Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
einen Rapphengst mit wallender Mähne.
An der Wand neben der Box hingen Sattel- und Zaumzeug. Als er an den Hengst herantrat, legte der die Ohren an und stieg hoch, begleitet von einem drohenden Wiehern. Die Hufe trommelten wütend auf dem steinernen Boden. Ein widerspenstiges Pferd würde ihre Flucht erschweren.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Adela schlief und ihn nicht beobachten konnte, fauchte er den Hengst an und zeigte seine Fangzähne. Das Tier rollte mit den Augen und ging rückwärts. Seine Flanken zitterten. Doch Dominik konnte den schwachen Geist des Tieres auch durch seine Gedanken beeinflussen. Manchmal besaß es Vorteile, ein Geschöpf der Finsternis zu sein. Er lächelte.
Geschickt legte er dem Hengst das Zaumzeug an und warf den Sattel auf den breiten Pferderücken. Das Tier ließ alles über sich ergehen.
Dominik sah zu Adela hinüber, die leise schnarchte.
Sein Magen knurrte. Bald wäre sein Hunger stark und nur schwer zu kontrollieren. Er musste Blut trinken, wenn sie auf der Flucht eine Chance haben sollten. Im Stroh raschelte und quiekte es. Ratten! Von diesem Viehzeug existierte mehr als genug. Als Kind hatte er seine Fangkünste an ihnen geübt. Es gab sie überall, selbst in der Stadt. Er beugte sich über das Stroh und hielt nach den Nagern Ausschau.
Direkt zu seinen Füßen raschelte es erneut. Mit einer schnellen Bewegung packte er die Ratte und zog sie aus dem Stroh. Das Tier quietschte in Todesangst. Da öffnete sich sein Mund, seine Fangzähne blitzten auf. Zielsicher biss er den Kopf der Ratte ab, was ein knirschendes Geräusch verursachte. Das frische, warme Blut spritzte in seinen Mund, und er spürte, wie seine Kräfte zurückkehrten. Doch er musste sich beeilen, denn die geringe Blutmenge würde nicht lange vorhalten.
Achtlos warf er den toten Rattenkörper ins Stroh zurück und wischte sich das Blut mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Was hätte Karolina dazu gesagt, wenn sie ihn so erlebt hätte? Sie wäre entsetzt gewesen, angewidert von seinen animalischen Trieben, und hätte sich von ihm abgewandt.
Er hasste diese unbeherrschte Gier in sich, die ihn zu einer Bestie machte.
Jedes Mal beschleunigte sich sein Puls, wenn er an sie dachte, und er sehnte sich danach, sie in den Armen zu halten.
„Verdammt!“ Dominik schlug sich die Faust gegen die Stirn.
Ein leises Stöhnen ließ ihn herumfahren. Adela wachte auf. Er führte den Hengst zum Tor, hob Adela auf den Sattel und schwang sich selbst auf den Pferderücken.
Er drückte dem Hengst die Absätze in die Flanken und dieser trabte wiehernd los.
Das Pferd kam im tiefen Schnee nicht schnell genug voran.
Immer wieder warf Dominik einen Blick zurück über die Schulter, während er den Hengst mit Schnalzen zu höherem Tempo aufforderte.
Das edle Tier bahnte sich keuchend einen Weg durch den dichten Schneeteppich. Dann erreichten sie den Wald. Ihn mussten sie durchqueren, wenn sie auf kürzestem Weg zum Schloss gelangen wollten.
Das Pfeifen des Windes übertönte jedes Geräusch. Dominiks feinem Vampirgehör entging nicht das lauter werdende Surren hinter ihnen, was ihm verriet, dass Jiri bereits alles erfahren hatte und seine Häscher ihnen dicht auf den Fersen waren.
Der Hengst galoppierte in halsbrecherischem Tempo durch den Wald. Dominik beugte sich schützend über Adela.
Das Surren näherte sich unaufhaltsam, und die Kräfte des Hengstes schwanden. Dominik verfluchte seine ungeplante Rettungsaktion, durch die er Adela und sich selbst in Gefahr brachte.
Wenn der Hengst nicht unter ihm zusammenbrechen sollte, musste er das Tempo drosseln. Die schwarzen Schatten zogen über ihnen Kreise und zwangen ihn, eine schnelle Entscheidung zu treffen.
„Adela, du musst die Augen schließen und mir versprechen, sie nicht zu öffnen, egal was geschieht. Hast du mich verstanden?“ Sie nickte und kniff die Augen fest zu.
„Gut so. Wir müssen gleich vom Pferd springen. Sie verfolgen uns. Hab Vertrauen und halte dich an mir fest.“
„Hm, hm.“ Adelas Antwort ähnelte einem Wimmern. Sie zitterte vor Angst am ganzen Körper.
Dominik hüllte sie in seinen Umhang, schlang die Arme um sie und warf noch einen letzten Blick zurück über die Schulter.
Die Schattendämonen näherten sich unaufhaltsam.
„Jetzt!“, schrie er und sprang mit Adela vom Pferd. Sie kreischte auf.
„Halte die Augen geschlossen, es geht um dein Leben, Adela!“, rief er.
Sie nickte, und Tränen rollten über ihre Wangen.
Vampire
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