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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ist mit nichts zu vergleichen
, hatte Ronan einmal gesagt, als Seog ihn danach gefragt hatte.
Das Zentrum eines großen Schildwalls ist die härteste Prüfung, durch die ein Krieger gehen kann.
Dies war kein großer Schildwall, doch er war zweifelloshart. Es war ein Schieben und Stoßen, ein Zerren und Drücken, wie die Wellen des Meers schaukelte der Wall hin und her. Die Kontrahenten waren sich nahe, so nahe, dass Schwerter und Beile zu lang waren, um eingesetzt zu werden. Dolche und Kurzschwerter regierten den Wall, die Hiebe kamen von oben, über die Schildränder hinweg, gegen Hälse und Gesichter und Schultern, während unter den Schilden die heimtückischen Stiche in Schenkel und Unterleib regierten. Es wurde getreten und gestoßen, während die Männer aus den hinteren Reihen mit ihren langen Speeren nach ungeschützten Beinen suchten. Seog schwamm bereits im eigenen Schweiß, so intensiv und hart war das Gefecht, er grunzte und stöhnte, ächzte und seufzte mit jedem Hieb, jedem Stoß, jedem Tritt. Zwei Mann erledigte er gleich zu Beginn – einem brach er mit einem gezielten Tritt das Knie, der andere verlor das Gleichgewicht, als dieser über seinen gefallenen Gefährten steigen musste, worauf ihm Seog mit dem Schildrand so lange auf den Hals schlug, bis er seinen Kehlkopf zertrümmert hatte. Er fing selbst Treffer ein, einen Schlag am Hals, einen Stich in den Oberschenkel, einen Hieb über den Kopf, doch er hielt stand, während um ihn herum sein Schildwall ins Wanken geriet.
    Fünf Minuten
, hatte Derrien gesagt. In Seogs Verstand geisterte nur noch diese eine Zahl herum, während er schob und zerrte und tötete und blutete. Vergessen war die Frage, wie er seine Krieger jemals aus diesem Schildwall lösen sollte.
Fünf Minuten.
Es hätte genauso gut die Ewigkeit sein können.
     
    Wer auch immer der Hexer war, der diesen Schildwall hielt, er war ein Kämpfer. Kein Kämpfer wie viele der wild gewordenen Fomorer, die Rushai unterstanden, die kämpften, wie sie es für richtig hielten, mit viel Kraft und keinerlei Technik. Nein, es musste ein Kriegshexer sein, der jahrelang dazu ausgebildet worden war. Er war das Zentrum des Schildwalls, an dem sich der Rest der Waldläufer ausgerichtet hatte, der Mann, zu dem sie aufsahen, der ihnen den Mut gab, weiter durchzuhalten. Rushai wusste, dass erihn töten musste, um schnell zu Derrien zu gelangen, der in seiner Bärgestalt durch seine Fomorer metzelte. Und er musste ihn bald töten, sonst würde es dem verdammten Bastard am Ende tatsächlich gelingen, ein weiteres Mal zu entkommen.
    In der Sprache der Schatten, der Sprache seiner Gedanken, keuchte er einen Befehl. Die Fomorer verstanden ihn nicht, doch sie hörten die Laute, die ihnen durch Mark und Bein fuhren. Es gab keinen besseren Weg, um sich Gehör zu verschaffen. »Zurück!«, schrie er, seine Stimme verwaschen aufgrund der Reißzähne in seinem Mund. »Zurück! Das hier ist
mein
Feind!«
    Er hatte auf Englisch gerufen, das die meisten Fomorer zumindest in Grundzügen verstanden. Auch der Hexer hatte ihn gehört. Während der Mann das Kurzschwert in seinen Händen zu Boden fallen ließ und ein schartiges Breitschwert aus einer Scheide zog, befahl er seine Waldläufer zurück. Offenbar war der Hexer gewillt, die Herausforderung anzunehmen.
Gut.
Mit
Angurvadels
Hilfe sollte es Rushai nicht schwerfallen, den Hexer zu töten. Und dann würde er dem Bären in den Rücken fallen …
    Der Hexer war ein großer Mann, einen halben Kopf größer als Rushai selbst, muskulös und athletisch. Er hatte seine Haare zu einer Glatze rasiert, trug einen blonden, blutverschmierten Schnauzer. Er musste norwegische Vorfahren haben, auch wenn sich sein Keltisch lupenrein anhörte. Ein keltischer Hexer mit einem norwegischen Vorfahren, das kam ihm irgendwie bekannt vor …
Seog!
Natürlich! Dies hier war Seog! Aber war das möglich? Mehrmals hatten ihm seine Spione berichtet, dass Seog umgekommen war, im Kampf zwischen den Germanen und den Bretonen …
    Es tat nichts zur Sache. Als ihm der Hexer mit Schild und Schwert entgegentrat, nahm Rushai
Angurvadel
in beide Hände und erwartete ihn.
    »Du bist Rushai«, murmelte der Hexer. Rushai erkannte kaum Angst in seinen Augen. Eher Kalkül, was ihn überraschte. Bisher hatte noch jeder Hexer, der ihm in den letzten zehn Jahren gegenübergetreten war, Angst vor ihm gehabt. Doch vielleicht warSeog auch einfach zu erschöpft für Angst. Der Mann sah aus, als ob er jeden Moment tot

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