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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Hals über Kopf die Flucht ergreifen lassen. Was war, wenn er ihnen erzählte, wer sie tatsächlich war? Wenn Cintorix den Namen Keelin hörte, würde er mit Sicherheit wissen, dass sie durchaus mit einem Jungen verwechselt werden konnte. Und selbst wenn er sich vielleicht damit abgefunden hatte, eine unbedeutende Gehilfin Wolfgangs laufen zu lassen, würde er kaum eine freie Druidin in seiner Stadt dulden.
    Doch sie war geblieben. Trotz der Angst, trotz des Risikos. Sie hatte sich daran erinnert, dass sie ihr Leben Eibe gewidmet hatte. Und an Eibes Willen bestand kein Zweifel: Sie musste das Buch zurückholen, koste es, was es wolle. Das hatte ihr Baumzeichen noch einmal unmissverständlich klargemacht, als sie am Vorabend nahe dem Nordtor am Fuße einer dort wachsenden Eibe gebetet hatte. Ihr Baumzeichen würde ihr ihre Magie sonst nicht zurückgeben. Hätte Keelin noch einen Beweis dafür gebraucht, wie skrupellos die Eibe sein konnte, das wäre er gewesen. Erst wenn sie mit dem Buch zu dem Baum zurückkehrte, würde sie ihre Magie zurückerhalten.
    Aber einmal angenommen, es gelang ihr – was würde ausWolfgang werden? Konnte sie ihn einfach so zurücklassen? Er hatte ihr durch seine schnelle Reaktion auf dem Marktplatz wahrscheinlich das Leben gerettet!
    Der Gedanke hatte sie fast die ganze Nacht wach gehalten, doch auch wenn ihr Gewissen noch so sehr rebellierte, im Grunde wusste sie, was sie tun musste. Das Buch war zu wichtig, um es zu riskieren. Sie
durfte
Wolfgang gar nicht helfen. Sie musste das Buch stehlen, mit der Eibe reden und dann irgendwie aus der Stadt gelangen. Wie sie das machen wollte, war ihr noch schleierhaft, doch sie hoffte darauf, es im Chaos des Marktes und der geplanten Ablenkung schaffen zu können.
    Falls nicht, würde sie wohl Wolfgangs Schicksal teilen.
    Keelin senkte den Kopf, als aus dem Rathaus eine Gruppe Menschen quoll – die Bittsteller, die den Morgen über die Audienz des Fürsten besucht hatten. Wenn der Ablauf derselbe blieb wie am Mittwoch, würde Cintorix nun etwa eine Stunde Mittagspause machen und die Audienz dann fortführen. Die Ablenkung war auf zwei Stunden nach Mittag geplant, noch hatte sie ein wenig Zeit. Sie stand auf, zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und eilte davon.
    Ihr Ziel war ein Pferdestall ganz im Westen der Stadt nahe der Stadtmauer. Es war ein mit Stroh gedecktes Langhaus mit einem breiten, doppelflügeligen Tor, das die meiste Zeit offen stand, da die Tiere oft bewegt wurden. Wie bei so vielen anderen Ställen in der Stadt gehörten die Pferde zu Cintorix’ Kavallerie und wurden beinahe ständig trainiert.
    Gestern hatte Keelin hier eine Auseinandersetzung mit einem Stalljungen provoziert. Sie hatte sich selbst als Knecht ausgegeben, der seit ein paar Tagen in einem anderen Stall als Pferdebursche arbeitete. Keelin hatte vermutet, damit das Konkurrenzdenken des anderen anstacheln zu können, und sie hatte Recht gehabt. Binnen Minuten hatten sie einen handfesten Streit darüber, wessen Stall der bessere war, nach fünfzehn weiteren Minuten hatte sie ihn verprügelt. Es war nicht allzu schwer gewesen, immerhin hatte sie in ihrer Zeit als Druidin eine gewisse Kampfausbildunggenossen – nicht viel, geradeso ausreichend, um sich gegen einen einfachen Stallburschen durchzusetzen. Keelin hatte sich den Respekt verschafft, den sie heute brauchen würde.
    Als sie ankam, stand der Stall offen. Ein paar Pferde wurden von einer Gruppe Gardisten in Richtung des Stadttors geführt, wahrscheinlich für ihren alltäglichen Ausritt. Keelin hoffte, dass die Männer nicht mehr draußen waren, wenn ihre Flucht begann. Reiter auf Pferden waren das Letzte, das sie heute vor dem Westtor brauchen konnte. Ihrer Rolle als Pferdeknecht bewusst, senkte sie den Kopf und wartete, bis der letzte Gardist sein Tier davongeführt hatte und um die nächste Häuserecke verschwunden war. Erst dann wagte sie es, den Stall zu betreten.
    Von innen war das Gebäude eine zwielichtige Angelegenheit. Es gab kaum Fenster, durch die Licht in die Halle fallen konnte. Die Pferde standen in zwei langen Reihen in ihren Ständern an der Wand, im Korridor dazwischen war ein Junge damit beschäftigt, Pferdemist vom Boden in einen hölzernen Eimer zu schaufeln. Sie atmete auf, als sie Catorix erkannte, den Jungen von gestern. Als er ihre Schritte hörte, hielt er inne und sah auf.
    »Hallo, Padrig«, murrte er. »Was willst du denn schon wieder hier?«
    »Ich wollte mir eine Leiter

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