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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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dass ihm die Situation über den Kopf gewachsen war, und dies nicht zu knapp. Aber ihm blieb schlichtweg nichts anderes übrig, als weiterzumachen, schließlich gab es niemanden, der die Verantwortung von seinen Schultern nehmen konnte. Er musste weitermachen, wenn es sein musste bis zum bitteren Ende, an das er häufiger und häufiger denken musste. Denn selbst wenn ihnen der Wald erlaubte, sich hier zu verstecken, waren ihre Tage gezählt. Spätestens wenn Rushai mit seinen Armeen in den Germanenwald eindrang, Bäume rodete und Geister erschlug, würde seinen Flüchtlingen keine Zuflucht mehr bleiben, wo sie sich verstecken konnten.
    Hier unten im Tal veränderte sich einmal mehr die Umgebung. Die graugrünen Fichten, die bisher den Gebirgsbach gesäumt hatten, wurden mehr und mehr abgelöst von schlanken Birken und jungen Buchen. Der Wildbach wurde mit jedem Zufluss aus den Bergen tiefer und tiefer, bis er schließlich nur noch an wenigen Stellen trockenen Fußes überquert werden konnte. Die Wolfsfährte führte parallel dazu weiter talabwärts.
    Bald kamen sie wieder an einen am Wegesrand aufgestellten Pfahl. Dieses Mal war der Schädel eines Ebers daran aufgehängt. Die Wolfsfährte führte direkt daran vorbei.
    Als sie weitergingen, spürte Seog bald den Magiestrom in seinem Körper, der die Präsenz einer Pforte anzeigte. Langsam erweiterte sich sein Bewusstsein, bald konnte er Gautreks Anwesenheit neben sich fühlen wie die Wärme einer Fackel. Er spürte das Leben in den Bäumen um sich herum, das dem Frühling entgegenschlummerte. Seog fühlte sich eingeschüchtert, unendlich klein in einer Welt der Baumriesen.
    Nach etwa einhundert Metern sahen sie schließlich zwei zapfenförmige Felsen auf dem Boden stehen, etwa drei Meter hoch und von oben bis unten mit germanischen Runen beschrieben. Quer darüber lag ein dritter Felsen, so dass sich ein Tor ergab, unter dem die Wolfsfährte hindurchführte.
    Die Magie wurde stärker. Seog konnte bereits das langsame, tiefe Pochen spüren, mit dem die Energie durch die Pforte strömte. Instinktiv blieb er stehen. Dies hier war ein machtvoller Ort.
    »Was?«, fragte Gautrek.
    »Das ist eine Pforte. Eine mächtige Pforte, die mit Sicherheit von einem mächtigen Geist bewacht wird.«
Doch du wusstest schon vorher
, rief er sich noch einmal in Erinnerung,
dass der Herr des Waldes mächtig sein wird.
Nur leider war das Wissen, was ihm bevorstand, nicht das Gleiche, wie tatsächlich davor zu stehen. Nervös leckte sich Seog über die Lippen, fasste sich dann ein Herz und ging mit neuer Entschlossenheit weiter. Es würde nichts helfen, sich davor zu verstecken.
    Als sie unter den Steinen hindurchtraten, fanden sie sich auf einer großen Lichtung wieder und stellten fest, dass das, was sie für ein Tor gehalten hatten, nur ein einzelner Bogen eines enormen Steinkreises war. Der Bach floss direkt durch seine Mitte, wo er sich ein paar Meter lang aufteilte und anschließend wieder vereinigte. Auf der dadurch gebildeten Insel thronte ein einzelner, riesiger Baum, eine nachtschwarze Buche mit mächtigem Stamm und ausladender Krone. Die schneebedeckten, kahlen Äste verliehen dem Baum den Anschein, abgestorben und tot zu sein. Doch Seog konnte das Leben in ihm deutlich spüren, ein Leben, das nur darauf wartete, dass endlich der Winter vorüberging und ein neuer Frühling anbrach.
    Hoch über ihnen heulte ein Wolf. Es war ein langgezogener, klagender Laut, der nach einigen Augenblicken Stille von einem Tier auf der anderen Seite des Tals beantwortet wurde. Weitere Wölfe stimmten mit ein, bis sich anscheinend das ganze Rudel in den Bergen um sie herum versammelt hatte.
    »Diese Biester haben uns gerade noch gefehlt«, murmelte Gautrek.
    Seog schüttelte nur kurz den Kopf, um Gautrek zum Schweigen zu bringen. Soeben war nämlich der Wolfsgeist in den Steinkreis getreten und duckte sich nun etwa zwanzig Meter von ihnenentfernt in den Schnee. Er hatte die Ohren halb nach hinten gelegt und sah nicht weniger aggressiv und blutgierig aus als bei ihrer letzten Begegnung. Selbst die bunten Farben in seinen Augen leuchteten größtenteils rot.
    Auf die Knie!
, dachte Seog und verstand im nächsten Moment, dass es einmal mehr nicht seine eigenen Gedanken waren.
Sehet den König des Waldes!
    Er folgte der Anweisung und sank auf ein Knie, dabei Gautrek mit nach unten ziehend, der das Kinn kampfeslustig nach vorne gereckt hatte.
    Kommt näher, Druide!
    Für einen Moment war sich Seog

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