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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Diesmal war es pure Nervosität. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie die älteren Mädchen, auf deren Gesichtern sich Skepsis und Abneigung abzeichneten. Lukas hatte sein Glas auf der Theke abgestellt, sich von der Bar gelöst und einen Schritt auf Kim zu gemacht. Fast meinte sie, die Feindseligkeit der drei spüren zu können. Man konnte ihnen ihre Gedanken an der Nasenspitze ablesen.
    Was will der Typ mit diesem grauen Mäuschen?
    Ein plötzliches Hochgefühl erfasste sie wie eine riesige Welle. Sie war mit dem coolsten Typen der Schule zusammen in einer Disco. Und er interessierte sich nur für sie und sonst niemanden.
    Krass!
    Und was fast noch krasser war: dass sie es genoss! Da war keine Spur von Angst mehr in ihr.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich komme«, gab sie zurück. Sie musste sich ein bisschen vorbeugen, damit Lukas sie verstehen konnte.
    Auch Lukas näherte seinen Mund ihrem Ohr. »Hast du das wirklich?«, fragte er und deutete mit dem Kinn in Richtung Sabrina. Sie spürte seinen Atem wie einen Hauch an ihrem Hals entlangstreichen.
    »Ganz ehrlich?« Kim grinste. Der Duft von Lukas’ Rasierwasser stieg ihr in die Nase und ihr wurde schwindelig. Er lehnte sich ein wenig zurück, um sie anschauen zu können. »Ehrlich!«
    Da musste sie lachen. »Nein! Sabrina hat dich angelogen im Eiscafé.«
    Schmunzelnd griff er nach ihrer Hand. »Umso schöner, dass du trotzdem da bist.« Und mit diesen Worten zog er sie auf die Tanzfläche. Kim folgte ihm wie betäubt.
    Die Blicke der drei Mädchen an der Bar brannten in ihrem Rücken.

Kapitel 8
    Drei oder vier Songs lang tanzten sie einfach, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich dabei zu unterhalten. Die Bässe massierten Kims Zwerchfell und versetzten sie in einen tranceähnlichen Zustand. Die Übelkeit war verschwunden, hinterließ aber ein Gefühl von flatternden Schmetterlingsflügeln in ihrem Bauch, das nicht weniger nervenaufreibend war.
    Nach einer Weile lächelte Lukas sie an und fragte: »Durst?«
    Kim pustete sich gegen die erhitzte Stirn. »Und wie!«
    »Was möchtest du haben?« Lukas betrachtete die Schlange, die sich vor dem Getränkeausschank gebildet hatte, und runzelte die Stirn.
    Kim überlegte kurz. Sie hatte Lust auf irgendetwas Süßes, Hochprozentiges wie einen Flying Hirsch. Allerdings war das vielleicht etwas riskant, da sie heute Abend nicht wirklich was gegessen hatte und dementsprechend kaum etwas im Magen. Sie wollte sich auf keinen Fall mit Lukas an ihrer Seite betrinken. »Ein Lemonbier, wenn sie haben.«
    Lukas nickte ihr zu. »Warte hier. Ich bin gleich wieder da.« Damit drängelte er sich zum Ende der Schlange durch.
    Plötzlich stand Sabrina hinter Kim. »Und?«
    Kim drehte sich zu ihr um. »Was und?«
    »Bereust du, dass du gekommen bist?« Sabrina grinste und schielte dabei in Lukas’ Richtung. Der tauschte gerade ein paar Worte mit dem Typen, der in der Schlange hinter ihm stand.
    »Nicht eine Sekunde.« Kim lächelte. Sie meinte es ernst. Und das fühlte sich einfach nur gut an.
    Vielleicht würde sie sich jetzt endlich von einem Freak wieder in ein ganz normales Mädchen zurückverwandeln!
    »Sag ich doch!« Sabrina griff nach Kims Hand. »Ist Marie eigentlich inzwischen aufgetaucht?«
    Kim schüttelte den Kopf. »Nein. Zumindest habe ich sie noch nicht gesehen.« Sie hatte die ganze Zeit über nur Augen für Lukas gehabt und gar nicht mehr an ihre Freundin gedacht. Jetzt sah sie sich in der inzwischen proppevollen Disco um.
    Marie war nirgendwo zu entdecken.
    »Sie wird stinksauer sein, wenn sie kommt«, sagte Sabrina, klang dabei aber überhaupt nicht bekümmert.
    »Sie steht auf Lukas, oder?«, fragte Kim.
    Sabrina lachte. »Und wie! Ich glaube, sie kann überhaupt nicht verstehen, warum er sich ausgerechnet für dich interessiert.«
    Vielen Dank auch!, dachte Kim bei sich, sprach es aber nicht laut aus. Wahrscheinlich war Sabrina gar nicht klar, was sie da eben gesagt hatte.
    »Was glaubst du, wo …« Bevor Kim die Frage beenden konnte, hatte Sabrina zwei andere aus ihrer Klasse entdeckt.
    »He!«, meinte sie. »Da sind Andy und Tamara! Die geh ich mal fragen. Vielleicht wissen sie, wo Marie ist!«
    »Gut. Ich muss sowieso mal. Da kann ich auch gleich nachgucken, ob sie auf dem Klo ist.« Da die Schlange an der Bar nur langsam vorankam, gab Kim Lukas ein Zeichen, dass sie kurz auf die Toilette gehen würde. Er nickte verstehend.
    Die Toiletten befanden sich im Untergeschoss, und um dorthin zu kommen, musste man

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