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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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war nicht das erste Mal und deshalb auch kein allzu großes Problem. Zwei von Ashkarunas Phantomen hatte er bereits ausgemacht, deren Essenzen in trübem, schlierenhaftem Rot den Saal umkreisten. Ihrem Aussehen nach zu urteilen, waren es ursprünglich entweder Windgeister oder Geister komplexerer Natur gewesen, sie waren wehende, körperlose, fransenhafte Schemen.
    Mickey hatte sich schon seit Wochen Gedanken darüber gemacht, welche Art von Phantom wohl in der Lage war, eine Rattenqueen vor den Augen ihrer Leibgarde zu töten, ohne dass sie sie retten konnten. Unter den Geistern komplexer Natur war ihm nur ein Geist des Todes eingefallen.
    Mickey beobachtete die Phantome missmutig. Wenn es tatsächlich Todesgeister waren, die da schemenhaft die Wände entlangwaberten, hatte er kaum eine Chance. Er hatte den Hinterhalt, er fühlte sich durchaus in der Lage, einen von beiden zu kriegen, bevor dieser die Möglichkeit hatte, seine dunkle Kraft auf die Queen auszuüben, aber beide? Sie mussten in der Lage sein, sie schnell töten zu können. So schnell war Mickey nicht, nicht bei zwei Gegnern, die sich auf entgegengesetzten Seiten einer großen Halle befanden. Abgesehen davon wüsste er nicht, was die Geister davon abhalten sollte,
ihn
mit ihren Kräften zu töten. Todesgeister waren extrem machtvolle und gefährliche Phantome.
    Die Queen selbst saß auf ihrem Thron, der nicht mehr war als ein etwas aufgemöbelter Holzstuhl auf einem erhöhten Podest.Ein fadenscheiniger roter Teppich führte vom Eingang dorthin, doch der war bereits unter der Wasseroberfläche verschwunden. Sie schien zu schlafen, hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt. Die straßenköterblonden Haare fielen ihr ins Gesicht.
    Zehn Minuten beobachtete Mickey schon die Situation. Zehn lange, endlose Minuten, in denen ihm nichts eingefallen war, was er tun könnte. Sie zu wecken und darauf zu hoffen, dass sie gegen einen der Geister alleine zurechtkam, war ebenso utopisch, wie sich irgendwie mit der Queensguard abzusprechen. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, rechtzeitig einen von ihnen hinter sich in den schmalen Rohrschacht zu quetschen, hätte er ihnen das Leben der Queen nicht anvertrauen wollen. Er hatte bereits eine Queen verloren, aus Leichtsinn und Dummheit. Er würde keine zweite verlieren, und deshalb konnte er niemandem vertrauen als sich selbst.
    Er hatte sich bereits mit dem bitteren Gedanken der Umkehr befasst – ausgestoßen aus der Gesellschaft des Clans, verlacht, weil er sein letztes Duell nicht einmal angetreten hatte,
Mickey der Feigling
–, als sich die breite Eingangstür öffnete. Ein Rattenmensch in seiner Kampfgestalt trat ein, eine sackleinene Robe sein einziges Kleidungsstück.
    »Meine Queen«, grollte der Mann und verneigte sich tief. »Das Wasser steigt. Wir müssen evakuieren.«
    Die Queen sah auf, doch Mickey hatte kein Auge für sie. Er starrte auf den kleinen, trüben Magieschimmer, der plötzlich in Windeseile hinter dem Thron hervorgekrabbelt war, eine handtellergroße, vielfach gegliederte, insektenhafte Kreatur mit zuckenden Fühlern und Dutzenden von langen, geknickten Beinen, die nun seitlich auf ihrem Hals saß.
    Gift
, schoss es Mickey durch den Kopf.
    Seine Rattenherzen begannen aufgeregt zu schlagen. War das etwa die Bedrohung? Ein giftiger Hundertfüßler, der die Queen beißen würde, sobald jemand den Versuch unternahm, sie zu befreien? Ein Schauer lief durch die beiden Körperratten, als er den Gedanken weiterspann. Bedeutete das etwa, dass die Queenbei jedem ihrer Treffen dieses Phantom auf ihrer Haut sitzen hatte? Es musste wohl so sein, sonst hätte sie sich wohl problemlos aus ihrer Gefangenschaft befreien können … Doch was waren die anderen Geister?
    Das Gespräch war vorbei, Mickey hatte kein Wort mehr davon mitbekommen. Die beiden Phantome am Rand des Thronsaals, die zwischenzeitlich innegehalten hatten in ihrer umkreisenden Bewegung, hatten ihre Patrouille fortgesetzt. Offenbar hatte die Queen die Empfehlung ihrer Wache in den Wind geschlagen, denn der Rattenmensch war gegangen, während sie noch immer auf ihrem Thron saß. Der Hundertfüßler war von ihrem Hals verschwunden und hatte sich wieder hinter die Rückenlehne des Stuhls zurückgezogen.
    Mickey dachte fieberhaft nach. Er erinnerte sich nun besser an das Gespräch, das er im
Little Italy
mit der Queen geführt hatte. Sie hatte damals gesagt, dass die Geister Ashkaruna regelmäßig Bericht erstatteten. Würde der Hundertfüßler durch

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