Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Soldat nickte düster. Er schwenkte den Lauf des Unterlaufgranatwerfers seines Sturmgewehrs nach außen und ließ daraus eine große Hülse zu Boden fallen. Dann zog er eine frische Granate aus einer Tasche, stopfte sie in den Lauf und klappte diesen zurück.
Keelin lehnte sich zurück zu Alistair. »Wir müssen etwas tun!«, flüsterte sie.
Der Gesichtstauscher legte seine Hand auf ihre Schulter. »Das ist nicht unser Kampf, Keelin. Wir können hier nichts ausrichten.«
Sie warf noch einmal einen Blick in die verzweifelten Gesichter der Fallschirmjäger. »Wir müssen, Alistair! Ich bleibe nicht hier sitzen und sehe zu, wie diese Jungen in ihren Tod laufen!« Sie ignorierte dabei die Tatsache, dass viele der »Jungen« wahrscheinlich genauso alt waren wie sie selbst. Sie fühlte sich alt, spätestens seit Brynndrechs Tod im Elbwatt.
Alistair zuckte mit den Schultern. »Wenn du mir sagst, wie …«
»Keine Ahnung! Wenn uns nichts Besseres einfällt, machen wir es wie in Otta!«
Das Gesicht des Schotten verhärtete sich. »Das war verzweifelt! Noch einmal würde ich so etwas nur noch im allerletzten Notfall machen!«
»Wir müssen!«
»Keelin, bist du dir bewusst, wie gefährlich das ist? Selbst wenn wir einen Weg dorthinein finden, haben wir keine Ahnung, wie viele von ihnen dort sind. Es könnten Schatten in diesem Sandsackbunker stecken! Abgesehen davon reicht es aus, wenn ein Einziger von ihnen unsere Tarnung durchschaut, bevor wir so weit sind!«
»Weißt du etwas Besseres?«
»Nein!«
Keelin setzte zu einem Entschluss an, als sie bemerkte, dass dieFallschirmjäger zu reden aufgehört hatten und sie erwartungsvoll anstarrten. Irritiert hielt sie inne.
»Sehen Sie die drei Betontürme dort, die mit den grünen Laufgängen?« Weidemann deutete mit dem Zeigefinger.
»Ja.« Keelin nickte.
»Es sieht so aus, als ob man zwischen den einzelnen Türmen durchkönnte. Wahrscheinlich sind sie bewacht, aber mit dem entsprechenden Überraschungsmoment …« Er sprach nicht weiter. Es war auch nicht nötig, Keelin wusste auch so, was der Fallschirmjäger meinte.
Sie sah zurück zu Alistair, der eine steinerne Miene aufgesetzt hatte. Sah noch einmal zu den drei Türmen. Der braune Abfackler befand sich gleich dahinter, der Sandsackbunker links davon im toten Winkel ihrer Deckung. Möglicherweise war dies das letzte Hindernis, das es zu überwinden galt.
Sie atmete kurz durch, dachte noch einmal nach. Doch im Grunde wusste sie ihre Entscheidung schon jetzt. Sie hatte nicht so viel durchgemacht, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Sie sah zu Alistair.
Der Schotte nickte mit starrem Gesichtsausdruck. »Wir brauchen eine Ablenkung.«
Der Hubschrauber, der sie schließlich abgeholt hatte, war ein blauweiß lackierter AW-109 von AgustaWestland, ein eher kleiner Mittelklasse-Helikopter, der gerade einmal Platz für sechs Passagiere bot. Als Rushai beim Einsteigen erfahren hatte, dass er die Hälfte seiner Schatten zurücklassen musste, hätte er die beiden Piloten am liebsten in der Luft zerrissen, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zusammenzureißen. Ohne Piloten würde er auch nicht weiterkommen, abgesehen davon war es unter den chaotischen Bedingungen in Bergen vermutlich eine Leistung des Funkers im
Black Light
, überhaupt einen Hubschrauber bekommen zu haben.
Den ganzen Flug über war er unruhig. Er musste sich geradezu zwingen, aus dem Fenster zu sehen und die vorbeiziehendenFjorde zu beobachten, die man in der Nacht noch gerade so erkennen konnte, während Ashkaruna vermutlich in diesen Momenten die Stadt verspielte.
Rushai hätte ihn doch vernichten sollen. Niemals hätte er sich darauf einlassen sollen, dem afrikanischen Skelettschatten die Gefolgschaft zu schwören. Doch der alte Schattenlord hatte den passenden Rang gehabt, als er vor zwei Jahren aus dem Nichts in der Stadt aufgetaucht war, und den Zugriff auf die schwärzeste Magie, die unter den Schatten verbreitet war. Er hatte die Schwarmführer damit gelockt, und obwohl Rushai von vorneherein gegen den Neuankömmling gewesen war, hatte er nichts ausrichten können. Wenngleich selbst ein Schwarmführer, hatte sein Wort kein Gewicht gehabt unter den alteingesessenen Schattenlords wie Karas und Faloth. Er war damals ein Nichts gewesen, ein Emporkömmling, der das Glück gehabt hatte, mit seinen Rangern die desaströse Schlacht am Jostedalsbreen verpasst zu haben, in der fast der gesamte Rest von Rushais Schwarm, inklusive des
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