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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Rund aus blassen, schmutzigen Gesichtern, die ihnen abweisend bis neugierig entgegenstarrten. Der Alte winkte unwirsch. »Was glotzt ihr so?«, fuhr er sie an. »Seid nicht so unhöflich, das hier sind Freunde von Gaius. Gaius, komm her!«
    Ein Junge von vielleicht vierzehn Jahren legte sein Schnitzmesser beiseite und erhob sich gehorsam. Er war zwar bereits größer als Wolfgang, doch seine schlaksige Figur hatte gerade erst begonnen, sich mit Muskeln zu füllen. Dafür hatte er bereits einen gewissen Bartwuchs, der in seinem viel zu jungen Gesicht wirkte wie angeklebt.
    »Das hier sind Waldläufer«, murmelte der Alte. »Sie haben eine Nachricht von deinem Vater.«
    Die Augen des Jungen wurden groß. »Ich dachte, er ist auf Trollstigen umgekommen«, murmelte er verwundert. »Sagt, hat er überlebt?«
    »Herr«, meinte Keelin zu dem Alten, »Was wir zu sagen haben, ist nur für die Ohren des Jungen bestimmt. Er muss später selbst entscheiden, was er Euch davon erzählen will.«
    Die Gesichtszüge des Mannes verzogen sich verärgert. Schließlich nickte er jedoch. »Ihr Waldläufer wart schon immer ein misstrauisches Pack … Also los, Junge. Bei den Kühen im Stall ist es warm. Dort seid ihr auch ungestört.«
    Gaius nickte. Er holte sich einen Umhang, streifte die hölzernen Pantoffel ab und schlüpfte in ein Paar lederne Stiefel. »Kommt mit, Herren.«
    Wolfgang warf Keelin einen fragenden Blick zu, doch die Druidin ignorierte ihn. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke versenkt. Immerhin schien Julius ganz zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs zu sein, so dass sich Wolfgang darum bemühte, sich nicht mehr Sorgen zu machen als nötig. Zügig stapften sie hinüber zu dem früheren Pferdestall. Schon am Eingang fielen ihm mehrere große, bronzene Glocken auf, die an der Wand aufgereiht waren, wahrscheinlich Kuhglocken, die dem Vieh im Sommer umgehängt wurden, wenn sie auf die Weiden getrieben wurden. Sofort umfing ihn das intensive Aroma von Kuhfladen und Jauche, doch dafür war es, wie der Alte schon gesagt hatte, nicht kalt.
    Gaius führte sie an etwa einem Dutzend gefleckter Kühe vorbei in eine leerstehende Pferdebox. Dort wandte er sich zu ihnen um. »Erzählt«, forderte er sie mit großen Augen auf, »was wisst Ihr von meinem Vater?«
    Es kostete Wolfgang Mühe, keine Grimasse zu ziehen. Es war nicht sonderlich nett, dem Jungen zuerst Hoffnungen zu machen und diese dann sogleich wieder zu zerstören. Doch zum Glückging Gaius’ Blick zu Keelin, so dass sich Wolfgang um eine Antwort drücken konnte.
    Die Druidin sah dem Jungen fest in die Augen, als sie ihm antwortete: »Wir sind keine Waldläufer, Gaius. Wir wissen nichts von ihm.«
    »Aber …« Die Emotionen, die über Gaius’ Gesicht liefen, waren sehr einfach zu lesen. Verwirrung, gefolgt von bitterer Enttäuschung und Empörung. »Aber Ihr habt doch gesagt –«
    »Ich habe etwas gesagt, was mir sehr leidtut«, schnitt ihn Keelin ab. »Aber ich wusste nicht, wie ich es anders hätte anstellen müssen, um mit dir alleine zu sprechen.«
    »Aber was wollt Ihr von mir? Ich kenne Euch nicht einmal!« Plötzlich war da auch etwas Angst in den Augen des Jungen. Wolfgang entging nicht der schnelle Seitenblick, mit dem sich Gaius nach einem Fluchtweg umsah. Doch es gab keinen – die deri-Magier blockierten sehr effektiv den Ausgang aus der Pferdebox. Voller Angst wich Gaius zurück.
    Wolfgang hob beschwichtigend die Hände. »Hab keine Angst. Wir wollen nichts Böses von dir. Wir brauchen nur deine Hilfe.«
    »Du hast deinen Vater sehr geliebt, stimmt’s?«, fragte Keelin.
    Der Junge nickte langsam und vorsichtig.
    »Und du weißt, dass Cintorix für seinen Tod verantwortlich ist?«
    Gaius’ Gesicht verhärtete sich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, ohne dass er es zu bemerken schien. »Ja.«
    »Wahrscheinlich suchst du jetzt nach einer Möglichkeit, es ihm heimzuzahlen.«
    »Ja!«
    Die Vehemenz von Gaius’ Antwort überzeugte Wolfgang davon, dass der Junge den Häuptling tatsächlich hasste.
Mit jeder Faser seiner Seele …
»Deswegen sind wir hier«, übernahm er das Wort. »Wir sind hier, um gegen ihn zu kämpfen. Aber alleine schaffen wir das nicht. Wir brauchen Hilfe. Willst du uns helfen, Gaius?«
    Der Junge nickte. In seinen Augen stand eiskalte Entschlossenheit.
    »Dann werden wir dir jetzt erklären, was du tun kannst.«

SEOG (7)
     
     
    Tavoc Keoded/Tresfjorden am

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