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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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andere als subtil.«
    Lukas lächelte kurz. »Ja, hab ich auch.«
    »Und?«
    »Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht besonders.« Lukas lehnte sich lässig zurück, um zu demonstrieren, wie egal ihm das alles war. Trotzdem, fand Kim, wirkte er auf einmal ziemlich angespannt.
    »Nein«, sagte sie. »Ich meine, ob das Gerücht stimmt.«
    »Dass ich im Knast war?«
    Seine zur Schau gestellte Ruhe fing an, sie zu nerven. Wieso musste er sie so auf die Folter spannen? War er nun ein verurteilter Krimineller oder nicht? Allein die Vorstellung war erschreckend. »Ja!«, sagte sie drängend. »Ich meine, du bist – wie alt?«
    »Neunzehn.«
    »Neunzehn! Und du gehst immer noch in die Zehnte. Ist doch kein Wunder, dass die Leute sich solche Geschichten ausdenken.«
    »Knast!« Er lachte. »Jugendknast höchstens, wenn es denn stimmen würde!«
    »Und stimmt es?«
    Mit undurchdringlicher Miene sah er Kim an. »Weißt du, was? Es wäre schön, wenn es so gewesen wäre!« Und nach diesen unbegreiflichen Worten erhob er sich. »Ich habe gleich Mathe.« Er umrundete die Bank und wandte sich in Richtung A-Trakt. Im letzten Moment drehte er sich noch einmal zu Kim um. »Weißt du, was ich mich frage?«
    »Nein.«
    »Ob du Lust hättest, am Samstag mit mir zusammen ins Pascha zu gehen.«

Kapitel 6
    »Er hat was?« Sabrinas Stimme überschlug sich fast.
    Kim stieß ihren Löffel in die unnatürlich gelbliche Masse von dem Spaghettieis, das sie bestellt hatte. Eigentlich hatte sie gar keinen Appetit. »Er hat gefragt, ob ich am Samstag mit ihm ins Pascha gehen will.« Das Pascha war die angesagteste Disco der Stadt.
    »Und du hast natürlich Ja gesagt«, meinte Sabrina voller Überzeugung.
    Kim führte den Löffel zum Mund und leckte die süße Masse ab. Ihr war schon wieder schlecht, aber sie würde den Teufel tun und es jemanden merken lassen. Nach dem Unterricht hatte Sabrina sie zu einem Besuch im Eiscafé eingeladen, und weil sie nicht schon wieder von allen als gähnend langweilig bezeichnet werden wollte, hatte sie eingewilligt.
    Jetzt saß sie hier also mit einem Eisbecher, dessen Inhalt sich langsam in eine gelbe Suppe verwandelte, und hatte einen festen Klumpen im Magen, der ganz sicher nicht vom Eis kam. »Ich habe gar nichts gesagt«, erwiderte sie. »Ich weiß noch nicht, ob ich Lust habe hinzugehen.«
    »Lust?« Sabrina kreischte beinahe. Zwei Jungs, die am Nachbartisch saßen, schauten verblüfft in ihre Richtung und steckten dann grinsend die Köpfe zusammen. Sabrina bemerkte es nicht einmal, so geschockt war sie von Kims Äußerung. »Wie kann man keine Lust haben, wenn der coolste Junge der ganzen Schule einen fragt, ob man mit ihm ausgehen will?« Sie klang richtig hysterisch.
    Kim biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu grinsen. »Er ist nicht der coolste«, behauptete sie, merkte aber, dass das nicht so überzeugend rüberkam. Kurz dachte sie an Jonas’ blaues Auge. Lukas hatte es zwar bis jetzt nicht zugegeben, aber Kim war sich sicher, dass er für das Veilchen verantwortlich war.
    »Nicht der coolste? Das kannst auch nur du sagen, weil du für alles zu blind und zu taub bist und absolut nichts mehr mitbekommst!«, stieß Sabrina hervor. »Also, wenn er mich fragen würde, ich würde keine Sekunde zögern!«
    »Wobei würdest du nicht zögern?«
    Marie war an ihren Tisch getreten, ohne dass Kim es bemerkt hatte.
    Jetzt schaute sie auf den freien Stuhl neben Sabrina. »Darf ich?«, fragte sie in Kims Richtung. Das schlechte Gewissen über ihr blödes Gerede von gestern war ihr an der Nasenspitze abzulesen.
    Kim nickte nur. Sie wusste nicht, ob sie Marie noch böse war oder ob es vielleicht die Enttäuschung war, die ihr wie ein schwerer Klumpen im Magen lag.
    »Stell dir vor«, fing Sabrina sofort an, aufgeregt auf Marie einzureden, »Lukas hat Kim gefragt, ob sie mit ihm ins Pascha gehen will!« In ihrer Stimme lagen mindestens sieben Ausrufezeichen.
    Maries Miene, die eben noch schuldbewusst ausgesehen hatte, entglitt ihr mit einem Schlag. »Ist doch toll«, sagte sie, aber man merkte sofort, dass sie es nicht so meinte. Doch dann senkte sie den Kopf und murmelte: »Entschuldige. Ich habe mich gestern echt total mies verhalten.«
    »Wie, mies?« Sabrina schaute fragend zwischen ihr und Kim hin und her, aber Kim beachtete sie gar nicht.
    »Schon gut«, meinte sie. Irgendetwas sagte ihr, dass Marie auch ihre Entschuldigung nicht hundertprozentig ehrlich meinte, aber sie hatte einfach keine Lust auf einen

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