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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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hatte sich nie besonders dafür interessiert. Die Klinge war ein Werkzeug wie so viele andere, die ihm die Arbeit etwas einfacher machten. Er hatte nicht mitgezählt, wie viele Übernatürliche durch
Schlangenbiss
schon gestorben waren.
    Schließlich kehrte er zurück zum Zelt. Ein banges Gefühl beschlich ihn dabei. Was war, wenn ein
zweiter
Spähtrupp ihren Lagerplatz entdeckt hatte? Der Gedanke daran, wie einer der verfluchten Schatten den schlafenden Druiden die Kehlen durchschnitt, ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Seitdem er die Stimmen seiner Ahnen zurück an den Rand seines Bewusstseins gedrängt hatte, hatte er sich richtig an die beiden gewöhnt.
    Als er weiterging, jagten ihm zwei Paar frische Spuren im Schnee einen ziemlichen Schreck ein, bis er sich vergewissert hatte, dass sie von Keelin stammten. Sie führten zu einem Nadelbaum, einer Eibe, und von dort wieder zurück zu ihrem Zelt. Nachdem unter dem Baum keine Urinspuren zu sehen waren, vermutete er, dass sie dort gebetet hatte. Sie hatte einmal erwähnt, dass die Eibe ihr Baumzeichen war.
    Vorsichtig schlug er den Zelteingang zur Seite und schlüpfte hinein. Keelin seufzte etwas und drehte sich herum, während er mit Kettenhemd und Mütze, in seinen Schlafsack kroch. Sie erwachte jedoch nicht. Julius schien fest zu schlafen. Für einen Moment fragte sich Wolfgang, ob er jemanden wecken sollte, um Wache zu halten. Doch noch während er so grübelte, ließ die Anspannung der Jagd von ihm ab und hinterließ eine tiefe Müdigkeit. Er hatte Kräfte einsetzen müssen, um die Patrouille auszuschalten, Anspannung und Angst hatten ihn erschöpft und ausgelaugt.
    Zur Eishölle mit der Wache
, dachte er noch, bevor er einschlief.
     
    Montag, 15. November 1999
    Der nächste Tag brachte Westwind und neuen Schnee. Als Wolfgang aus dem Zelt kroch, bliesen ihm bereits dicke, klebrige Flocken ins Gesicht. Zum Glück hatte es noch nicht lange genuggeschneit, um das Zelt ausgraben zu müssen, doch es würde ihren heutigen Marsch nicht einfacher machen. Auf der anderen Seite war die verringerte Sicht das Beste, was ihnen hatte passieren können, um ungesehen nach Allobroga zu gelangen.
    Sie beeilten sich mit dem Aufbruch. Während Wolfgang und Keelin das Zelt abbauten, kramte Julius in ihren Rucksäcken nach einem Frühstück, das sie auch unterwegs essen konnten. Der Gesichtsausdruck des alten Druiden war verkniffen und angestrengt, die Arthritis in seinen Knien und Hüften machte ihm zu schaffen. Wolfgang wollte lieber gar nicht erst darüber nachdenken, wie der Helvetier den heutigen Marsch überstehen wollte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihn mitzubringen.
    »Ich habe heute Nacht geträumt«, erklärte Keelin, während sie die Zeltplane zusammenlegten.
    »Ich schätze, du willst mir erzählen,
was
du geträumt hast?«, fragte Wolfgang und machte einen Schritt auf sie zu, um ihr die Ecken der Plane aus der Hand zu nehmen.
    »Nein.«
    Wolfgang hielt inne. »Ach ja?«
    Der Blick der jungen Schottin ging ins Leere, während sie darüber nachdachte, was sie sagen wollte und was nicht. Wolfgang begann, das Leder der Plane zusammenzurollen und in die dafür vorgesehene Tasche zu stopfen. Er vermutete, dass sie ihm schon noch verraten würde, was ihr durch den Kopf ging.
    »Aber ich sollte, schätze ich.« Keelin stieß einen tiefen Seufzer aus. »Heute Nacht ist mir die Eibe erschienen. Sie hat mir erzählt, dass sich die Wächtergeister der meisten Pforten dieser Region von Cintorix abgewandt haben und seine Männer nicht mehr in ihren Heiligtümern tolerieren.«
    Wolfgang nickte. Das würde erklären, weshalb er die Patrouille auch außerhalb der Pforte aufgespürt hatte, nicht innerhalb. Er ging zu seinem Rucksack und begann, die Zelttasche daran zu befestigen. Er kramte ein paar lederne Riemen hervor, zog sie durch die kupfernen Ösen am Rucksack und schlang sie mehrere Male um die Tasche, bevor er sie stramm zog und verknotete.
    »Sie hat mir auch ihre Hilfe angeboten.«
    »Inwiefern?«
    Keelin hielt den Zeltboden in die Luft und klopfte mit der anderen Hand den Schnee davon, eine schwierige Aufgabe für eine einzelne Person, bedachte man das Gewicht des schweren Lederstückes. Sobald Wolfgang fertig war mit der ersten Tasche, eilte er zu ihr, um ihr zu helfen. »Danke«, erklärte sie, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte. »Sie bot mir an, mir meine Magie zu nehmen.«
    »Was meint sie damit?«
    Hier mischte sich Julius in das Gespräch.

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