Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
die Gasse hoch, durch einen Hinterhof voller gackernder Hühner, durch eine weitere Gasse, vorbei an einem alten Karren und gestapelten leeren Kisten und einem Schweinestall, aus dem es wild grunzte. Hunde bellten, eine Glocke trieb mit hämmerndem Geläut die Wache zusammen, hinter sich hörte er die wilden Schreie seiner Verfolger, die ihn nur dazu anspornten, noch schneller zu laufen.
Als er um die nächste Ecke bog, wäre er beinahe in zwei weitere Gardisten gerannt, die dort im selben Moment auftauchten. Er verfehlte sie knapp, strauchelte vor Überraschung, ging zu Boden, war jedoch so schnell wieder auf den Beinen, dass die Gardisten seinen Fehler nicht ausnutzen konnten. Die Speere schwangen in seine Richtung, deutlich aggressiver als noch vorhin auf dem Marktplatz, offenbar hatten die Männer beschlossen, ihn lieber zu töten, als selbst ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Doch Wolfgang war schon vorbei und lief so schnell er konnte weiter, vorbei an einem weiteren Wirtshaus, vor dessen Hintereingang mehrere Fässer lagerten, verfolgt von einem wild kläffenden Straßenköter, der Wolfgang gerade noch gefehlt hatte. Plötzlich stand er wieder auf einer breiteren Straße, bereits nahe der Stadtmauer, und weiteren Gardisten gegenüber.
»HALTET IHN!«, schrie ein Wächter hinter ihm, der es tatsächlich geschafft hatte, ihm trotz der schweren Ausrüstung hinterherzukommen.
Die Gardisten auf der Straße reagierten schnell, zu schnell für Wolfgangs Geschmack, und zogen ihre Klingen blank, noch bevor er sie angreifen konnte. Er prallte zurück in die Gasse, wo ihmder andere bereits entgegenkam, wich ihm im letzten Moment aus und rannte zurück, dahin, wo er hergekommen war.
Zwei weitere rotbewamste Männer tauchten dort auf. Wolfgang bog in eine Seitengasse ab, doch er spürte die Ankunft weiterer Wächter bereits, bevor diese am Ende der Gasse auftauchten. Die Schlinge zog sich zu. Er zappelte zwar noch, aber wenn ihm nicht schleunigst etwas einfiel, würde er ihnen in die Falle gehen. Jetzt waren sie bereits vor ihm und hinter ihm, beide Fluchtwege aus der Gasse waren abgeschnitten, die Seiten von zwei niedrigen Langhäusern flankiert. Wolfgang wich nach rechts aus, durch einen Seiteneingang hinein in das Gebäude, durch eine Halle, an deren Bänken alte Frauen arbeiteten und auf deren Boden Kinder spielten. Sie brachen in Geschrei aus, als sie das Schwert in seiner Hand sahen, sprangen auf und eilten davon, aus einer Tür in den hinteren Teil des Langhauses. Wolfgang eilte zur anderen Seite, sah aus der Tür auf eine weitere Straße, stellte erschrocken fest, dass auch dort bereits Gardisten waren.
Wie können sie mich so verfolgen?
, schoss es ihm durch den Kopf, während er zum Kopfende der Halle eilte, zum Haupteingang. Die Tür öffnete sich, als er dort ankam, ein Gardist erschien darin. Wolfgang servierte ihn ab, schnell und schmutzig mit einem Stich unter dem Kettenhemd hindurch in seinen Unterleib, noch bevor der Mann reagieren konnte. Wie am Spieß schreiend ging der Wächter zu Boden, doch dahinter sah Wolfgang weitere auf der Straße, die ihm den Ausweg versperrten. Hastig zog er sich von der Tür zurück, während er fieberhaft nach einem Ausweg suchte.
»WOLFGANG, HURENSOHN!«, schrie jemand von draußen. »KOMM RAUS!«
»KOMMT DOCH REIN!«, brüllte Wolfgang zurück.
Er brauchte Zeit, um sich etwas auszudenken, einen Trick, eine List, irgendetwas, wodurch er seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen konnte.
»STÜRMT DAS HAUS!«, schrie der Gardistenkommandant zu Wolfgangs Überraschung. »STÜRMT DAS HAUS! LOS! BRINGT DAS SCHWEIN UM!«
Es war nicht das, was Wolfgang erwartet hatte. Er hätte mit Zögern gerechnet, Verhandlungen. Nicht damit. Er hätte still sein sollen, statt in bester Macho-Manier die Gegner genau zu dem aufzufordern, was er am allerwenigsten brauchen konnte.
Er warf einen Blick durch die Tür. Sie kamen tatsächlich. Sie zögerten zwar, aber sie kamen. Und Wolfgang wusste nicht mehr weiter. Hastig sah er von Tür zu Tür, sah überall die roten Wämser näher kommen, wusste, dass er nicht drei Türen auf einmal bewachen konnte.
»Thor und Odin«, flüsterte er und griff an seinen Hals, wo normalerweise sein Thorsamulett hing. Doch er hatte es bei Gaius in Allobroga zurückgelassen, so dass seine Hand ins Leere griff. Stattdessen packte er sein Schwert fester.
Stirb mit der Waffe in der Hand, und du kommst nach Walhall.
»Thor und Odin …«
Jetzt waren die
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