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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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gespannt, meine Herren! Bleiben Sie gespannt!«
    Da die Zuschauer ihre Wetten schon vor dem ersten Kampf platziert hatten, konnte es sofort losgehen. Der Ansager wechselte kurz einen Blick mit den beiden Zeitnehmern, die mit ihren Stoppuhren bereitstanden. Er nickte ihnen zu und rief laut: »Auf die Plätze, fertig … LOS!«
    Die Zeitnehmer drückten die Startknöpfe an ihren Stoppuhren. Der Hundebändiger öffnete die Käfigklappen. Göbbels sprang mit einem wütenden Knurren in das Rondell und begann das große Beißen. Er sprang die panisch vor ihm davonlaufenden Mäuse mit einem Satz an, packte sie und zermalmte die winzigen Tierchen zwischen seinen kräftigen Kiefern, schüttelte sie etwas, so dass ihr Blut durch die Luft spritzte, bevor er sie achtlos zu Boden fallen ließ und sich auf das nächste Tier warf. Manchmal, vor allem in den Ecken, wo sich die Mäuse zu dichten Knäueln zusammendrängten, gelang es ihm sogar, zwei oder gar drei Tiere auf einmal zu packen und zu töten. Es war ein Gemetzel. Die Zuschauer feuerten brüllend den Terrier an oder verfluchten ihn, das Geschrei nur manchmal kurz unterbrochen von lauten Ooooh- und Aaaah-Rufen, wenn Göbbels ein besonders beeindruckender Biss gelungen war.
    Keine der Mäuse kämpfte. Das war das Frustrierendste an der ganzen Sache. Selbst ein so bissiger Köter wie dieser Bullterrierhätte vermutlich keine Chance, wenn ihn zweihundert Mäuse zugleich angriffen. Doch die Panik hielt die Tiere fest im Griff. Sie hatten keine Chance.
    Nach etwa zwei Minuten drehte sich Wolfgang um und löste sich angewidert aus der Menge. Die Hände tief in den Taschen seiner Jeansjacke vergraben, stapfte er an der Theke der Buchmacher vorbei nach draußen. Die beiden Schläger am Eingangstor der Halle warfen ihm zwar skeptische Blicke zu, ließen ihn jedoch wortlos passieren.
    Draußen regnete es einmal mehr, ein stetiger, ausdauernder Nieselregen, der nach nicht viel aussah, aber einen Mann binnen weniger Minuten völlig durchnässen konnte. Wolfgang zog seine Mütze über die Ohren und ging davon.
    Hamburg war ruhig, die Straßen waren größtenteils ausgestorben. Wie in allen größeren Städten gehörte die Nacht den Motorradgangs und Jugendbanden, die sich ihre Vormachtstellung über die verschiedenen Viertel in blutigen Kriegen erkämpft hatten. Die wenigen Leute, die unterwegs waren, hatten sich zu großen Gruppen zusammengefunden, um gemeinsam zu Bars, Nachtclubs oder auch nur zum Schichtwechsel ihrer Fabrik zu gelangen. Hier in Harburg war kaum zu spüren, dass erst vor zwei Tagen die Innenstadt und die Westbezirke Hamburgs im Feuer untergegangen waren.
    Eine Zeitlang irrte Wolfgang scheinbar ziellos durch die Gassen. Ihm war klar, dass er durch sein vorzeitiges Verschwinden aus der Halle Misstrauen erweckt hatte. In der Halle waren Rattenmenschen gewesen. Er rechnete fest damit, verfolgt zu werden. Nun galt es, sie abzuschütteln, im besten Fall gar ein oder zwei von ihnen zu töten. Er war in einer mörderischen Stimmung.
    Er sollte Recht behalten, doch es war ein ganzes Rudel und somit zu viele, um sie anzugreifen. Stattdessen begnügte er sich damit, sie eine Weile an der Nase herumzuführen, bevor er sie schließlich ganz loswurde und sich auf den Weg zur Pforte bei der Harburg machte.
    Während Wolfgang durch den Regen stapfte, fühlte er sichleer und ausgebrannt und zu Tode erschöpft. Nicht wegen der kleinen Verfolgungsjagd, oh nein. Damit hatte er gerechnet, als er die Halle verlassen hatte, es war nichts, was er nicht unter Kontrolle gehabt hätte. Nein. Dieses Jahr hatte ihn ausgebrannt. Die Gefahr. Die Einsamkeit. Wie viele Missionen hatte er für Fürst Herwarth durchgeführt? Acht? Zehn? Stets auf der Suche nach einer von den Kelten gehaltenen Stadt, die sie in der Nacht des großen Germanenaufstandes angreifen konnten, hatte er Berlin und Hamburg und einige andere norddeutsche Städte ausspioniert, nur um festzustellen, dass sie fast alle von Schatten und Trollen gehalten wurden. Erst mit Lüneburg hatte er ein Ziel identifiziert, das Herwarths Sachsen dann auch tatsächlich angegriffen und erobert hatten. Danach hatte er weitergemacht und weitere Städte ausgekundschaftet, bevor Herwarth ihn im Juni nach Norwegen zu Gudrun geschickt hatte. Schon auf dem Flughafen wäre er beinahe umgekommen, als ein Rudel Ratten in der Ankunftshalle herumgeballert hatte wie in einem schlechten Mafiafilm. Er war des Nachts in die von keltischen Waldläufern gehaltene

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