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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schien verletzt zu sein und schrie wie am Spieß. Von unten war Poltern zu hören, ein jammerndes Wimmern, eine Frau flehte mit schriller Stimme um ihr Leben. Draußen bimmelte eine Glocke.
    Keelin hielt kurz inne, schloss die Augen. Die Wachen hatten offenbar in Angst um ihren Herrn damit begonnen, die Bittsteller im Audienzsaal abzuschlachten.
    Du musstest das tun
, redete sie in Gedanken auf sich ein.
Du brauchtest die Ablenkung.
    Aber trotzdem sterben dort unten Menschen
, antwortete ihr Gewissen. Frustriert biss sie sich auf die Lippen.
    Vorsichtig schob sie die Tür auf. Sie führte auf einen kurzen Gang, von dem ein paar Türen abzweigten. Von einer hölzernen Treppe hörte sie Schritte poltern. Sie kamen von oben, so dass sie sich hastig in den Raum zurückzog. Für einen Moment haderte sie mit sich, die Tür zuzuziehen, doch dann entschied sie sich dagegen. Besser eine offene Tür, als direkt gesehen zu werden. Die Gardisten hatten im Moment wahrlich andere Probleme.
    »Was ist mit der Tür?«, grollte eine helvetische Stimme auf dem Gang.
    »Das ist doch jetzt egal!«, kam die Antwort. Offenbar waren sie zu zweit auf der Treppe. »Komm schon, das da unten klingt gefährlich!«
    Die Schritte polterten weiter nach unten. Keelin lehnte sich zurück gegen die Wand und atmete auf.
    Im nächsten Moment trat ein Gardist durch die Tür. Keelin genügte ein Blick, um ihn wiederzuerkennen – es war der Bullige, der Mann mit der schiefen Nase, dem sie in der Gasse begegnetwar. Er blieb abrupt in der Tür stehen und fixierte sie mit seinen kleinen Augen. »Was machst du kleiner Wichser hier?«, knurrte er und griff nach dem Schwert an seiner Seite.
    Eiskalte Schauer jagten Keelins Rücken hinab, als sie erkannte, dass das hier das Ende ihrer Pläne war. Sie war entdeckt, und selbst wenn sie den Gardisten besiegen konnte – was sehr unwahrscheinlich war –, würde es ihr kaum so leise gelingen, dass niemand im Haus davon etwas mitbekam. Ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf, während sie langsam zurückwich und ebenfalls ihre Waffe zog, das Messer, das Wolfgang im Schlafsaal des Wirtshauses versteckt hatte.
    Jetzt ist das Buch verloren!
    Wolfgang wird umsonst sterben!
    Sie werden dich foltern!
    Sie versuchte, die Gedanken zu ignorieren, versuchte, die Angst zurückzudrängen, die ihr die Galle in den Mund trieb. Sie versuchte zu vergessen, dass die Eibe ihre Magie genommen hatte.
    »Ein Eindringling!«, brüllte der Gardist und zerstörte all ihre Hoffnung. »Schnell, hierher! Ein Eindringling!«
    Dann stürzte er sich auf sie. Sie wich vor seinem Schwertstoß zurück, knallte gegen die Kommode und warf sie um. Sie sprang zur Seite, als sein Schwert durch die Luft sauste und sich tief in das Holz des Möbels bohrte. Keelin versuchte, das Messer in seine offene Flanke zu treiben, doch der Bulle wich aus und hackte erneut nach ihr. Wieder blieb ihr nichts anderes übrig, als zurückzuweichen, wieder stieß sie in der Enge des Raumes gegen etwas, dieses Mal das Schreibpult. Erneut stach er nach ihr, sie legte alle Kraft in eine verzweifelte Parade mit dem Messer und schaffte es dennoch nicht, seinen Stich komplett abzulenken. Die Klinge schrammte mit einem glühendheißen Schmerz an ihrer Flanke entlang, sie stöhnte auf, versuchte, ihn mit der freien Hand zu schlagen, doch er blockte sie und sprang zurück.
    Schritte polterten die Treppe hinauf. Keelin versuchte zumFenster zu gelangen. Der Gardist warf sich ihr in den Weg, bedrohte sie mit dem Schwert. »Waffe runter, du kleine Ratte!«
    Keelin dachte gar nicht daran. Sie deutete eine Finte an und zwang ihn damit zu einer Abwehrbewegung, sprang dann aber zur Tür. Doch noch bevor sie sich auf den Flur retten konnte, wurde ihr der Weg von einem weiteren Gardisten verbaut, der Mann mit dem Pickelgesicht, dem sie mit dem Bulligen zusammen auf der Straße begegnet war.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte er und zog sein Schwert. Langsam trat er in den Raum, gefolgt von einem dritten Gardisten, einem dunkelblonden Mann mit Vollbart und Narbe über der Schläfe. »Wenn das mal nicht der Kleine von der Straße ist! Scheint so, als ob du doch Recht gehabt hättest!«
    »Und du Idiot bist einfach weiter!«, murrte der Bullige. »Ich hab dir gesagt, dass die beiden nicht sauber sind!«
    Keelin war mittlerweile wieder zu Atem gekommen, doch an ihren Chancen änderte das überhaupt nichts. Obwohl ihre Wunde kaum mehr als ein großer Kratzer war, war ihr die Ausweglosigkeit ihrer

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