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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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die Hand und klopfte an.
    »Herein!«, rief Herwarth.
    Wolfgang trat ein. Herwarth saß, nur in eine lange Wollunterhose und ein Leinenhemd gekleidet, auf dem Stuhl hinter seinem Tisch, auf dem sich einige Schriftrollen stapelten. Daneben stand eine Öllampe, die im Raum für spärliches Licht sorgte. Rudeger und Walther trugen lederne Kleidung, mit Salzkrusten auf den Hosenbeinen und speckigen Hemden. Als sie ihn erkannten, verbeugten sie sich kurz. Nachdem sie sich gegenseitig einen guten Abend gewünscht hatten, scheuchte Herwarth die beiden Kapitäne kurz angebunden aus dem Raum.
    »So«, grollte der Fürst. »Und nun zu dir.«
    »Ja, Herr«, erwiderte Wolfgang kleinlaut.
    »Wo bei den Eishöllen Niflheims hast du den ganzen Tag gesteckt?«
    »In Harburg, Herr. In Utgard-Harburg, meine ich.«
    »So. Und was hast du dort getrieben?« Der Fürst rümpfte die Nase. »Halt, warte. Wahrscheinlich will ich es gar nicht wissen.« Er stand auf und trat hinter dem Tisch hervor. Wolfgang sah zu ihm auf. Herwarth überragte ihn um zwanzig Zentimeter. »Was ich aber sehr wohl wissen will, ist, was das gestern Nacht gewesen sein soll.« Seine blauen Augen funkelten wütend. »Was zur Hölle ist bloß in dich gefahren?!«
    Wolfgang wich seinem Blick aus; stattdessen starrte er aus der Schießscharte nach draußen, wo sich das Sternenlicht im Elbwasser spiegelte. »Die Ahnen, Herr.«
    »Die Ahnen, so. Thor und Odin, verdammt noch mal, das hast du gestern Abend auch schon gesagt, nachdem du auf dem Damm herumgeschrien hast!«
    Wolfgang nickte schwach. »Das waren auch die Ahnen.«
    »Ha! Und als Nächstes wirst du mir noch erzählen, dass es auch die Ahnen waren, die dich da mitten in der Nacht in das Verlies hinuntergesteuert haben, was?«
    »Äh, nein, Herr.« Wolfgang schluckte. »Das war ich selbst.«Und das konnte kaum als Entschuldigung durchgehen. Er hatte da unten nichts verloren gehabt. Die Keltin war Herwarths Gefangene, nicht seine.
    Herwarth stieß einen lauten Seufzer aus und ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Das Holz ächzte unter der Last des schweren Mannes. »Hör mir zu, Wolfgang, hör mir gut zu. Ich weiß, das tust du nicht gerne, aber ich will, dass du dieses Mal aufpasst.«
    Wolfgang brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass der Fürst tatsächlich eine Antwort erwartete. »Jawohl, Herr«, versicherte er ihm eilig.
    »Gut. Dass du dort unten zur Hölle nichts zu suchen hattest, weißt du wahrscheinlich selbst. Aber bei allen Eisriesen, was hat dich überhaupt dazu getrieben? Ich habe noch nie erlebt, dass du dich von deinen Ahnen beeinflussen lässt, noch nie, und ich kenne dich schon seit dem Tag, an dem du das erste Mal ihre Stimmen gehört hast. Du warst immer stolz darauf, deine Vorfahren unter Kontrolle zu haben, und nun steigst du dort hinunter, alleine und in finsterster Nacht, obwohl du genau weißt, dass sie Blut sehen wollen! Wieso? Wieso bist du plötzlich so bescheuert?«
    »Entschuldigt, Herr. Das ist unverzeihlich. Es soll nicht wieder vorkommen.«
    »Ein Scheiß! Natürlich soll es das nicht, aber das ist nicht die Antwort auf meine Frage!«
    Das waren schon immer die Tücken der Gespräche mit dem Fürsten gewesen. Der Mann benahm sich wie ein wild gewordener Bulle, war aber ein überraschend aufmerksamer Zuhörer. Wolfgang kannte genügend Leute, die die Entschuldigung geschluckt hätten, ohne zu bemerken, dass er damit der Frage ausgewichen war. Er atmete tief durch, bevor er zur Antwort ansetzte. Er stockte. Holte noch einmal Luft. »Es –« Dann ließ er die Luft mit einem langen Seufzer entweichen.
    »Dich einmal wortlos zu sehen …« Herwarth schüttelte den Kopf. »Es ist Gudrun, was?«
    Wolfgang nickte kleinlaut.
    »Das kann doch nicht sein! Wie lange habt ihr euch da drobengehabt? Sechs Wochen? Zwei Monate? Und du benimmst dich wie ein Schulkind mit Liebeskummer!«
    Verdammt ja!
, wollte Wolfgang ihn jetzt gerne anschreien.
Ich benehme mich wie ein Schulkind mit Liebeskummer, na und? Vielleicht fühle ich mich auch so!
Doch er riss sich zusammen. Herwarth anzuschreien war noch nie eine gute Idee gewesen. Stattdessen beschloss er, selbst in die Offensive zu gehen. »Was habt Ihr nun mit ihr vor? Sie selbst streitet natürlich alles ab!«
    Herwarth zuckte mit den Schultern. »Auch wenn dir das nicht gefallen wird, ich glaube das dem kleinen Miststück auch. Sonst wäre sie wohl kaum zurückgekehrt und hätte sich ergeben.«
    »Vielleicht hat sie im Hamburger Chaos nicht

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