Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
gehorchte ihm kaum.
„Nur keine Eile, mein Sohn.“ Jiri trat an Dominik heran und beugte sich zu ihm herab. Dann streichelte er dessen Wange. Dominik erkannte deutlich das Dämonenfeuer in den Augen Jiris.
„Zu schade, dass ich deinen rosigen Körper in der Blüte des Lebens opfern muss, denn nur als Dämon wirst du mir gehorchen und an meiner Seite leben. Deshalb wirst du in der Nacht des blauen Mondes durch das Ritual zu meinem Gefährten in der Welt der Schatten. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl der Stärke, das deinen Körper durchströmen wird, wenn der Dämon von dir Besitz ergreift. Du bist das besondere Opfer, das unserem dunklen Vater den Weg aus dem Reich der Schatten ins irdische Dasein ebnen wird. Die Macht der Vampire wird die gesamte Welt umspannen und Satan am Tag des Gerichts den Weg bereiten. Dann bricht der Endzeitkrieg zwischen Himmel und Hölle an, aus dem wir als Sieger hervorgehen werden.“
Der heroische Ausdruck in den Augen des Anführers machte Dominik fassungslos. Das Entsetzen packte ihn bei der Vorstellung, ein Dämon könnte ihn beherrschen. Wie oft war er heimlich zum Voyeur dieses verfluchten Rituals geworden. Nun sollte er es am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Jiri fühlte sich unbesiegbar.
„Warum gerade ich? Der ... Verstoß gegen den Kodex ... wird mit ... Bann bestraft.“ Das Sprechen fiel ihm immer schwerer.
„Du bist mein Auserwählter, der Begründer einer neuen Vampirrasse. Und durch dich erledige ich die Dcera. Liebe macht die Sterblichen schwach. Dann schnappt die Falle zu, und ich töte sie, um den letzten ernst zu nehmenden Gegner aus dem Weg zu räumen.“
Dominik schüttelte den Kopf. Er fühlte sich hilflos wie nie zuvor in seinem Leben. Wenn er doch nur ein wenig Blut zu trinken bekäme, dann erhielte er die Energie zurück und fände einen Weg, um Karolina zu warnen.
„Fahr ... zur Hölle, Jiri“, sagte er stattdessen.
Jiri lächelte. „Liebend gern, mein Sohn, und du wirst mich dabei begleiten. In der nächsten Nacht wird es vollbracht sein.“
Schauer liefen Dominiks Rücken entlang und Verzweiflung stieg in ihm auf, weil er Karolina nicht vor dem drohenden Unheil beschützen konnte. Bevor ihn ein Schattendämon beherrschte, würde er sich selbst töten.
Dann verließ Jiri die Kammer in den Katakomben. Der Geruch von seiner Fäulnis schwebte im Raum wie unheilvolles Parfüm. Dominik schlief erschöpft ein.
Ein gleichmäßiges, dumpfes Hämmern hatte ihn geweckt. Er wusste nicht, wie lange er hier gelegen hatte. Seine Lippen waren spröde, und in seinem Kopf hallte das Hämmern schmerzhaft nach. War heute die Nacht, in der er geopfert werden sollte? Vorsichtig versuchte er, sich aufzurichten, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er fühlte sich wie ein geprügelter Straßenköter. Jeder Muskel, jeder Knochen schmerzte ihn, und durch seine Innereien schien ein glühendes Messer zu fahren. Ein heftiger Magenkrampf zog seinen Körper zusammen, sodass er seine Beine anwinkelte und die Arme gegen den Bauch presste, als könne er so den Schmerz beseitigen.
Lange könnte er ohne Blut nicht mehr überstehen. Seine Haut fühlte sich wie welkes Laub an. Aber er wollte für Karolina überleben. Er konzentrierte sich darauf, seinen Körper zu entspannen, um die Schmerzwellen zu ertragen.
Ein verdientes Ende für eine Bestie. Er grinste schief.
Ob Karolina noch lebte? Oder hatte Jiri auch sie in der Zwischenzeit in seine Gewalt gebracht?
Er erschauerte bei dem Gedanken, der Anführer könnte ihr Gewalt angetan haben.
Dominik biss die Zähne zusammen, dann mobilisierte er die letzten Kraftreserven seines Körpers, um sich aufzusetzen. Er glitt aus der Nische und prallte mit den Knien auf den steinernen Boden. Der Schmerz ließ ihn aufstöhnen. Dann kroch er auf allen vieren im Dunkeln zur Tür hinüber. Er tastete nach dem Schloss, musste jedoch zu seiner Enttäuschung erkennen, dass sich die Tür nur von außen öffnen ließ. Er pochte mit der Faust gegen die Tür. Er wollte schreien, aber jeder Laut erstarb in seiner ausgedörrten Kehle.
Verzweifelt klammerte er sich an die Hoffnung, irgendwann würde ihn doch jemand hören.
Nach einer Weile verließen ihn die Kräfte aufs Neue, und er fiel auf den harten Boden, wo er reglos liegen blieb.
Wenn es hier doch nur eine einzige, verdammte Ratte geben würde, deren Blut ihm Energie spenden könnte. Aber dieser Ort war ein Ort der Verdammnis, an dem nichts existierte außer Dunkelheit und
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