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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Götter!«, stieß der Bauer aus. »Hast du gesehen, wie –«
    »Geh!«, zischte Keelin. Ihre Anspannung war zu groß, als dass sie noch in der Lage gewesen wäre, freundlichere Worte für ihn zu finden. »Geh einfach! Und nimm deinen Köter mit!«
    Der Bauer starrte sie an, als ob ihr gerade Hörner gewachsen wären. Hastig machte er sich davon, den Terrier im Schlepptau. Keelin sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Dann eilte sie zurück zu ihrer Leiter. Die Ablenkung konnte jeden Moment losgehen. Vielleicht hob Gaius, Sohn des Baturix, gerade jetzt die Axt, mit der er auf die Eibe einschlagen würde, die Cintorix’ Seelenbaum war. Es war zwei Wochen her, dass Keelin mit dem Baum gesprochen hatte. Zwei Wochen, in denen sie mit sich und ihrem Entschluss gehadert hatte. Doch die Chance, die die Eibe ihnen angeboten hatte, war zu gut gewesen, die Ablenkung zu perfekt, das Buch zu wichtig. Die Eibe musste sterben, damit die keltische Kultur überleben konnte – und mit ihr die Naturgeister, denen die Schatten ebenfalls den Krieg erklärt hatten. Sie griff nach der Leiter, klemmte sie sich mühsam unter den Arm und ging los.
    Das Rathaus besaß einen Hintereingang, der nur von einem einzelnen Gardisten bewacht wurde. Allerdings war die Tür von innen verriegelt, so dass die Hauptaufgabe des Mannes darin bestand, die Rückseite des Gebäudes zu bewachen. Keelin spekulierte darauf, dass er im Falle eines Alarms nach vorne laufen würde. Falls nicht, konnte sie immer noch versuchen, mit der Leiter zu einer der Seiten in das Gebäude einzusteigen, doch das war bestenfalls Plan D oder E. Plan B sah vor, ein Fenster über dem Hintereingang zu benutzen.
    Plan A war längst ausgeschieden. Plan A beinhaltete Wolfgang.
    Als sie am Ende der Gasse das Rathaus ins Sichtfeld bekam, schien jedoch noch alles ruhig. Wie erwartet stand ein rotbewamster Gardist vor der Tür, auf eine Art und Weise auf seinen Speer gestützt, dass man vermuten konnte, dass er schlief. Keelin wollte es nicht darauf ankommen lassen und legte die Leiter soab, dass er sie von seiner Position nicht sehen konnte. Sie selbst stellte sich an eine Häuserecke, die Hände tief in den Taschen ihres Umhangs verborgen, und beobachtete aus ihrem Augenwinkel das Rathaus.
    Dieses Mal wartete sie nicht lange. Nach zehn Minuten schreckte der Gardist plötzlich hoch, sah sich hastig um. Kurz darauf verschwand er in der Seitengasse, um nach vorne zu laufen. Irgendjemand schrie. Eine Männerstimme brüllte barsche Befehle.
    Keelin wartete noch ein paar Augenblicke, um sicherzugehen, dass der Gardist nicht sofort wieder zurückkam. Dann packte sie die Leiter und rannte los, die Gasse entlang zum Rathaus.
    Die Fenster des Gebäudes waren verglast, eine Seltenheit in der Innenwelt, die nur unterstrich, dass es sich hier um das Haupthaus eines Stammeshäuptlings handelte. Doch für den Moment meinte es das Glück gut mit ihr, denn sie sah eines von ihnen offen stehen. Mit einem kurzen Ruck hob sie die Leiter an. Der Holzrahmen war überraschend schwer, und sie dachte schon, nach all der Heimlichtuerei, all der durchgestandenen Gefahr am Gewicht einer Leiter scheitern zu müssen, doch sie riss sich zusammen und schaffte es schließlich, sie unter dem halboffenen Fenster zu platzieren.
    Zügig kletterte sie hinauf, eine Sprosse nach der anderen. Die Leiter vibrierte unter ihren Bewegungen, bog sich etwas unter ihrem Gewicht. Die Angst saß ihr im Nacken, sie wusste, dass sie für jedermann auf dieser Seite des Hauses weithin zu sehen war. Sie rechnete mit einem Schrei, der sie verraten würde – doch der blieb aus. Vielleicht blickte gerade niemand in diese Richtung, oder vielleicht waren die, die es taten, nicht bereit, sich einzumischen, aus Angst vor Strafe oder aus Feindschaft zum Fürsten.
    Mit klopfendem Herzen und schwerem Atem kam sie oben an. Sie zog das Fenster ganz auf und warf einen Blick nach drinnen. Es war ein kleiner Raum, mit einem Schreibpult vor dem Fenster und einem Regal voller Schriftrollen gegenüber. Dazu kam etwas,was Keelin ein wenig an einen ziemlich robusten Notenständer erinnerte und möglicherweise ein Buch halten sollte. Leise und vorsichtig stieg sie über den Fenstersims und sah sich drinnen noch einmal um. Die Truhe in der Ecke ergab nur weitere Schriftrollen, die Kommode an der Wand gegenüber beinhaltete in ihren Schubladen Schreibzeug und Kerzen.
    Durch die nur angelehnte Tür drang Lärm. Das Geschrei war lauter geworden, panischer. Jemand

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