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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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recht geben müssen. Wer konnte schon wissen, ob Marie nicht einfach wieder abgehauen war?
    Und trotzdem …
    Als Kim jetzt die Pausenhalle betrat und sah, dass alle anderen sich genauso verhielten wie sonst, da verspürte sie plötzlich eine panische Angst.
    Was, wenn Marie diesmal nicht abgehauen war? Was, wenn ihr wirklich etwas passiert war, genau wie Nina …?
    Mitten in diesem erschreckenden Gedanken wurde Kim von Sabrina unterbrochen, die auf sie zugeeilt kam. »Hast du es schon gehört?«
    »Was«, fragte Kim so kühl wie möglich und fügte hinzu: »Das mit Marie?« Sie war immer noch wütend auf Sabrina, weil die nicht gleich am Samstagabend etwas unternommen oder zumindest etwas gesagt hatte.
    Sabrina blieb stehen, als sei sie gegen eine Wand gerannt. »Jetzt fang du nicht auch noch an!«, meckerte sie.
    Kim funkelte sie böse an. »Womit?«
    »Damit, dass ich hätte Bescheid sagen müssen! Du weißt selbst, wie unzuverlässig Marie ist! Ich habe eben gedacht, dass sie es sich anders überlegt hat!«
    Kim versuchte, ruhig zu bleiben. Sie musste an Mr Pferdeschwanz denken. »Hm. Und das kam dir auch ziemlich gelegen, oder?«
    Schlagartig wurde Sabrina rot. »Ehrlich, Kim. Da war nichts. Ich …«
    »Es geht hier aber nicht um dich, Sabrina!«, fiel Kim ihr ins Wort. »Es geht darum, dass Marie verschwunden ist!«
    »Die Polizei sagt, sie taucht wieder auf. Wie immer.«
    Kim schluckte. »Hoffentlich.«
    Hinter Sabrina betrat Lukas das Schulgebäude. Heute trug er nicht seine Jeansjacke, sondern nur ein langärmliges T-Shirt über der Jeans, das er bis zur Hälfte hochgekrempelt hatte. Um sein rechtes Handgelenk lag ein schmales Lederarmband und seine Haare hingen ihm so wirr wie eh und je in die Stirn. Die Prellung an seinem Unterkiefer schillerte in einer Mischung aus Blau und Violett und die Risswunde, die Sigurds Ring verursacht hatte, war inzwischen verschorft. Irgendwie sah er verwegen aus, dachte Kim. Wie ein echter Schläger …
    Die Worte der beiden Mädchen im Pascha fielen ihr wieder ein.
    … ein echt fieser Typ …
    Trotzdem machte ihr Herz einen freudigen Satz, als sie ihn sah. Auch wenn sich gleichzeitig die Erinnerung an die nächtlichen Geschehnisse im Garten meldete.
    Lukas’ Blick schweifte durch die Pausenhalle und blieb an Kim hängen. Seine Miene war undurchschaubar.
    Kim blieb die Luft weg.
    Sabrina bemerkte, dass sie abgelenkt war, und wandte sich um. »Oh. Mr Geheimnisvoll!«, sagte sie schnippisch. Nachdem Lukas näher gekommen war, fügte sie hinzu: »Bist du gegen einen Bus gerannt oder was?« Als er darauf keine Antwort gab, meinte sie kühl: »Na, dann will ich mal nicht länger stören!« Und bevor Kim etwas erwidern konnte, war Sabrina schon um die nächste Ecke verschwunden.
    »Hey!« Lukas war jetzt nur noch zwei Schritte von Kim entfernt. Er senkte den Kopf, sodass ihm die Haare über die Augen fielen. Dann blickte er wieder auf. Die blonden Strähnen verschleierten seinen Blick und verdeckten auch die Schramme über seiner Stirn. »Alles okay?« Er hatte beide Hände in die Hintertaschen seiner Jeans gestopft. Die Prellung an seinem Kiefer sah von Nahem noch übler aus.
    Kim zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?« Doch dann seufzte sie.
    Fragend legte Lukas den Kopf schief.
    »Marie ist seit Sonnabend verschwunden«, erklärte Kim ihm.
    »Das Mädchen, auf das ihr die ganze Zeit gewartet habt?« Lukas trat noch näher. Kim konnte sehen, wie die Muskeln an seinem rechten Unterarm hervortraten, ganz kurz, so als habe er in der Hosentasche eine Faust geballt und wieder geöffnet. Sie roch jetzt sein Rasierwasser.
    »Sie ist meine Freundin«, sagte sie. Wenn du jetzt irgendeinen blöden Spruch machst, dachte sie gleichzeitig, wenn du etwas sagst wie »Die taucht schon wieder auf!«, dann war’s das mit uns!
    Aber Lukas machte keinen blöden Spruch. Er murmelte: »Schlimm ist das.« Dann überlegte er kurz und fügte hinzu: »Haben ihre Eltern die Polizei benachrichtigt?«
    Kim nickte und erzählte ihm, was die Polizei gesagt hatte.
    Lukas wirkte nachdenklich. »Hm. Ich fürchte, das ist so üblich bei Ausreißern.«
    »Kennst du dich damit aus?«
    Jetzt grinste er schief. »Ich bin selbst ein paarmal von zu Hause weg.«
    Kim bemerkte plötzlich, dass sie angestarrt wurden. Eine Gruppe von Mädchen aus der Parallelklasse stand vor Ernies Terrarium und steckte tuschelnd die Köpfe zusammen.
    Kim hatte das Bedürfnis, sich ungestört mit Lukas unterhalten zu können. »Hast

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