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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Magiers.
    Er sah sich um. Und tatsächlich trat in diesem Moment eine weitere Gestalt unter den Steinen hindurch in den Kreis, ein hagerer Mann mit einem merkwürdigen Helm auf dem Kopf sowie einem Speer in der Hand. Die Gestalt winkte ihnen kurz zu, wandte sich dann um und verschwand.
    »Wer bei den Eishöllen ist das denn nun wieder?«, knurrte Gautrek.
    »Ein Jarl, wie ich vermute. Los, komm. Ich schätze, dass wir die Einladung nicht ausschlagen sollten.«
    Seog reichte dem Germanen die Hand und zog ihn auf die Beine. Dann machten sie sich daran, dem Fremden zu folgen.
     
    Eine Viertelstunde später saßen sie in einer primitiv eingerichteten Hütte, die ihnen nach den langen Tagen auf dem Marsch durch die Kälte angenehmer erschien als ein fürstliches Langhaus. Es war zwar eng und stickig – die Hütte war ganz offensichtlich für den Mann alleine errichtet –, doch dafür war es warm und trocken. Das Herdfeuer verbreitete ein flackerndes Licht, das dieSchatten an den Wänden tanzen ließ, der Braten darüber ließ Seog das Wasser im Munde zusammenlaufen und seinen Magen knurren.
    Der Jarl saß ihnen gegenüber auf dem Boden. Den Umhang aus Wolfsfell, dessen unterkieferlosen Schädel er vorhin auf dem Kopf getragen hatte, hatte er inzwischen abgelegt, so dass er jetzt weit menschlicher aussah als noch vorhin. Sein Vollbart reichte ihm bis zum Bauch, sein glattes graues Haar war im Nacken zusammengebunden und fiel weit in seinen Rücken hinab. Er war ein sehniger Kerl, mit hohlen Wangen und tiefen Augenringen, dessen Gesicht eingefallen und verhungert aussah. Doch seine Arme wirkten muskulös und kräftig, als sie unter dem vielfach geflickten Wams zum Vorschein kamen, und sprachen von einem anstrengenden Leben.
    Er war ein Jarl. Jarl Ivar, wie er sich in einem so stark akzentuierten Norwegisch vorgestellt hatte, dass selbst Gautrek Mühe hatte, ihn zu verstehen. Dies war bisher auch das Einzige, das sie gesprochen hatten. Seog hatte Gautrek gefragt, ob ihm der Name ein Begriff war, doch auch der Hauptmann hatte noch nie von ihm gehört. Es war jedenfalls keiner der Jarle, die beim großen Germanenaufstand in den Romsdalsfjord gekommen waren. Das passte auch zum Aussehen der Hütte, die so wirkte, als ob sie schon vor Jahrzehnten errichtet worden war.
    »Jarl Ivar«, meinte Gautrek gerade, »unsere Gefährten lagern im Westen. Es sind Frauen und Kinder dabei. Viele sind krank. Könnt Ihr uns helfen?«
    Der Jarl wählte aus einer Reihe von ledernen Beutelchen, die von einer Stange unter der Decke hingen, einen aus und streute daraus Kräuter über den Braten auf dem Feuer. »Hilfe ist unterwegs«, erklärte er dabei, ohne aufzusehen.
    Gautrek warf Seog einen kurzen Blick zu. »Habt Dank, Herr«, murmelte er dann.
    »Also leben noch andere Menschen hier im Wald?«, erkundigte sich Seog.
    »Ich bin nicht allein.«
    »Und werdet Ihr uns helfen gegen die Schatten?«
    Der Jarl zog ein Messer aus einer Lederscheide. Der Griff bestand aus Horn, die stählerne Klinge war vom vielen Wetzen so dünn geworden, dass sie Seog fast schon an die Stiletts erinnerte, für die viele Schatten eine Vorliebe besaßen. Es war zweifellos eine sehr alte Klinge. »Nein«, antwortete Ivar, während er eine Scheibe des Fleischs abschnitt und probierte. »Der Waldkönig will mich als Beobachter. Also werde ich beobachten.« Nachdem er sich die Finger geleckt hatte, griff er nach einem weiteren Beutel und streute daraus eine Prise Salz über das Fleisch – zumindest sah es wie Salz aus.
    »Also seid Ihr unser Aufpasser?«, grummelte Gautrek.
    »Nein.« Ivar stand auf und kramte in einer Kiste herum, bis er darin zwei Teller gefunden hatte, die er ihnen reichte. Es waren Holzteller, so sauber und neu, dass auch auf der Innenseite die Maserung des Fichtenholzes noch zu erkennen war. Die Kanten, die das Schnitzmesser hinterlassen hatte, fühlten sich unter Seogs Fingern hart und rau an. Ivar wohnte offenbar nicht nur alleine, sondern empfing auch äußerst selten Gäste. Der Jarl schnitt großzügige Fleischstücke vom Braten ab und reichte die gefüllten Teller an Seog und Gautrek weiter, dann nahm er einen dritten Teller – dieses Mal fleckig, schäbig und alt – von der Wand und richtete sich sein eigenes Essen. »Ihr könnt tun und lassen, was ihr wollt«, sprach er dabei. »Die Geduld des Waldkönigs ist unbegrenzt.«
    »Habt Dank«, meinte Seog, sowohl zu dem Mahl als auch zu Ivars Erklärung.
    »Die Geduld meines Herrn mag zwar

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