Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Stärkungstee. Er wird auch die Schmerzen lindern.“ Karolina reichte ihr eine Tasse mit dem dampfenden Inhalt. Wegen des bitteren Geruchs verzog Malvina das Gesicht. Aber sie nippte an dem Gebräu und zog dann eine Grimasse.
„Hab mich schon gewundert, als es blau in Eliskas Augen schimmerte. Wie konnte ich nur so dumm sein und es nicht sofort erkennen?“ Sie schlug sich mit der flachen Hand aufs Knie.
„Mach dir keine Vorwürfe, auch ich glaubte nicht mehr an eine Verwandlung.“
Hana brach unvermutet in Tränen aus und lehnte sich an Karolina.
„Ich hasse die Vampire und den Geruch von Blut!“, brach es aus ihr hervor. Ihr Köper wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt.
„Sie bringen alle um. Du musst dem endlich ein Ende machen.“
Karolina wiegte sie im Arm wie ein kleines Kind.
„Ich kann dich ja verstehen. Das alles war zu viel für dich. Aber Eliska hat mir weitergeholfen. Bevor sie starb, hat sie mir verraten, wo wir nach Dominik suchen müssen.“
„Aber du musst auch Jiri endlich vernichten.“ Hana sah zu ihr auf und zeigte eine geballte Faust.
„Stell dir das nicht so einfach vor. Jedes einzelne meiner Körperglieder schmerzt noch von Eliskas Attacken. Und Jiri besitzt viel mehr Macht und körperliche Stärke als sie. Es wäre ein ungleicher Kampf. Ich kann ihn nur während seiner Totenstarre vernichten und muss also zuerst seinen Schlafplatz ausfindig machen. Aber wo soll ich mit der Suche beginnen?“
„Sprach Eliska nicht von den Katakomben? Vielleicht sind der Ort seines Schlafplatzes und der Ort, an dem der Fürst gefangen gehalten wird, identisch?“ Malvina versprühte neue Hoffnung.
„Mag sein. Aber mir verbleibt nur noch dieser eine Tag. Wenn es mir nicht gelingt, wird Dominik sterben, und ich muss mich dem offenen Kampf mit Jiri stellen. Ich habe keinerlei Chance, gegen ihn zu gewinnen, wenn er nicht schläft, und Prag wird auf ewig der Verdammnis ausgesetzt sein. Lasst uns in die Kapelle gehen und beten.“
43.
Dominiks Kräfte schwanden mit fortschreitender Stunde. Er wusste nicht, wie lange er in diesem winzigen Raum eingeschlossen war. Der Hunger schwächte ihn so sehr, dass er immer wieder einschlief und das Zeitgefühl verlor. Sie hatten ihm vorgeworfen, gegen den Kodex verstoßen zu haben. Darauf stand Verbannung. Dennoch schickte Jiri ihn nicht fort, sondern hielt ihn hier gefangen. Das fand er seltsam.
Das alles verdankte er diesem verdammten Drazice, der ihn verraten hatte. Wenn dieser jetzt vor ihm stünde, könnte er für nichts garantieren. Er lachte leise angesichts seiner desolaten Verfassung, die ihn nicht gerade für einen Kampf gegen einen starken Vampir unterstützte.
Wenn er nicht bald einen Tropfen Blut zu trinken bekäme, würde er hier elend verrecken.
Er schloss die Augen und sah Karolinas Gesicht vor sich, das er vielleicht nie mehr wieder sehen würde. Jiri kannte keine Gnade.
Dominiks Magen krampfte sich zusammen, als müsse er sich übergeben. Er würgte, dann begann er zu frieren.
Er umschlang seinen bebenden Körper mit den Armen, bis schließlich tiefe Dunkelheit seinen Geist wieder einhüllte.
Dominik fuhr zusammen, als sich mit lautem Knarren die Tür öffnete und der Schein einer Fackel ins Innere der Kammer fiel. Seine Muskeln waren hart und schmerzten. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und blinzelte ins Licht. Schemenhaft erkannte er die Umrisse eines hochgewachsenen Mannes mit weißen Haaren.
„Dominik, du hast mal wieder deine Chance verpasst“, vernahm er die raue, volltönende Stimme seines Anführers und Schöpfers. Jiri stand breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt, in der Tür und fixierte ihn. Seine Präsenz schien den winzigen Raum zu erdrücken.
Dominik leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Anstelle einer Antwort drang nur ein heiseres Krächzen aus seiner Kehle.
Jiri lachte leise. „Nun, wie fühlt es sich an, wenn man hungert und durstet? Spürst du schon den brennenden Schmerz in deinen Eingeweiden? Hast du Krämpfe oder vertrocknest du bereits?“ Jiri trat näher und lächelte zu ihm herab.
„Bitte ... gib mir was ... zu trinken“, wisperte Dominik.
Jiri schüttelte den Kopf. „Du hattest die Chance, das Blut dieser Hure zu trinken. Pech. Warum suchst du nicht eine Ratte? Sie sind doch sowieso dein Hauptgericht. Ach, ich vergaß, wie sehr dich der Hunger schwächt.“
„Was ... hast ... du vor?“ Jedes Wort fiel Dominik schwer, seine Kehle war ausgedörrt und seine Zunge
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