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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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Margarethe, welchen Verdacht sie hatte.
    »Ein uneheliches Kind? Dein Vater? Ja, um Himmels willen, mit wem soll er das denn gehabt haben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Katrin. »Vielleicht mit dir?«, platzte es aus ihr heraus. Sie schlug die Hand vor den Mund. »Entschuldige.«
    Einen Augenblick lang sah Margarethe sie ungläubig an. Dann lachte sie laut los. »Wie kommst du denn da drauf? Nein, Katrin, das ist völlig abwegig.«
    »Warum eigentlich? Du bist eine attraktive Frau, und du hast viele, viele Jahre eng mit ihm zusammengearbeitet. Wahrscheinlich hat niemand mehr Zeit mit ihm verbracht als du. Und du hast nie einen Freund gehabt, soweit ich weiß. Da finde ich den Gedanken gar nicht so abwegig.«
    Margarethe hörte auf zu lachen und sah Katrin freundlich an. »Glaub mir, ich habe nie was gehabt mit deinem Vater.«
    »Tut mir leid«, sagte Katrin. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    Margarethe trank einen Schluck Kaffee. »Weißt du, ich habe mich nie so richtig für Männer interessiert«, sagte sie nach einer Weile.
    »Du bist …?« Katrin war überrascht. Daran hätte sie nie gedacht. In ihrer Vorstellung waren lesbische Frauen grundsätzlich jung und unkonventionell. »Entschuldige«, sagte sie.
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich.«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, sagte Katrin schnell.
    Sie schwiegen. Katrin wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, und Margarethe ging es offenbar ganz ähnlich. Ihre Blicke kreuzten sich ein paar Mal, und immer lächelten sie kurz.
    Schließlich sagte Katrin: »Darf ich fragen, warum du allein lebst? Hast du die Richtige noch nicht gefunden?«
    Margarethe antwortete nicht sofort. »Ach, das ist eine lange Geschichte.« Sie räusperte sich. »Es war nicht immer einfach. Die Zeit … die Konventionen … Egal, das ist vorbei.« Sie lächelte ein wenig gequält. »Ich bin zufrieden, wie es ist.«
    Katrin nickte nur. Wieder entstand eine Pause. »Trotzdem kannte ihn kaum einer so gut wie du. Überleg doch mal, gab es vielleicht eine Patientin, die auffallend oft kam oder mit der er sich nach der Arbeit verabredet hat?«
    »Wir hatten fast sechshundert Patientinnen. Natürlich gab es da welche, die wegen einer Lappalie kamen. Und ja, da gab es auch welche, die ihn angehimmelt haben. Aber ganz ehrlich, Katrin, eine Frauenarztpraxis eignet sich nicht für einen Flirt. So was passiert nur in schlechten Filmen.«
    »Was ist mit den anderen Sprechstundenhilfen?«, fragte Katrin. »War da nicht auch mal eine alleinerziehende Mutter? Irgendwie habe ich da was in Erinnerung …«
    »Ja, es gab eine. Das ist aber schon lange her. Ihr Mann starb bei einem Verkehrsunfall, und dann stand sie allein da mit zwei kleinen Kindern«, erinnerte sich Margarethe. »Eine traurige Geschichte. Aber dein Vater hatte garantiert niemals was mit ihr, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Warum?«
    »Das hätte ich doch gemerkt! Wenn du fünf Tage die Woche in einer Praxis zusammenhockst, dann kannst du nichts verheimlichen. Nein, wenn dein Vater irgendwann mal eine Affäre hatte, dann nicht mit jemandem, den ich kenne.«
    »Er ist abends oft in die Praxis gegangen. Wer war dann noch hier?«
    Margarethe zögerte. »In der Regel war er allein«, sagte sie langsam. »Ich habe ihn manchmal noch kurz gesehen, aber dann hat er mich immer sofort nach Hause geschickt. Er wollte in aller Ruhe arbeiten.«
    »Oder er hat Frauen empfangen.«
    »Vielleicht.« Margarethe seufzte. »Aber nicht so, wie du es dir vorstellst.«
    Katrin spürte, dass Margarethe ihr etwas verheimlichte. Eindringlich sah sie ihr in die Augen. »Es geht um meinen Sohn. Bitte vergiss das nicht. Was waren das für Frauen?«
    »Das liegt bestimmt schon zwanzig Jahre zurück, eher sogar noch länger«, sagte Margarethe schließlich. »Deine Eltern wollten nie, dass du etwas davon erfährst. Was ich, ehrlich gesagt, nie verstanden habe. Ich fand es großartig, dass dein Vater so was gemacht hat.«
    »Was hat er denn nun gemacht?«, fragte Katrin ungeduldig.
    »Nach Feierabend hat er Prostituierte behandelt, kostenlos und ohne großes Aufsehen. Die meisten waren drogenabhängig. Und hatten alle möglichen Geschlechtskrankheiten. Irgendwann kam dann Aids dazu. Wäre dein Vater nicht gewesen, hätten die meisten von ihnen nicht überlebt.«
    Katrin schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Warum haben sie mir das bloß verheimlicht?«
    Sie überlegte. Wahrscheinlich lag das

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