Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
besser heute als morgen. Mickey muss sterben. Und zuvor muss er dir sagen, wo diese Queen versteckt ist.«
»Sein Tod wird uns nichts mehr nützen«, warf Rushai ein. »Er ist mit Sicherheit nicht mehr der Einzige, der weiß, dass Geshier versucht hat, ihn zu töten.«
»Die Information ist zu wichtig, als dass er sie jeder seiner Ratten erzählen würde. Abgesehen davon sieht es so aus, als ob er beim Clan in Ungnade gefallen wäre. Noch ist also Gelegenheit, den Schaden einzudämmen. Geh nach Bergen! Finde Mickey und die Queen und töte sie beide.«
»Herr, ich kann hier nicht so einfach weg!« Einmal mehr war Rushai entsetzt darüber, wie schnell und rücksichtslos Ashkaruna bereit war, seine sorgfältige Planung einfach so über den Haufen zu werfen. »Abgesehen davon habe ich genügend Leute, die diese Aufgabe übernehmen können.«
»Ha.« Ashkaruna gab einen schnaubenden Ton von sich, ein interessantes Geräusch von einem Schädel. »Männer wie Geshier meinst du.«
Rushai verzog angewidert das Gesicht. »Ich habe Mickey unterschätzt, das ist alles.«
Und mit Unterschätzung bin ich bekanntlich nicht der Einzige. Wer war es gleich wieder, der Derrien hat laufen lassen?
»Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren. Ich werde meine besten Leute schicken.«
»Nein. Du wirst selbst gehen.«
»Aber Herr –«
»Hör auf damit. Die Entscheidung ist längst gefallen. Wenn du tatsächlich so gute Leute hast, dann kannst du ihnen wohl auch getrost Åndalsnes überlassen.« Ashkaruna gab seinen Schamanenein Zeichen, worauf diese ihre Tiere in Bewegung setzten. Der Rabe schlug kurz mit den Flügeln, als auch Ashkaruna sein Pferd herumwandte. »Ich erwarte dich in Bergen«, rief der Schattenlord über seine Schulter. »Heute Abend! Sieh zu, dass du dich nicht verspätest!«
Damit ritten die Zauberer in stiller Prozession davon. Keiner würdigte Rushai auch nur eines Blickes. Sie saßen schräg und ungelenk auf Pferden, die bereits nervös geworden waren von ihrer schlechten Haltung. Ohren zuckten unruhig, Nüstern schnaubten furchtsam. Rushai sah etwas flussabwärts eines der Tiere an einer Stelle stolpern, an der ein erfahrener Reiter längst abgestiegen und sein Pferd geführt hätte. Es grenzte fast an ein Wunder, dass es zu keinem größeren Zwischenfall kam.
Rushai ballte die Faust.
Fallt doch alle vom Pferd!
, dachte er und stellte sich vor, wie die Schamanen hilflos im Schnee lagen, begraben von ihren Reittieren, mit zerschmetterten Gliedern und Knochen, die aus ihrer blutigen Haut ragten. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie in ihrer Schattengestalt weder Blut noch Haut besaßen, und das Bild zerplatzte vor seinen Augen.
»Verfluchte Scheiße!«, brach es aus ihm hervor. »Verdammte, verfluchte Scheiße!« Wütend trat Rushai gegen einen Felsbrocken am Isaufer, noch einmal und noch einmal, bis er schließlich einsah, dass dieser nicht nachgeben würde. Stattdessen rannte er zu dem Fomorer, den er als Pferdewache zurückgelassen hatte. Dieser sprang alarmiert auf, doch Rushai war viel zu schnell für ihn. Sein Rückhandschlag ließ die Zähne des Mannes krachen und fegte ihn von den Beinen. Rushai trat nach ihm, einmal, zweimal, fünfmal, immer weiter und weiter, schrie und tobte dabei. Er riss seinen Dolch aus der Scheide, wohl wissend, was er da tat, aber nicht bereit, seine Wut zurückzuhalten, und begann, auf den Mann einzustechen. Der Fomorer schrie gellend auf, als die Klinge durch seine Muskeln schnitt und sich tief in seinen Bauch grub, er schrie, als Rushai sie zurückzog, um erneut damit zuzustechen. Fünfmal pumpte sein Arm vor und zurück, vielleicht auch zehnmal, und immer noch schrie der Mann, bis Rushaischließlich nach seinem Herzen stach. Seine Wut war so groß, dass er ihm mit der Klinge die Rippen brach, und endlich hörte das Schreien auf, als die Lunge des Fomorers voller Blut lief. Der Mann röchelte und hustete, doch nun ließ seine Kraft schnell nach. Rushais Instinkt trieb ihn in die Schattengestalt, so dass er mit seinen Klauen weiter auf den Fomorer einschlug, mit seinen Fangzähnen nach ihm schnappte und große Brocken aus seinem Körper riss.
Als Rushai mit ihm fertig war, war von dem Fomorer nicht mehr übrig als ein Klumpen blutigen Fleisches. Langsam stand er auf. Ein wenig ärgerte er sich nun, schließlich war es sonst nicht seine Art, mit seiner kostbarsten Ressource – den Menschen – so verschwenderisch umzugehen. Doch seine Reue hielt sich in Grenzen,
Weitere Kostenlose Bücher