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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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zu rasieren, so dass ihre Gesichter geradezu jugendlich wirkten. Ihr braunes Haar war wie Derriens eigenes kurz geschnitten, ein Tribut an ihre häufigen Besuche der Außenwelt, in der man als Mann mit langen Haaren einfach zu sehr auffiel. Der nächste war der Helvetier Orgetorix, ein Mann mit athletischem Körperbau, etwa so groß wie Derrien selbst. Sein brauner Vollbart war zu zwei Zöpfen geflochten, auf seinen Lippen lag ein selbstbewusstes Grinsen, das ihm nur sehr selten abhandenkam. Murdoch, genannt der Wolf, trug den braunblauen Großkilt des Clans MacRoberts und war ein massiggebauter Hüne. Sein Haar war kurz und struppig, bis auf zwei schmale Zöpfe, die an seinen Schläfen herabbaumelten, sein Bart wüst und ausladend. Der Letzte schließlich war der Bretone Gwenhael, dessen Magie erst kurz vor dem Germanenaufstand entdeckt worden war und der sich Derriens Waldläufern in den Wirren danach angeschlossen hatte. Der Sechzehnjährige besaß noch nicht einmal ein Baumzeichen und hatte als einfacher Fischer nur eine sehr rudimentäre Kampfausbildung genossen, doch immerhin hatte das harte Leben auf dem Boot ihm einen sehnigen Körperbau ohne überflüssiges Fett eingebracht. Er überragte Murdoch und die beiden Vettern noch um einen halben Kopf und war damit der Größte unter Derriens Druiden.
    »Setzt euch, Männer!«, befahl Derrien, nachdem sich alle Druiden versammelt hatten und es eng geworden war in seinem Zelt. »Und hört Baturix’ Bericht von der Festung Trollstigen.«
    Baturix nickte kurz. Sein langer Dienst unter Fürst und Heerführer Cintorix machte sich nun deutlich bemerkbar, der Hauptmann zeigte keinerlei Befangenheit, vor so vielen Ranghöheren zu sprechen. »Herren Druiden, meine Informationen sind etwa acht Stunden alt. Trollstigen ist gefallen und in der Hand Rushais. Ein Teil seiner Armee befindet sich bereits auf der Treppe hinab in das Tal des Romsdalsfjords. Eine noch viel größere Menge an Truppen lagert auf dem Vorfeld der Burg. Meine Schätzung beläuft sich auf eine Menge von ungefähr zehn- bis fünfzehntausend Mann.«
    »Eher fünfundzwanzigtausend«, lispelte Murdoch zahnlos.
    Kurz huschte Überraschung über Baturix’ Miene, doch er überspielte sie schnell, indem er fortfuhr: »Wie gesagt, es sind nur Schätzungen. Neben Rushai sind wir in der Festung zwei oder drei anderen Schatten begegnet. Einer davon trägt Plattenpanzer und heißt Kru’shaark, ein weiterer schminkt sein Gesicht weiß und hört auf den Namen Geshier.« Dabei warf er Derrien einen fragenden Blick zu.
    Derrien zuckte mit den Schultern. Trotz der erfolgreichen Schlacht von Espeland, in deren Umfeld zahlreiche Schatten vernichtetworden waren, gab es noch viel zu viele von ihnen, als dass Derrien alle kennen konnte. Vor allem war seitdem eine neue Generation von Jungschatten herangereift. Niemand wusste, woher die Jungschatten jedes Jahr kamen oder was zu tun war, um sie aufzuhalten. Es war das große Geheimnis, der Fluch, an dem der Krieg gegen die Schatten litt. Die Stämme konnten töten, soviel sie wollten, aber wenn sie nicht bald herausfanden, wie sich ihre Vermehrung stoppen ließ, würde es zu spät werden dafür. Die Schatten drohten schon jetzt die Überhand zu gewinnen, ohne eine Lösung dieses Problems war der Krieg zum Scheitern verurteilt.
    »Den Geschminkten nennen sie Jokerface«, murmelte Padern.
    »Du kennst ihn?«, fragte Derrien überrascht. »Was wissen wir über ihn?«
    »Nichts. Die Renegaten haben uns nur den Namen gesteckt, als wir ihm einmal begegnet sind. Ist aber kein Jungschatten, den gab’s letztes Jahr auch schon.«
    Derrien brummte unzufrieden, zuckte aber dann mit den Schultern. »Weiter.«
    »Als ich durch die Burg kam«, ergriff Baturix erneut das Wort, »waren Männer sowohl in der Halle als auch in den Ställen einquartiert. Falls das die neue Garnison ist, gehe ich von mindestens zweihundert Fomorern aus, eher noch mehr.«
    Aber genau werden wir die Zahl erst wissen, wenn wir dort sind,
grübelte Derrien.
Und dann besteht keine Möglichkeit mehr umzukehren.
Er seufzte innerlich und schüttelte den Kopf.
Die Möglichkeit umzukehren gibt es schon lange nicht mehr.
    »Und noch eines: Ich bin auf eines ihrer Rituale gestoßen. Sie haben eine Frau in einen ledernen Sack eingenäht, so dass nur noch ihr Kopf herausgeschaut hat. Eine Art Untote – ihrem Gesicht nach war sie mit Sicherheit tot, aber sie hat gesprochen, gehässig und boshaft.« Baturix zögerte kurz, bevor

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