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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ausborgen.«
    Catorix’ Miene wurde, falls dies überhaupt möglich war, noch mürrischer. »Warum besorgst du dir keine bei deinem Herrn?«
    »Wir schlafen im Verschlag über den Pferden. Unser Herr nimmt jeden Abend die Leiter mit, weil er nicht will, dass wir uns nachts in der Stadt herumtreiben.« Es fiel Keelin nicht schwer, sich solche Lügen auszudenken. Während ihrer Lehrzeit als Heilerin hatte sie oft genug zu hören bekommen, wie schwer das Leben in der Innenwelt manchmal sein konnte.
    Die Miene des Stallburschen verfinsterte sich. »Was für ein Lutscher.«
    »Ja. Und, was ist, leihst du mir nun eure Leiter?«
    »Warum sollte ich? Wenn du sie nicht zurückbringst, kriege
ich
Schwierigkeiten mit
meinem
Herrn.«
    »Wenn du sie mir ausleihst, erzähle ich auch nicht rum, wie ich dich gestern vermöbelt habe. Man hat dich doch bestimmt schon gefragt, von wem dein blaues Auge stammt, oder?«
    Catorix versuchte, eine finstere Miene zu machen. Doch unter seiner Blässe sah Keelin ganz deutlich, wie er rot wurde. Der Vorfall war ihm peinlich, immerhin war sie kleiner und schmächtiger als er. Hoffentlich peinlich genug, um ihr die Leiter zu leihen … Schließlich stieß er einen langen Seufzer aus und nickte. »Also gut. Eine Nacht. Aber du bringst sie morgen früh wieder zurück! Sonst behaupte ich, du hättest sie gestohlen!«
    Keelin nickte. »Eine Nacht.«
    Sie folgte ihm tiefer in den Stall hinein. Zwei der Pferde schnaubten unruhig, als der Junge eine hölzerne Leiter von der Wand nahm. Sie ergriff sie, versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schwer sie sie fand, und verabschiedete sich. Dann verließ sie den Stall und marschierte zurück in Richtung des Markplatzes. Unterwegs hielt sie mehrmals an, um sich zu vergewissern, dass ihr der Stalljunge nicht folgte. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war jemand, der sie gezielt beobachtete und sich fragte, wozu ein Pferdeknecht wohl auf dem Markplatz eine Leiter brauchte.
    Sie legte sie in der Nähe des Rathauses ab, so an die Seitenwand eines Langhauses gelehnt, dass ein unbedarfter Passant hoffentlich davon ausging, dass die Leiter dort hingehörte. Selbst lehnte sich Keelin mit dem Rücken gegen die Wand und starrte mit möglichst teilnahmslosem Blick vor sich ins Leere, ein müder Knecht, der auf seinen Herrn wartete und am besten gar nicht mit der Leiter in Verbindung gebracht wurde. Und es funktionierte. Die Garde ignorierte sie völlig, die Händler warfen ihr zwar hin und wieder misstrauische Blicke zu, kümmerten sich jedoch ebenfalls nicht weiter um sie. Das größte Risiko ging tatsächlich von anderen armen Handlangern aus, die in ihr möglicherweise ihresgleichen sahen und ein Gespräch beginnen wollten. Zwei von dieser Sorte sprachen sie an, ein etwas älterer, verarmter Bauer mit einem großen Terrier an der Leine, der nunin einer Werkstatt aushalf und einfach nur reden wollte, sowie ein jüngerer Tagelöhner auf der Suche nach Arbeit. Dabei erfuhr Keelin ein wenig mehr darüber, was mit den vielen Gefangenen passierte, die Cintorix in die Verliese warf. Offenbar wurden sie jede Woche in einer großen Kolonne durch das Nordtor getrieben und waren fortan nicht mehr gesehen. Zuerst vermutete Keelin einen gezielten Mord, vermutlich an Leuten, die Cintorix zu unbequem geworden waren, bis ihr einfiel, dass es vermutlich schlichtweg Auserwählte waren für das Schwarze Ritual, das Menschen zu Fomorern machte. Über kurz oder lang würden wohl sämtliche Bewohner der Stadt, ja, des gesamten helvetischen Siedlungsgebietes zu Fomorern werden, doch im Moment schienen die Schatten nur langsam vorwärts zu kommen.
    »Das sind jedes Mal vielleicht fünfzig oder sechzig Leute«, erklärte der Bauer, ein untersetzter Mann mit Halbglatze und Vollbart, »die da marschieren, immer bewacht von ein paar von Cintorix’ Gardisten.« Er sah sich misstrauisch um. »Die meisten von ihnen sind Kriegsgefangene.« Sein Hund setzte sich auf den Boden und begann, sich mit dem Hinterlauf hinter dem Ohr zu kratzen.
    Keelin nickte brav, während sie versuchte, an ihm vorbei in Richtung des Rathauses zu sehen, wo die Bittsteller noch immer vor der verschlossenen Tür warteten. Sie versuchte, die Zeit einzuschätzen. Wahrscheinlich war die Stunde bereits um. Hatte etwas den Fürsten aufgehalten?
    »Vermutlich bringen sie sie alle um«, spann der Bauer seine Gedanken. »Oder sie schicken sie in den Krieg, ohne dass wir etwas mitkriegen sollen. Es heißt ja, dass es in

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