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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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danach hatten nurnoch Frauen, Alte und Kinder den Fjord bevölkert. Zehntausend waren … Nein. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken.
    »Haben Jarle überlebt?«
    Tavoc wog nachdenklich den Kopf. »Von Jarlen weiß ich nichts, Herr. Aber es heißt, dass sich der Schattenfeind auf die Insel Sekken retten konnte.«
    Seog zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
Derrien?
Aber was hatte Derrien hier verloren gehabt?
    »Woher weißt du das?«, erkundigte sich Gautrek.
    Tavoc bedachte Gautrek mit einem misstrauischen Blick. »Die Freien auf Sekken haben behauptet, ihn gesehen zu haben«, antwortete er schließlich. »Angeblich haben sie ihm sogar bei der Flucht geholfen.«
    »Die Freien auf Sekken?«, fragte Seog nach.
    »Ja. Auf der Insel verstecken sich ein paar Flüchtlinge, die nicht bereit sind, sich unter das Joch der Nain zu begeben. Sie werden zwar von ihnen gejagt, doch bisher konnten sie ihnen entkommen.«
    »Aber ihr habt offenbar noch Kontakt zu ihnen?«, hakte Gautrek nach.
    Tavoc nickte. »Gestern bin ich mit Gweltaz, einem meiner Leute, nachts an den Wachen vorbei nach Ilan Keoded geschlichen. Das Dorf dort steht leer, die Boote sind unberührt.« Offenbar hatte der Bretone in Gautrek noch nicht den früheren Hauptmann Ilan Keodeds erkannt, sonst wäre er wohl davon ausgegangen, dass sie über die Situation dort bereits Bescheid wussten. In der Dunkelheit der Nacht konnte man es ihm kaum verübeln. »Wir sind mit einem der Boote rüber auf die Insel und haben uns mit den Freien getroffen. Wir haben Nahrung gegen Ausrüstung getauscht.«
    Offenbar hatten Gweltaz’ Kinder immer noch Hunger. Seog musste schmunzeln, obwohl die Vorstellung hungernder Kinder alles andere als lustig war. Doch diese Freien auf Sekken begannen ihn zu interessieren. Eine Truppe bewaffneter Männer, denen es nun schon zwei Wochen gelang, den Patrouillen der Nainzu entgehen, klang recht vielversprechend. »Wie tretet ihr mit ihnen in Kontakt? Wenn sie vor den Schatten fliehen, können sie ja kaum ein festes Lager haben.«
    »Haben sie auch nicht. Aber es gibt einen Treffpunkt, wo wir uns in regelmäßigen Abständen treffen.«
    »Und wann ist das wieder so weit?«
    Tavoc musste nicht lange nachdenken. »In zwei Wochen.«
    Seog nickte. Wenn er die Hilfe dieser Leute für sich gewinnen wollte, würde er mit ihnen sprechen müssen.
    Auf Sekken. In zwei Wochen.

MICKEY (8)
     
     
    Bergen, Norwegen
    Montag, 22. November 1999
    Die Außenwelt
     
    Die Fleischfabrik Sandviken war ein unersättlicher Moloch. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche liefen die Bandanlagen und Kreisförderer, die Fleischkocher und Entsafter, vor allem aber die Sägen, handbetrieben oder vollautomatisch, und machten aus lebenden Tieren kleine Portionen Wurst und Fleisch. Lastkraftwagen, Transportschiffe, Züge, alles, was die Logistik hergab, wurde benutzt, um die Fleischfabrik mit Futter zu versorgen, und mit ihr knapp eintausend Angestellte, die hier Arbeit fanden. Es war eine eingeschworene Gemeinde, die Fleischarbeiter von Sandviken, die Abteilungen glichen Sippschaften, die einzelnen Schichten Familien. Ihr Gehalt war nicht gut, doch die Männer und Frauen wachten eifersüchtig darüber, dass die Arbeit nie ausging, die Anlagen nie stoppten, denn Arbeit war knapp in Bergen, und sie alle brauchten das Geld.
    Dennoch war an diesem Abend alles still auf dem Gelände der Fleischfabrik. Die Beleuchtung war abgeschaltet, die Hunde waren in ihren Zwingern eingesperrt und mit Betäubungsmitteln der sonst ständig ein- und ausgehenden Veterinäre ruhiggestellt. Der Wachdienst, sonst geradezu übereifrig, hatte sich in seinem Wachhäuschen am Eingang verbarrikadiert und hoffte, dass diese Nacht so schnell wie möglich vorüberging. Die Männer hatten am Vorabend eine Nachricht erhalten, die die gesamte Anlage in den Ausnahmezustand versetzt hatte. Sie wussten, dass in dieser Nacht der Tod in ihren heiligen Hallen umging.
    Dabei waren es nur Rattenmenschen. Rattenmenschen, die ein paar Mal im Jahr die Fleischfabrik für sich beanspruchten, um ein Duell auszufechten. Mickey wusste nicht, warum der Clan dies ausgerechnet hier
auf diesem Gelände tat, doch dies war die Tradition. Tradition war auch, sämtliche Störenfriede gnadenlos und ohne groß darüber nachzudenken umzubringen, auf einen Fleischerhaken an einem Kreisförderer zu hängen und ausgeweidet der nächsten Frühschicht zu präsentieren. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen. Die

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