder Unterschlupf zu finden, bis ich mir ein Urteil über Euch gebildet habe. Bis dahin wird einer meiner Vertrauten Euch begleiten. Überzeugt ihn mit Eurem Charakter und Euren Taten, vielleicht überzeugt Ihr damit auch mich.
    Ein zweiter Gedanke schloss sich an:
Dies sind die Worte des Königs des Waldes!
Dieses Mal war sich Seog ganz sicher, auch wirklich einen zweiten »Sprecher« gehört zu haben, wahrscheinlich den Wolfgeist. Dieser wandte sich ab, sprang auf die andere Seite des Baches und verschwand im Wald.
    Seog wartete noch kurz, ob der Baumgeist noch einmal sprechen würde. Als sich jedoch nichts weiter tat, stand er langsam auf und dehnte seine eingefrorenen Knie. Nachdenklich stapfte er durch den Schnee zurück zu Gautrek und wunderte sich darüber, wen oder was der Waldkönig wohl mit »Vertrauten« gemeint hatte, als er eine weitere Präsenz am Rande des Steinkreises spürte – die Präsenz eines Menschen. Eines

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