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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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verschwiegen hätte.
    Ihre Mutter schien das genauso zu sehen. Auch sie warf dem Psychologen einen skeptischen Blick zu.
    »Ich kann nur sagen, was meine wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben haben«, sagte er beleidigt. »Es gibt schlüssige Hinweise für meine Theorie.« Er wies auf das Tagebuch, das zwischen ihnen auf dem runden Konferenztisch lag. Frau Keller hatte sie alle in einem Besprechungsraum des Polizeireviers versammelt. »Sie nennt ihn Liebster und sie schreibt von Krallen, die ihr Herz zerfetzt haben.«
    Frau Keller runzelte die Stirn. »Also für mich ist das eher pubertäres, pseudoliterarisches Gekritzel.« Sie lächelte Johanna entschuldigend zu und die nickte knapp. Ihre Augen waren rot vom Weinen.
    Der Psychologe jedoch ließ sich nicht so einfach von seiner Theorie abbringen. »Ich habe mich lange genug mit der Psyche von jungen Mädchen beschäftigt«, sagte er mit hochnäsigem Tonfall, »um zu wissen, dass sie in ihren Gedichten zu neunzig Prozent eigene Erlebnisse verschlüsseln.«
    Eine Weile sagte niemand ein Wort.
    »Nina muss doch ein Handy gehabt haben«, meinte der Psychologe schließlich. »Gibt das nicht Aufschluss darüber, ob ich recht habe oder nicht? Fotos oder Videos, meine ich. Irgendeine Telefonnummer des Jungen.«
    Frau Keller seufzte. »Ninas Handy wurde nicht gefunden, weder bei der … Leiche, noch bei ihren Sachen. Wir vermuten, dass der Mörder es mitgenommen hat, um seine Spuren zu verwischen.«
    Kim hörte nur mit halbem Ohr zu, aber ihre Gedanken standen nicht still. Nina sollte einen Freund gehabt und ihr nichts davon gesagt haben? Das konnte sie einfach nicht glauben. Müde rieb sie sich über Stirn und Schläfen, während sie nachdachte.
    »Gut«, sagte Frau Keller schließlich. »Ein unbekannter Freund also. Gehen wir zunächst mal davon aus, dass es so ist.«
    Der Psychologe wirkte zufrieden.
    »Wir soll…«
    Mitten im Satz wurde Frau Keller unterbrochen, weil Kims Handy klingelte. Johanna sah ihre Tochter strafend an und Kim zog schuldbewusst den Kopf zwischen die Schultern.
    »Tut mir leid!«, murmelte sie und fischte das Handy aus ihrer Tasche. Ein Blick auf das Display zeigte ihr, dass es Sabrina war. Wahrscheinlich ging es wieder mal um irgendwelche blöden Hausaufgaben, die sie nicht kapierte. Rasch drückte Kim den Anruf weg.
    Frau Keller stellte Johanna und auch dem Psychologen noch ein paar Fragen, bevor sie das Gespräch beendete. Noch während sie alle damit beschäftigt waren, ihre Sachen zusammenzusuchen und sich zu verabschieden, wählte Kim Sabrinas Nummer, um sich zu erkundigen, was los war.
    Sie musste es lange klingeln lassen, bis Sabrina endlich abhob.
    »Hey!«, meinte Kim.
    »Hey!«, erwiderte Sabrina gereizt. Es war eindeutig, dass sie sich geärgert hatte, weil Kim sie einfach weggedrückt hatte.
    Kim drehte sich ein bisschen von den anderen weg, um Sabrina besser verstehen zu können. »Tut mir leid, ich konnte eben nicht. Bin bei der Polizei. Was wolltest du?«
    Schlagartig wurde Sabrinas Ton freundlicher. »Das wusste ich nicht. Sorry! Ich wollte dich nicht stören. Ich hab dir auf die Mailbox gesprochen!«
    »Auf die Mailbox?« Eigentlich war Kim sich sicher, dass sie die Mailbox ausgeschaltet hatte.
    »Ja, das ist dieses automatische Ding, das rangeht, wenn man keine Zeit für seine Freunde hat«, sagte Sabrina und klang schon wieder ein bisschen beleidigt. »Aber ist schon okay. Mach dir keinen Stress! Ich hatte eine Frage zu Mathe, aber hat sich erledigt. Tim hat mir geholfen.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte Kim sich noch einmal. Aber sie ärgerte sich über Sabrinas unterschwelligen Vorwurf und genervten Tonfall.
    »Schon gut! Pass auf dich auf!«
    »Du auch!« Kim beendete das Gespräch. Die Mailbox? Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie neulich einen neuen Handyvertrag abgeschlossen hatte, bei dem der monatliche Grundpreis ein paar Euro günstiger war. An die automatische Mailbox hatte sie nicht gedacht. Bei ihrem alten Anbieter, hatte sie sie deaktiviert, nachdem sie irgendwann mal keine Lust mehr gehabt hatte, das Ding ständig abzuhören. Wahrscheinlich hatten ihr jetzt schon wer-weiß-wie-viele Leute auf diese neue Mailbox gesprochen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Kim seufzte. Sie hasste diese Dinge! Hätte da nicht irgendjemand eine automatische Ansage einbauen können, die einen daran erinnerte, dass man eine Mailbox besaß? Hoffentlich hatte sie außer Sabrinas Nachricht nichts Wichtiges verpasst!
    Rasch klickte sie

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