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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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aus der Stadt gefunden. Die Ratten hatten die Stadt völlig abgeriegelt. Sie hatte vielleicht Angst, in ihre Arme zu laufen, und dachte, mit uns besser bedient zu sein.«
    »Das passt doch gar nicht zu dem Mädchen. Das passt überhaupt nicht dazu. Die Kleine ist ein stilles Wasser.«
    »Stille Wasser sind tief … und schmutzig«, zitierte Wolfgang die alte Redewendung.
    »Ach, hör mir doch auf mit diesem Scheiß! Ich habe gute Lust, sie auf das nächste Boot nach Britannien zu setzen und ihr das Versprechen abzunehmen, ein Dutzend kriegsgefangene Germanen zurückzuschicken!«
    Wolfgang riss überrascht die Augen auf. »Das könnt Ihr nicht machen!«, entfuhr es ihm. »Sie ist mordverdächtig!«
    »Papperlapapp, Mord! Du vergisst immer, dass es ihnen doch gar nicht gelungen ist! Es sind ganz andere, die deine Gudrun auf dem Gewissen haben!«
    »Als ob ich das vergessen könnte!«, erwiderte Wolfgang bitter. »Also gut, dann ist es eben versuchter Mord, das ist schlimm genug.«
    Herwarth raufte sich mit einer Hand durch das von silbrigen Strähnen durchsetzte helle Haar, bemerkte dabei, dass es ihm zum größten Teil bereits aus dem Zopf gerutscht war, und begann, das Stück Schnur zu lösen, um es erneut zusammenzubinden.»Scheiße«, murmelte er dabei leise. Erst als er damit fertig war, sah er wieder zu Wolfgang. »Ich will sie nicht anklagen. Ich glaube, ich werde sie nach Hause schicken.«
    »Dann klage
ich
sie an.«
    »Was?«
    »Ich klage sie an. Ganz offiziell. Mit
thing
und Seher und allem! Ich lasse sie nicht so einfach gehen!«
    »Hör mir zu, Wolfgang!«, knurrte der Fürst. »Ich sagte, ich will sie nicht anklagen, und ich meine das ernst! Wir haben schließlich ganz andere Probleme, also hör auf mit dem Blödsinn! Du bist mein Gefolgsmann! Ich habe deinen Schwur!«
    »Das habt Ihr nicht!« Wolfgang hörte bereits wieder Ahnenstimmen in seinem Kopf, doch er war zu wütend, um sie in Zaum halten zu wollen. »Ihr habt mich selbst davon befreit, als Ihr mich nach Norwegen geschickt habt, schon vergessen? Ich bin ein freier Mann! Und wenn Ihr nicht bereit seid, sie anzuklagen, werde ich das tun!«
    »So, du bist also ein freier Mann!«, giftete Herwarth mit rot angelaufenem Kopf. »Dann scher dich doch zur Hölle mit deiner Freiheit!«
    »Ich bekomme meine Verhandlung?«
    »Du lässt mir doch gar keine andere Wahl!« Herwarths Fäuste waren so hart zusammengeballt, dass darunter bleich die Knöchel hervorschimmerten.
    »Gut! Dann bin ich schon weg!«
    »Raus!«
    Wolfgang wirbelte herum, riss die Tür auf und trat auf die Treppe. Schwungvoll zog er die Tür zu und eilte nach unten, mit jedem Schritt zwei Stufen nehmend.
    Ihm war bewusst, dass der Streit mitgehört worden war, doch das war ihm egal. Auf den Schwingen der Wut getragen, stürmte er nach draußen, hinaus aus dem Turm, hinaus aus dem Tor, das der Wachmann hastig für ihn öffnete. Auf dem Damm kam ihm ein Reitertrupp entgegen, der gerade von einer Patrouille zurückkehrte. Ihr Anführer, Jarl Harthmut, grüßte ihn mit erhobenerHand, doch Wolfgang stürmte einfach an ihm vorbei und ließ ihn verdutzt zurück.
    Erst als die Magie der Pforte durch seinen Körper floss, begann er sich zu beruhigen. Mit einem lauten Seufzer ließ er sich auf die niedrige Mauer sinken, die den Pfad einsäumte. »Das hast du aber fein gemacht!«, lobte er sich. »Gudrun wäre richtig
stolz
auf dich!« Langsam schüttelte er den Kopf. »Und was machst du jetzt?«
    Es begann wieder zu regnen. Doch Wolfgang spürte die dicken Tropfen kaum, die auf seinen Kopf und in seinen Nacken fielen. Langsam wurde ihm klar, dass er tatsächlich keine Ahnung hatte, was er nun tun sollte. Er war ein freier Mann und wusste nicht, was er damit anstellen sollte. Natürlich wollte er den Krieg gegen die Schatten weiterführen – er hasste die Schatten, und abgesehen davon hatte er seit fast zwanzig Jahren für diesen Krieg trainiert, er konnte praktisch nichts anderes! –, aber wie sollte er das anstellen? Ohne Krieger, ohne Ausrüstung, ohne Boot und ohne Gold? Sollte er sich einen neuen Herrn suchen? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass der neue so gut war wie der alte? Oder sollte er sich alles zusammenrauben? Bei den Schatten konnte er sich alles holen, was er brauchte. Wenn er ein paar Trolle befreite, hatte er sogar Gefolgsleute. Aber würde er mit gefangenen Trollen arbeiten können? Würde er ihnen jemals
vertrauen
können? Wären sie überhaupt bereit, sich seiner Führung

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