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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sich ein wenig, als er den Albino dabei beobachtete, wie dieser den Selbstsicheren spielte, den Geselligen, der sich durch das bevorstehende Duell nicht beeindrucken ließ. Der Gedanke daran, dass Spider sich tatsächlich so sicher war, wie er sich gab, ließ Mickey etwas mulmig werden.
    Cannon sah auf seine Armbanduhr. Nachdem er kurz mit den beiden Weisen gesprochen hatte, räusperte er sich umständlich und brachte die versammelten Rattenmenschen zum Schweigen. Ohne Einleitung kam er gleich zum Wesentlichen: »Wir sind heute hier als Zeugen versammelt zum Duell zwischen dem Rudelführer Mickey und seinem Rudelbruder Spider. Spider, du bist der Herausforderer. Erkläre deine Forderung!«
    Spider sah Mickey fest in die Augen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. »Ich erkläre hiermit, Mickeys Anführerschaft zu verleugnen, ihm die Gefolgschaft zu verweigern. Er ist nicht mehr mein Anführer. Ich fordere ihn zum Kampf.«
    Cannon akzeptierte die traditionellen Worte der Herausforderung. »Mickey, du bist der Geforderte. Erkläre deine Bedingungen.«
    »Fänge und Klauen, bis hin zur Kampfunfähigkeit.« Mickeys Stimme klang heiser. Er räusperte sich leise.
    »Ihr kämpft mit Fängen und Klauen. Die Kampfunfähigkeit wird das Duell beenden.« Cannon warf einen kurzen Blick in die Runde. »Wer Einwände gegen dieses Duell vorzubringen hat, kann dies jetzt tun.« Doch es gab keine Einwände. Warum auch? Dies war eine Sache zwischen den beiden Duellanten, sonst niemandem. »Spider, du beginnst an der Nordmauer. Mickey, du an der Südmauer. Begebt euch zu euren Ausgangsorten. Das Signal um Mitternacht eröffnet das Duell.« Dabei hielt Cannon kurz eine Trillerpfeife in die Höhe.
    Mickey wandte sich wortlos um und ging los. Zwar war es bis Mitternacht noch einige Zeit hin, doch er hatte keine Lust darauf, jetzt noch mit irgendjemandem zu reden. Stattdessen ging er an der von zahlreichen schmierigen Fenstern durchbrochenen Mauer entlang zum Südende der Halle. Dort zog er sich aus und nahm die Kampfgestalt an, die traditionelle Form des Duells.
    Als Nächstes ging er zu einem der Kreisförderer – eine etwa zweieinhalb Meter über dem Boden angebrachte, mit einer Kette angetriebene Schiene, in die man Gehänge einklinken konnte. In den Gehängen steckten vor allem Fleischerhaken in den verschiedensten Dimensionen. Mickey zog einen davon heraus und ging damit zurück zu seinen Kleidern. Er nahm seinen Gürtel, legte ihn sich um wie eine Schärpe und hängte den Haken hinein. Er hatte nicht vor, damit zu kämpfen. Doch »Klauen und Fänge« schlossen kleine Hieb- und Stichwaffen nicht aus. Dies wäre nicht das erste Duell in der Fleischfabrik, das mit Fleischerhaken entschieden worden wäre. Wenn ihn Spider damit angriff, würde er zumindest nicht nackt dastehen.
    Dann wartete er. Er setzte sich auf den Boden, schloss die Augen und versuchte, dem Drang nach einer Zigarette zu widerstehen. Der Gestank nach Rauch würde sich in seinem Fell festsetzen, eine Art Leuchtreklame für den ausgeprägten Geruchssinn der Kampfform, insbesondere da Spider auch über verstärkte Sinne verfügte. Mickey hatte heute zwei Stunden in einer Dusche verbracht und sich mit möglichst neutralen Seifen gewaschen, um sich von sämtlichem Geruch zu befreien. Jetzt zu rauchen wäre mit das Dümmste, was er tun konnte.
    Schließlich, nach einer nicht enden wollenden Ewigkeit, erklang das Signal.
    Mickey aktivierte sogleich seine verstärkten Sinne, so dass die Dunkelheit der Fleischfabrik einem mittleren Zwielicht wich. Maschinen und Geräte waren plötzlich nicht mehr nur große, finstere Blöcke, sondern detaillierte, mechanische Gebilde, mit Kabeln und Kolben, Schaltern und Steckern. In langen Serien standen sie aufgereiht und bildeten in der großen Halle ein wahres Labyrinth aus Gängen und Kreuzungen. Mickey entschied sich für einen von ihnen und huschte dort entlang, mit eingezogenen Krallen und geducktem Körper. Links von ihm befand sich eine automatische Zergliederungsanlage, ein massiver Apparat, der den Korridor wie eine Wand abschloss, während auf der anderen Seite mehrere kleinere Maschinenblöcke aneinandergereiht waren, zwischen denen der Nachbarkorridor einsehbar war. Über ihm befanden sich in Beleuchtungsleisten angebrachte Neonröhren und Kabelbrücken, von wo aus die Zuschauer in ihren Rattengestalten das Geschehen beobachten
konnten. Für die Duellanten selbst war die Rattengestalt ausgeschlossen.
    Die Totenstille in der

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