Schattenfluegel
spürte seinen Atem. Sie wich seinen Lippen aus. »Lass mich in Ruhe!«, verlangte sie. Ihr Herz begann zu klopfen. Ein paar Mädchen kamen von oben an ihnen vorbei, aber keine von ihnen beachtete Kim oder den Typen. Kim warf ihnen einen finsteren Blick hinterher. Noch war sie nicht so verzweifelt, dass sie auf die Idee gekommen wäre, jemanden um Hilfe zu bitten. »Ich brauche keinen Obermacho wie dich!«, fauchte sie den Typen an und griff nach seinem Handgelenk, um seinen Arm fortzuschieben.
Doch er hielt dagegen. »Nicht?« Wieder versuchte er, Kim zu küssen, und diesmal drückte er sie mit dem Arm gegen die Wand, um sie am Ausweichen zu hindern. Kim wehrte sich, aber sie konnte es nicht verhindern, dass der Mund des Kerls ihre Wange und ihr Ohrläppchen streifte.
»Lass mich in Ruhe!« Jetzt wurde sie doch etwas lauter, in der Hoffnung, dass einer der Ordner sie hören und einschreiten würde.
Aber niemand kam. Zusätzlich presste der Typ Kim nun auch mit der Hüfte gegen die Wand, sodass sie sich wie festgenagelt fühlte. »Hab dich doch nicht so!« Und wieder startete er einen Versuch, sie zu küssen.
Diesmal erreichten seine Lippen ihre Haut nicht. Denn bevor das passieren konnte, wurde er herumgerissen und nun selbst gegen die Wand geschleudert.
»Sie hat gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!« Lukas’ Stimme war ganz ruhig, doch Kim konnte eine Kälte darin hören, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Der Typ glotzte Lukas verblüfft an. Dann blinzelte er, als würde er doppelt sehen und hätte Mühe, das Gesicht vor seinen Augen scharfzustellen. »Ist das deine Puppe? Oh! Schon klar! Tut mir leid, Mann!« Und er hob eine Hand, um Lukas’ Faust abzuwehren, die drohend direkt vor seiner Nase schwebte. »Alles easy! Kein Problem. Bin schon weg.« Er schlüpfte unter Lukas’ Arm hindurch, warf Kim noch einen bösen Blick zu und verschwand dann so schnell nach oben, dass er über die letzte Stufe stolperte.
»Idiot!«, schickte Lukas ihm hinterher. Erst danach schien er sich seiner erhobenen Faust bewusst zu werden. Er starrte darauf, als würde sie nicht zu ihm gehören, und ließ sie dann rasch sinken. Mit besorgtem Gesichtsausdruck wandte er sich zu Kim um. »Bist du okay?«
Die Erleichterung ließ ihre Knie zittern und sie holte erst einmal tief Luft. »Ja. Danke.« Dann musste sie grinsen. Ein berauschendes Gefühl machte sich in ihr breit, als wenn sie zu viel Alkohol getrunken hätte. Dabei hatte sie noch nicht einmal an ihrem Lemonbier genippt. »Warum hast du mir eben geholfen, aber neulich bei Jonas nicht?«, fragte sie.
Er warf einen prüfenden Blick die Treppe hinauf, aber von dem betrunkenen Typen war nichts mehr zu sehen. »Das hier war etwas anderes!«, behauptete er. »Der wollte dich abschleppen.«
»So?« Kim unterdrückte ein Kichern. »Hättest du ihm wirklich eine reingehauen, wenn er nicht gegangen wäre?«
Die Worte des schwarzhaarigen Mädchens hallten in ihren Gedanken nach.
Mit zwölf Stichen mussten sie den anderen nähen …
Lukas’ Miene wurde finster. »Komm!«, sagte er nur. »Ich habe Sabrina unsere Gläser gegeben.« Er wandte sich ab und marschierte in einer Geschwindigkeit die Treppe hoch, dass Kim Mühe hatte, ihm zu folgen.
Sabrina hatte in der Zwischenzeit eine der Sitzecken erobert, die rings um die Tanzfläche aufgebaut waren, und saß dort zusammen mit einem ziemlich süßen Typen, der auch auf ihre Schule ging. Er hatte einen Pferdeschwanz. Kim kannte seinen Namen nicht, aber es war deutlich zu sehen, dass er großes Interesse an Sabrina hatte. Demonstrativ hatte er den Arm um ihre Schultern gelegt und sein Daumen streichelte sie fast ununterbrochen am Hals.
Sabrina erwartete Kim und Lukas bereits mit gespanntem Gesichtsausdruck. »Was war los?«, erkundigte sie sich, als sie beide sich gesetzt hatten.
Der DJ spielte jetzt einige ruhigere Balladen, sodass sie sich einigermaßen normal unterhalten konnten.
Kim bemerkte, dass Marie immer noch nicht aufgetaucht war. »Nur so ein Idiot, der ein bisschen aufdringlich geworden ist«, erklärte sie Sabrina und warf Lukas dabei einen vorsichtigen Seitenblick zu. Noch immer hatte er eine steile Falte zwischen den Augenbrauen. Offenbar war er durch ihre alberne Frage von eben mehr verärgert, als sie gedacht hatte.
Sie presste die Lippen zusammen und griff nach ihrem Bier, das Sabrina mit zum Tisch genommen hatte. Das Getränk war kühl und lecker, wenn auch ein bisschen zu herb für Kims
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