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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Romsdalsfjord, Norwegen
    Dienstag, 16. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Tavoc Keoded war ein winziges Dorf am Romsdalsfjord, eigentlich kaum mehr als ein großes Gehöft. Drei Fischerboote fuhren von hier den Herbststürmen zum Trotz nach draußen, um die noch immer Hunger leidende Bevölkerung des Fjordes mit Nahrung zu versorgen. Eine Handvoll Felder umgaben es, auf denen im Sommer Vieh weidete und etwas Getreide angebaut wurde.
    Und trotzdem machten sich die Schatten die Mühe, diesen Ort zu befestigen. Von seinem Aussichtspunkt hoch über dem Fjord hatte Seog im Schein der untergehenden Sonne ganz deutlich das mächtige Fundament eines Turmes erblickt, der den Bewohnern Tavoc Keodeds Schutz gegen Überfälle bieten sollte. Offenbar war den Schatten die Bedrohung, die der Germanenwald mit seinen Geistern und Pforten darstellte, durchaus bewusst.
    Doch es würde noch Wochen dauern, bis das Gebäude fertiggestellt war, Monate gar, falls der Winter eine Weiterarbeit unmöglich machte. Die Grundmauern alleine würden niemandem etwas nutzen, wenn Seogs Rebellen in dieser Nacht angriffen.
    Seog hatte zwanzig Mann mitgebracht, darunter die beiden Hauptmänner Gautrek und Gwezhenneg sowie seine drei Bogenschützen. Der Plan war denkbar einfach – im Schutze der Dunkelheit angreifen, den Widerstand der Bewohner brechen, sie in Fesseln legen und so schnell es ging zurück in den Wald verschwinden. Tavoc Keoded eignete sich dafür ganz besonders – keine andere Siedlung lag so nahe am Germanenwald.
    Jarl Ivar war ebenfalls mit von der Partie, als Beobachter, wie erunmissverständlich klargemacht hatte. Seog spürte den prüfenden Blick des Germanen auf jeder seiner Bewegungen. Ivars Anwesenheit machte ihn unsicher und nervös, er konnte nur hoffen, dass er es ausreichend gut verbarg.
    »Diese Nain sind misstrauische Bastarde«, riss ihn Gautrek aus seinen Gedanken. Seog fiel auf, dass der norðmaðr inzwischen den keltischen Begriff verwendete. »Diese Wachfeuer machen alles nicht einfacher.«
    Seog nickte. Eines der Feuer lag im Westen der Siedlung neben dem Uferpfad nach Ilan Keoded, eines im Osten, wo eine Brücke über die Tressa führte, die hier von den Bergen des Germanenwalds kommend im Fjord mündete. Jedes der Feuer war mit zwei Kriegern besetzt, aller Wahrscheinlichkeit nach Fomorer. Dazwischen patrouillierte eine Gruppe von fünf oder sechs Mann auf und ab.
    »Vermutlich wollen sie verhindern, dass sich ihre Fomorer und Kriegsgefangenen frei zwischen den Dörfern bewegen«, meinte Gwezhenneg.
    Seog hatte sich schon über die merkwürdige Platzierung der Feuer gewundert. Einen Feind hätten sie doch am ehesten vom Landesinneren erwarten müssen, von Süden her. Doch die Erklärung des Bretonenhauptmannes machte irgendwie Sinn. Die Schatten fürchteten keinen Feind. Sie fürchteten ihre Gefangenen und beschnitten ihnen deshalb die Freiheit.
    »Wie machen wir es?«, fragte Seog. Er hatte längst eingesehen, dass seine beiden Hauptmänner deutlich geschickter und einfallsreicher waren als er selbst. Er war auf ihre Ideen und Vorschläge angewiesen.
    »Wir teilen uns auf«, erklärte Gautrek, ohne zu zögern. Seog beneidete ihn um sein Selbstbewusstsein. »Zehn Mann greifen das eine Feuer an, zehn das andere. Gleichzeitig und unerwartet natürlich.«
    »Was ist mit der Patrouille?«, fragte Gwezhenneg.
    »Die Bogenschützen schleichen sich ran und schießen aus dem Hinterhalt heraus auf sie.«
    »Gute Idee. Wenn die Schützen ihre Pfeile fliegen lassen, ist das das Angriffssignal für alle.« Gwezhenneg warf Seog einen fragenden Blick zu.
    Dieser ging noch einmal die Vorschläge seiner Hauptmänner durch, verglich sie mit der Realität, die sich ihm bot. Da er nichts fand, was gegen den Plan sprach, stimmte er zu. »So machen wir es. Gautrek, du nimmst deine Männer und attackierst im Westen. Gwezhenneg, du mit deinen im Osten. Der erste Pfeil ist das Signal zum Angriff.« Er streckte seine rechte Hand vor sich aus. Nachdem die beiden Hauptmänner ihre darübergelegt hatten, sagte er ernst: »Für den Fjord.«
    »Für den Fjord«, erklärte Gautrek.
    »Für den Fjord«, murmelte Gwezhenneg.
    Nachdem die beiden in der Dunkelheit verschwunden waren, suchte Seog nach den drei Bogenschützen. Kwanza und Nadif schickte er voraus, schließlich waren die beiden Schwarzen klein und wendig und ausgezeichnete Schleicher. Winoc, den dritten Bogenschützen, behielt er bei sich. Der dicke Bretone schoss zwar ebenso gut wie die

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