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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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sich durch das Menü ihres Telefons und fand die Nachricht von Sabrina.
    Im selben Moment jedoch erstarrte sie.
    Ein entsetztes Wimmern entschlüpfte ihr.
    »Was ist?«, fragte Johanna alarmiert. Sie hatte gerade einen Arm in ihrem Mantelärmel gesteckt und angelte etwas ungeschickt nach dem zweiten.
    Kim konnte den Blick nicht von ihrem Handydisplay abwenden. Unter dem Mailboxeintrag von Sabrina, gab es einen weiteren. Ein unbeantworteter Anruf und ein Anrufer, der eine Nachricht auf der Box hinterlassen hatte.
    Nina!
    Mit zitternden Fingern zeigte Kim ihrer Mutter und auch Frau Keller das Display.
    »Von wann ist dieser Anruf!«, hörte sie die Kommissarin fragen. »Gib mal her!« Ihre Worte klangen, als kämen sie vom anderen Ende der Welt.
    »Die Nachricht stammt vom Sonntagnachmittag«, sagte Frau Keller.
    Kim musste sich zurück auf ihren Stuhl fallen lassen. »Ich hatte keine Ahnung!«, jammerte sie.
    Niemand achtete auf sie, alle starrten das Handy in Frau Kellers Hand an, als sei es ein tödliches Insekt.
    »Stellen Sie es laut!«, verlangte Johanna mit tonloser Stimme. Sie war noch blasser geworden als zuvor.
    Frau Keller zögerte, tat dann aber, worum man sie gebeten hatte. Zuerst schaltete sie den Lautsprecher an Kims Handy an, dann startete sie die Ansage, die Nina auf Kims Mailbox hinterlassen hatte.
    »Kim!«, war Ninas Stimme zu hören. Schlagartig schossen Kim die Tränen in die Augen. Es tat so weh, Nina sprechen zu hören und gleichzeitig zu wissen, dass sie tot war! »Kim, bist du da? Ich muss unbedingt mit dir reden!« Sie klang, als würde sie weinen. »Er hat Schluss gemacht, Kim! Bevor wir überhaupt richtig zusammen waren. Wir müssen unbedingt reden. Ruf mich an, sobald du das hier abhörst, ja?« Sie machte eine Pause und es hörte sich so an, als würde sie die Nase hochziehen. Dann war noch einmal für einen kurzen Moment ihre Stimme zu hören: »Da kommt jemand! Ich muss auflegen!« Mit diesen Worten wurde die Verbindung unterbrochen.
    Kim presste beide Hände auf den Mund, um nicht zu schreien.
    Frau Keller starrte auf das Display. »Der Anruf wurde gegen achtzehn Uhr aufgezeichnet. Das muss kurz vor ihrem Tod gewesen sein.«
    Kim warf einen Blick zu ihrer Mutter. Johanna war totenblass geworden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Telefon.
    Kim schluchzte auf. Nina hatte kurz vor ihrem Tod versucht, sie zu erreichen und mit ihr zu reden. Und sie hatte keine Zeit für sie gehabt! Sie hatte den Anruf weggedrückt, weil er sie genervt hatte!
    Und damit hatte sie sich um die einzige Gelegenheit gebracht, ein letztes Mal mit ihrer Schwester zu sprechen, bevor sie gestorben war.
    In den Tagen nach dieser Entdeckung hatte die Polizei Ninas Anruf bis ins letzte Detail analysiert. Aber es war nicht mehr dabei herausgekommen, als man ohnehin schon wusste.
    Nina hatte einen unbekannten Freund gehabt, genau, wie der Psychologe es vermutet hatte!
    Und dieser Freund war möglicherweise ihr Mörder.

Kapitel 5
    In der nächsten Pause brachte Kim es nicht über sich, zu der blauen Bank vor dem Terrarium zu gehen. Ihre Hände zitterten noch immer von den Nachwirkungen des Schocks, den Jonas mit seiner Aktion bei ihr hervorgerufen hatte. In ihrem Kopf kreisten Gedanken und Erinnerungen umeinander und ließen ihr keine Ruhe. Mal hörte sie Ninas Lachen, dann wieder die verzweifelten Worte, die sie auf Kims Mailbox gesprochen hatte.
    Ruf mich an, sobald du das hier abhörst, ja?
    Nur mit großer Mühe schaffte es Kim, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Auf der Schultoilette zählte sie die Kacheln an der Wand und danach sagte sie in Gedanken ein altes Gedicht auf, das sie in der Grundschule hatte lernen müssen. Zum Glück ließen die anderen sie heute einfach in Ruhe, aber sie spürte trotzdem ihre bohrenden Blicke im Rücken, als sie auf den Schulhof hinausging, um ein wenig frische Luft zu schnappen.
    Unter dem Vordach bei den Fahrradständern entdeckte sie Lukas. Er stand neben einem silberfarbenen Rennrad, das er offenbar gerade losketten wollte, und hörte einer Person zu, die neben ihm stand und auf ihn einredete. Kim konnte nicht erkennen, wer das war, weil eine mannshohe Wand ihr die Sicht versperrte. Aber nachdem sie näher herangegangen war, erkannte sie die Stimme. »Ich finde das ja auch völlig bescheuert, aber die anderen glauben halt, dass sie seit dieser Sache mit ihrer Schwester einen echten Knall hat.«
    Es war Marie!
    Lukas nickte schweigend. Er stand mit dem Rücken

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